Lecker Insekten?

Anita Horn Food, Rezepte

Sie knuspern, sie knacken und sie sind schwer im Kommen. Insekten enthalten hochwertige tierische Proteine und sind in anderen Teilen der Welt längst fester Bestandteil der Ernährung – ob in Japan, Nigeria, Mexiko oder Kolumbien.

Kostprobe gefälligst?

Ich habe selbst schon mehrere Male Insekten probiert: Mehlwürmer auf Burgern und in Wraps, geröstete „Hormigas Culonas“ – das sind „Arschameisen“ mit großem, essbarem Hinterteil in Kolumbien, Chapulines in Mexiko und Insekten-Krokant auf Eis in Köln. Wuaaaahhh…

Überwindung

Der erste Biss ist immer eine echte Überwindung. Und ich muss sagen, dass mir bisher keine Variante besonders gut geschmeckt hat. Die kleinen Röst-Grillen in Mexiko waren total sauer, die Arschameisen schmeckten irgendwie muffig und die gerösteten Varianten auf Burger und Wrap haben zwar geknuspert, aber sonst nach nicht viel geschmeckt.

Proteinpulver und Pizza

Mittlerweile gibt es aber auch Proteinpulver aus Insekten und Insektenmehl, das sich deutlich einfacher und leckerer im Alltag verarbeiten lässt. Zum Beispiel in Form von Pizza.

Um langsam einzusteigen wird hier normales Mehl mit Insektenmehl gemischt. Belegt wird je nach Gusto mit Pfirsichen und Zucchini oder anderem Gemüse. Hier geht es zum Rezept.

Gewohnheitssache?

Rund zwei Milliarden Menschen auf der Welt knabbern mit Vorliebe oder aus Mangel an Alternativen frittierte Maden, gegrillte Grashüpfer und marinierte Raupen wie Chips. Die saftigen Sagowürmer, Larven eines Rüsselkäfers, der Palmen befällt, gehören in vielen tropischen Ländern zum Essen einfach dazu. In Südafrika werden jedes Jahr fast zehn Milliarden Mopaneraupen geerntet. Und in Mexiko sind die Raupen der Motte Hypopta agavis, die sich am Grund vieler Flaschen Mescal finden, der Hit. Bei uns kostet alleine der Gedanke, Insekten zu essen, viel Überwindung und bringt so manch einen in Schweißausbrüche.

Salonfähig?

Aber Insekten werden salonfähig. Restaurants bieten delikate Gerichte mit Insektendeko an und machen auf die umweltschonende Zucht aufmerksam. Laut Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sind 1900 essbare Insektenarten durch Wissenschaftler inzwischen aufgelistet. „Zunächst könnten Insekten vor allem als Tierfutter eingesetzt werden. Die Effizienz von Insekten als Viehfutter ist wahrscheinlich höher als die von Soja, Mais oder Fischmehl“, sagt die FAO-Expertin Müller. Hinzu kommt, dass sie sich auch mit landwirtschaftlichen Abfällen aufziehen lassen.

Nachhaltiger als Fleisch?

Insekten produzieren weniger Treibhausgase als Rinder und Schweine und benötigen nur ein Zehntel so viel Land. Und sie sind effizienter. Insekten produzieren pro Kilogramm Futter 12 mal so viel Nahrung wie Rinder und 5 mal so viel wie Schweine. Das hat zwei Gründe. Zum einen ist ein größerer Teil ihres Körpers essbar. Rechnet man bei Grillen zum Beispiel das Außenskelett aus unverdaulichem Chitin und die Beine ab, die viele Menschen lieber entfernen, bleiben 80 Prozent des Körpergewichts übrig. Bei Hühnern und Schweinen sind etwa 55 Prozent essbar, bei Rindern 40 Prozent. Außerdem benötigen Insekten viel weniger Nahrung pro Kilogramm Körpergewicht. Das liegt vermutlich daran, dass sie Kaltblüter sind und ihre Körpertemperatur nicht aufrechterhalten müssen. Für ein Kilo Heuschrecke müssen nur acht Liter Wasser verbraucht werden, für ein Kilo Rinderbraten sind es etwa 20.000 Liter. Aber Achtung: Studien zeigen, dass Garnelen-Allergiker auch allergische Reaktionen gegen Mehlwürmer hatten, so das Paul-Ehrlich-Institut.

Gesetzgebung

Seit Anfang 2018 gilt die neue EU-Novel Food-Verordnung, die besagt, dass Insekten nach einer intensiven Unbedenklichkeitsprüfung als Lebensmittel zugelassen werden. In Belgien, Frankreich und den Niederlanden ist man schon weit voraus, in Deutschland zieht man langsam nach.

Ethik

Ob der Verzehr von Insekten ethisch korrekt ist, darüber wird sicher noch lange heiß diskutiert, schließlich sind es auch Tiere. Aber einige sind bereits der Überzeugung, dass die kleinen Krabbeltiere die Lebensmittelindustrie revolutionieren können und dabei die Umwelt schonen.

Food-Workshop 3.0

Was alles in unserem Essen ist und sein kann, oder drauf steht und gar nicht drin ist, darum geht es im Food-Workshop 3.0. Hier geht es zum Handout (Download vom 21.1.-28.1.2019).