Ich freue mich sehr über eine Nachricht bei Insta, warum man als Vegetarier Wurst und Hack kauft und ob das kein Widerspruch sei:

Dazu schreibe ich sehr gerne meine Meinung. Aber vorab mal der Status Quo: Würstchen haben eine spezielle Form. Würstchenform eben. Aufschnitt ist platt und rund und Käse gibt es als Laib, am Stück, in Scheiben und zum Streichen. Steak sieht aus wie Steak und Geschnetzeltes wie Geschnetzeltes. Alles lässt sich anders zubereiten, hat sich in bestimmten Gerichten etabliert, macht ein anderes Kocherlebnis, wird anders gewürzt und schmeckt auch anders. Jetzt zu Tofu und Co:

Die Palette an „Ersatzprodukten“ wächst und ich war diese Woche in einem Biosupermarkt und total überrascht, was es alles neues gibt, das ich noch nicht kannte. Man geht ja aus Gewohnheit in seine Standardläden. Das sollte man auch mal durchbrechen, zumindest wenn man neugierig ist. Das ist nämlich mein Grund Nummer I, weshalb ich solche Produkte kaufe.
1 #Neugier
Das vegane Hack hatte ich mittlerweile von zwei Firmen ind drei Varianten. Ich habe früher immer eine Gemüsepfanne mit Gnocchi und Hack gemacht, mit Fetawürfeln als Topping. Diesen Geschmack vermisse ich durchaus. Warum sollte ich dann nicht hin und wieder neue Dinge ausprobieren, die mir dieses Genusserlebnis wieder vermitteln. Klar, ich kann auch Gemüsepfanne nur mit Gnocchi essen. Schmeckt auch. Aber warum muss ich als eine, die gerne vegan isst, auf mein Lieblingsgericht verzichten, nur weil ich nichts vom toten Tier essen möchte? Wenn es doch auch ohne Tierleid geht, greife ich gerne zu Tofuhack oder Ersatz aus Erbsen und Co.
#veganmitanita #veganmitanita
2 #Aussehen
Dass vegane und vegetarische Produkte ähnlich aussehen wie die „Originale“, ist natürlich erstmal auch ein Verkaufsargument. Laut einer Studie sind 90 Prozent der Käufer weder Vegetarier, noch Veganer, sondern möchten einfach mal ausprobieren, wie das so ist. Dumm natürlich, wenn sie nicht schmecken – kommt vor – dann heißt es nämlich: bäh, vegan schmeckt nicht. Aber dann probiert man eben andere Sachen. Oder macht Dinge selbst, so wie ich neulich veganen Käse. Und wenn fleischloses Hack, Würstchen und Lebenswurst ohne Tier helfen, Käufer zum Umdenken zu bringen, weil man wenigstens meint, man isst das „Original“, dann ist das doch super, oder? Stellt euch mal eine Generation vor, die mit Tofuwurst und Cashewkäse aufwächst. Die würden sagen: bah sowas habt ihr gemacht? Tiere gegessen? Für die wäre vegan dann normal. Weil am Ende doch alles Erziehung, Gewohnheit und Gesellschaft ist. Nicht wahr?

3 #Name
Neulich wurde ich doof angemacht, weil ich aus dem Trockenrest vom Entsaften aus Rote Beete und Karotten, angemischt mit Haferflocken und Sojamilch, Frikadellen gemacht habe. Die waren megalecker! Aber mein Gegenüber sagte erbost: Das sind dann aber keine Frikadellen. Ich sage: doch! Fri(sche)-Ka(rotten)-dellen. Noch Fragen? Wofür steht das Wort beim Fleisch? Eben. Und ich glaube, es wird eine Zeit kommen, in denen wir Frikadellen an der Frischetheke, Wurst im Regal und Milch kaufen, die alle selbstverständlich vegan sind. Dann muss man nicht mehr fragen, braucht keine Extrasiegel oder Labels. Im Moment heißt es immer: ja ich grille mit, aber mit veganen Würtschen. Für mich sind es aber normale Würstchen. Deshalb sind zum Übergang Sondernamen ok, aber auf Dauer: wieso?
Geschützte Namen
Und dass einie Dinge wie Milch oder Feta eben nur im Original so heißen dürfen: sei´s drum. Dann nenne ich die Sachen eben anders. NoMilk und Vlock, ein dicker Blog aus Cashewnüssen, eingelegt in Öl und Kräutern. Beim Rest bleibe ich dabei: Steak, Roulade, Schnitzel, Burger. Tut doch keinem weh, oder?

4 #Herkunft
Ich werde auch gerne damit beschossen, dass es heißt: du isst Avocado, dein Soja kommt nicht aus Deutschland und überhaupt ist das ja alles gar nicht nachhaltig. Echt jetzt?? Ich glaube, die eine Avocado in der Woche (wenn überhaupt) ist alles in allem tausend mal nachhaltiger als das argentinische Steak. Mein Soja kommt mittlerweile sehr wohl auch aus Deutschland und als gesundheitsbewusster Mensch, der auch aus gesundheitlichen Gründen auf die Zutatenliste guckt, lasse ich gewisse Produkte, egal wo sie herkommen, auch einfach liegen.

5 #Gesundheit
Apropos Gesundheit. Als letztes Argument noch das Thema „das kann doch nicht gesund sein“. Ich habe neulich nur gekontert: ist dein Essverhalten gesünder? … Klar können Veganer und Vegetarier verdammt ungesund leben, immer nur Pommes und Zartbitterschokolade sind sicher nicht die Lösung. Aber Fleischesser leben auch nicht unbedingt gesund. Beide können Mangelerscheinungen haben. Vegetarier und Veganer, die mit Köpfchen essen, verzehren deutlich mehr Gemüse und Obst, Hülsenfrüchte und gute Öle. Da können dann gerne auch mal ein Stück Cashewkuchen oder veganes Weingummi, ein paar Chips oder veganer Aufschnitt bei sein.
Ungesund geht immer
Was ich esse, ist auf jeden Fall gesünder, als das, was ich früher gesessen habe. Und dass ich B12 in Tropfen- oder Tablettenform nehmen muss, um keinen Mangel zu bekommen: hey, unseren Tieren wird B12 zugefüttert, damit wir B12 bekommen. Da nehme ich doch lieber direkt eine unter hygienischen Laborbedingungen herstellte Tablette. Außerdem haben auch Fleischessen durchaus B12-Mangel. Denn in Wurst und Co ist das Vitamin nicht so sehr zugesetzt. Würde man B12 auch sämtlichen Sojajoghurts und Co zusetzen, wäre es vielleicht nicht nötig zu supplementieren. Aber wenn es Tieren zugegeben wird, ist das ok? Wenn ihr meint, in Ordnung.

Schlussplädoyer
Ich finde es auf jeden Fall toll, dass sich auf dem Markt und in den heimischen Küchen soviel tut. Und übrigens sind all diese Produkte aus Tofu, Erbsen und Co für mich keine Ersatzprodukte, sondern Lebensmittel. Ganz normale Lebensmittel, mit denen ich ab und zu koche. Und wer sich als Vegetarier oder Veganer auch tatsächlich Gedanken macht, was er warum isst (und was nicht), der kommt vermutlich irgendwann selbst auf den Trichter, dass solche Produkte eher Genussmittel, Luxusgüter, verarbeitete, aufwendig hergestellte Industrieprodukte sind, die eine Auswirklung auf die Umwelt und mit allem was drin ist auch eine Auswirklung auf unseren Körper haben. Deshalb nutze ich solche Sachen eher selten. Meine Basis sind frisches Gemüse und Obst und natürliches Essen – und wenn das auch alle Fleischesser gebachten würden und ihr Steak oder Würtschen als ein Genussmittel sehen, das wie der Sonntagsbraten einmal die Woche auf den Tisch kommt, wäre schon einiges getan. Hat jetzt noch einer was dagegen oder stellt in Frage, waum ich vegan esse? Schreibt mir eine Mail. Ich diskutiere auch gerne weiter… 🙂