Das war meine erste und leider auch letzte Teilnahme beim LongCourseWeekend auf Mallorca. Denn das Format wird hier auf der Insel eingestellt. Umso zufriedener bin ich, dass ich auf allen drei Distanzen starten und finishen konnte. Und, dass es das LCW zumindest noch auf anderen Flecken der Erde gibt. Vielleicht beim nächsten Mal dann doch komplett? Aber von vorne…

Was für ein Jahr
Ich hatte ein seltsames Triathlon-Jahr… ohne kompletten Triathlon. Als ich für das Trainingslager im April nach Mallorca geflogen bin, hatte ich neun Monate ohne Rennradtraining hinter mir. Ich war laufen, aber auch das nicht übertrieben viel. Schwimmen war ich ab und zu mal, für mich. Ohne echtes Training mit Sprints oder bestimmten Abgangszeiten. Seit dem Ironman in Frankfurt letztes Jahr hatte ich einfach nur Lust auf Bewegung, nicht auf Training.
Saisonstart Trainingslager
Aber mit dem Trainingslager kam dann natürlich wie jedes Jahr wieder die Lust mehr zu machen. Nach zwei Wochen im Sattel habe ich dann recht unvorbereitet beim 312 mitgemacht – die „kurze“ 167-Kilometer-Variante – und weil es morgens so kalt war zum Start, habe ich mich richtig schön verkühlt. Wochenlang war ich krank, zig mal beim Arzt und habe meinen einzigen geplanten Triathlon für 2019, den 70.3 auf Mallorca, in eine Staffel umgemeldet. Allerdings war ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wieder wirklich fit und brauchte danach einige Zeit, um wieder komplett zu regenerieren.
Meine ersten Ultras
Mit der Luft, die ich wieder schnappen konnte, kam dann auch der Spaß am Training zurück. Vor allem am Laufen. Das war auch nicht ganz unwichtig, denn ich hatte schließlich meinen ersten Ultratrail vor der Brust. Beim Eiger E51 habe ich über 50 Kilometer mit 3000 Höhenmetern gemacht und fand dieses Neuland richtig cool. Kurz darauf kam der RUN2 als Zwei-Tage-Variante des TransAlpinRuns und schwupp, war es wieder vorbei mit Laufen. Eine Entzündung in der Patellasehne am Schienbeinansatz hat mich acht Wochen komplett vom Laufen abgehalten. Das Einzige, was ich in dieser Zeit machen konnte, war schwimmen.

Neue Bestzeit im Schwimmen
Und das hat sich hier auf Mallorca nun ausgezahlt. Eigentlich war ich ja gemeldet für die komplette Langdistanz beim LongCourseWeekend, also 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer laufen. Aber weder meine Kondition, noch meine Knochen, hätten das zugelassen. Also habe ich umgemeldet – das ist das Schöne beim LCW – ich kann die Distanzen mixen wie ich möchte. Ich blieb also bei den 3,8 Kilometern schwimmen und kürzte auf die halbe Raddistanz von 89 Kilometern und die kürzeste Laufdistanz von knapp fünf Kilometern.
Raceday I = Swim Day
Samstag ging es ins Meer. Der Schwimmstart war spannend. Ich stand selbstbewusst in der ersten Reihe, im Wissen, dass ich in der Waschmaschine landen würde. Aber zu weit hinten muss man zu viele Leute überholen. Ich wollte möglichst schnell meinen Rhythmus finden. Also rein ins Vergnügen und es hat sich ausgezahlt. Nach weniger als 33 Minuten war ich das erste Mal wieder da, Landgang über den Strand und zurück ins Wasser, dieselbe Runde nochmal.

Außerhalb der Komfortzone
Ich habe gemerkt, dass ich außerhalb meiner Komfortzone bin, aber ich wusste ja auch, dass ich mich danach ausruhen kann. Also volle Kraft voraus. Ich habe so gut es ging auf meine Technik geachtet, die ich mir in der letzten Zeit Kachel für Kachel angewöhnt habe. Aber irgendwann wurden die Arme müder und ich habe angefangen zu schludern. Die letzten 500 Meter haben sich gezogen wie Kaugummi, aber die Mühen haben sich gelohnt. Nach rund 1:10 Stunde kam ich mit 3978 Meter auf der Uhr aus dem Wasser – das ist meine neue Bestzeit und bedeutet runtergereichter auf 3,8 Kilometer eine Zeit von 1:06:30 Stunde. Mega! Happy! Und die erste Medaille!

Der Schwimmstart der 3,8- und 1,9-Starter war um 9.oo Uhr. Um 12.oo Uhr durften dann die anderen ran und ich konnte anfeuern. Das macht auch immer mega Spaß.

Ich hatte noch kurz überlegt, die 750 Meter auch noch mitzuschwimmen, aber einer musste ja Fotos machen 😀 Den restlichen Tag ging es bei mir eigentlich nur um Essensbeschaffung. Nach-Schwimm-Hunger ist der Schlimmste… Oder Schönste, wenn man auf dieser Insel hier hausiert. Es gab Sellerie-Smoothies, vegane Empanadas und Paella. Und eine Portion Vorfreude auf den Rad-Tag.
Raceday II = Bike Day

Weiter geht´s
Ich hatte den gesamten Sonntag Vormittag für meine Vorbereitungen, weil ich erst um 12 Uhr gestartet bin. Also Radflaschen füllen mit Salz und Gel, Startnummer an der Sattelstütze anbringen, in Ruhe frühstücken, einrollen und rein in den Startblock. Diesmal in die zweite Reihe, weil ich mich nicht gleich komplett überrollen lassen wollte. Ich hatte vor kontrolliert zügig zu fahren. Mein Knie konnte ich nicht einschätzen. Ich hatte zwar in den Tagen vorher mal lockere 30 Kilometer auf dem Rad gemacht, aber wie sich meine Patella im Rennen verhalten würde, wusste ich nicht.

Zu schnell angegangen
Ich habe mich am Anfang komplett mitziehen lassen und habe eindeutig übertrieben. Mit 37 km/h im Schnitt bin ich über die Hauptstraße Richtung Can Picafort rausgerast. Dann kam das berühmte Wellblech und ich musste Tempo rausnehmen. Die Hitze stand auf der Straße wie im Backofen, mein Wasser war ruckzuck leer getrunken und meine Beine waren ebenfalls schneller alle als gehofft. Nach 20 Kilometern habe ich also gesagt, ich mache jetzt eine RTF daraus. Die erste Runde konnte ich mich noch mit einer Gruppe zusammen tun, in der zwei andere Mädels und ich ziemlich viel Arbeit geleistet haben. Wir haben uns vorne im Wind abgewechselt und trotz Rufen und Zeichen mit Bitte um Wechsel an die Herren der Schöpfung hinter uns passierte nichts. Das hat mich natürlich Körner gekostet.

Müde Beine
Also habe ich auch diese Gruppe irgendwann ziehen lassen und bin für mich durch die zweite Runde getrödelt. Ich habe geschwitzt, gelitten und geflucht. Es war heiß und wirklich anstrengend. Aber dafür, dass ich seit Mitte Mai null Rennrad mehr gefahren bin, bin ich immerhin nach gut drei Stunden ins Ziel gerollt. Die letzten zehn Kilometer habe ich noch einen Leidensgenossen gefunden und wir haben die Zeit irgendwie rumgequatscht. Danke 336. Das tat gut!
Zieleinfahrt
Auch hier haben sich die letzten Kilometer gezogen wie Nix. Man habe ich gekämpft. Nächste mal trainiere ich vorher auf jeden Fall mehr. Ich konnte wirklich nicht so sehr genießen, wie ich es sonst auf dem Rad tue. Aber ich habe es geschafft. am Ende standen knapp 93 Kilometer auf meine Uhr – mit einer Zielzeit von 3:02 Stunden. Guter 30er Schnitt, passt. Geschafft. Und Medaille Nummer II im Sack.

Wellen vs. Berge
Wenn Wellen plötzlich gefühlt zu steilen Bergen werden, dann merkt man auf jeden Fall, dass der Trainingszustand zu wünschen übrig lässt. Umso stolzer bin ich aufs Metall.

Verdiente Pause
Den restlichen Tag war ich richtig gerädert. Im wahrsten Sinne. Abends gab es noch vegane Pasta mit viel Gemüse und dann war ich glaube ich um 20 Uhr schon im Bett. Mit Gedanken voll und ganz auf der Laufstrecke und bei meinen Zweifeln, ob mein Bein auch am nächsten Morgen noch schmerzfrei sein würde. Ich war mir ganz sicher, dass ich es trotzdem schaffen könnte. Walkend, meinetwegen.
Raceday III: Run Day
Um 8.45 Uhr sollte der Startschuss fallen. Da ich aber um 6.oo Uhr aus dem Bett gefallen bin, hatte ich reichlich Zeit, meinen Kaffee zu trinken, die Startnummer vorzubereiten mich ein bisschen aufzuwärmen. Noch im Startblock wusste ich nicht ansatzweise, ob ich laufen, gehen oder beides abwechseln würde. Ich bin einfach mal locker losgetrabt – und es lief. Ganz langsam und gemächlich habe ich einen Fuß vor den anderen gesetzt und mich gefühlt wie beim Ironman letztes Jahr, als mit dem Wettkampftag plötzlich meine Schmerzen (damals im Fuß) wie weggepustet waren.

Schwammige Muskeln
Meine Muskeln im Oberschenkel und in der Wade fühlten sich irgendwie schwammig an, nicht so stabil, aber ich hatte keine Schmerzen. Eher habe ich gemerkt, dass mein Knie „da ist“, wie eine Art Phantomgefühl, übertrieben, weil mein Hirn natürlich total auf diese Stelle fokussiert war. Nach zwei Kilometern bin ich wirklich mal in mich gegangen und habe mich gefragt, ob das gerade gut ist und ob ich wirklich keine Schmerzen habe. Und ich habe entschieden weiter zu laufen. Meine Konditon war sogar auch ganz ok und nach keinen ganzen fünf Kilometern in einer mega gechillten 6:15er Pace bin ich ins Ziel getrudelt – ohne Gehpause, ohne Aua, ohne Reue!

Meine Ausbeute
Ich habe sie alle: die drei Medaillen. Und ich bin mega happy! Schade, dass es das letzte LongCourseWeekend auf Mallorca war, aber das Format bleibt uns in Wales, Australien und Holland erhalten und kommt angeblich auch bald nach Hamburg. Dann sehe ich zu, dass ich doch mal alle Langdistanzen mitmache und mir noch die vierte Medaille als All-Over-Finisher dazu hole…

Rückblick 2019
Das war mein Saisonabschluss 2019 und ein verrücktes Jahr. Bandscheibenvorwall im Dezember 2018, Bronchitis von April bis Juni, Patella-Entzündung… Und dazwischen immer ein paar kleine Wettkämpfe. Ich versuche nächstes Jahr auf jeden Fall mehr Konstanz einzubringen, sowohl gesundheitlich, als auch trainingstechnnisch und in meinen geplanten Wettkämpfen. Die stehen übrigens schon weitestgehend fest. Es wird ein Jahr der Superlativen. Und ich habe richtig Bock. Ich verrate euch mal, was ich vorhabe.
Saisonplanung 2020
09.02. G1 Kölnpfad 63km laufen
05.04. Bergische5 Trailrun-Etappenlauf 178km
09.05. Whew100 Run & Bike*
31.05. Swim & Run Cologne 12km schwimmen
20.06. Ruhr2NorthSeaChallenge 300km radfahren
05.07. Challenge Roth Staffel
23.08. Ironman 70.3 Duisburg
*Bei diesem Format läuft man zwar einen 100km-Ultra, aber hat jemanden als Radbegleitung dabei und kann sich abwechseln mit fahren und laufen, wenn man eine Pause braucht. Coole Idee, oder???
Ein bisschen Spontanes
Dazu kommen vielleicht noch das 312 auf Mallorca im Frühjahr, ein neuer Köln Triathlon im Spätsommer, eventuell der Kölnpfad, die TortourDeRuhr und die ein oder andere verrückte Kleinigkeiten. Ein bisschen spontan will ich auf jeden Fall sein, aber soweit der Plan. Was habt ihr so vor im nächsten Jahr? Einen ersten kleinen Triathlon? Eine neue Bestzeit im Marathon? Einfach nach Lust und Laune? Schreibt mir!
Wer will mehr?
Und für mehr Eindrücke hier von Mallorca könnt ihr auf mein Insta-Profil und auf die LCW-Facebook-Seite gucken – da gibt es ganz viel Video- und Fotomaterial und viel Sonne!
Wir sehen uns am Start! An welchem auch immer…