Gestatten, Anita!
Ich bin 36 Jahre alt, Sport-Reporterin beim Radio, Autorin, Bloggerin und ambitionierte Hobby-Triathletin, angemeldet für meine erste Langdistanz. 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rennrad fahren und 42,195 Kilometer laufen. Ich muss verrückt geworden sein. Aber ich liebe Sport. Auch wenn das nicht immer so war.
Im Schulsport wurde ich immer als Letzte gewählt. Für mich waren die Bundesjugendspiele der Horror, Sportabzeichen reine Folter.
Ironman. Ich?!
Hätte mir das jemand vor ein paar Jahren erzählt – ich hätte lauthals gelacht. Ich habe es in der Oberstufe zwar immer wieder mit neuen Sportarten versucht, aber weder Volleyball noch Fechten haben mich überzeugt. Und doch bin ich angemeldet: für meinen ersten Ironman. Im Jahr 2018. Das ist das perfekte Jahr für mein Vorhaben: die Langdistanz feiert ihr 40. Jubiläum und ich bin dabei – mit einem eigens erstellten Trainingsplan, vielen Ratschlägen von Profis, Ärzten und Wissenschaftlern. Und einer Rücktrittsversicherung im Nacken. Sicher ist sicher.
Seit Anfang November trainiere ich schon für mein großes Ziel. Vor allem galt es fit und gesund zu werden und es auch zu bleiben. Ende August 2017 habe ich meine halbe Schilddrüse heraus operiert bekommen. Danach musste ich mich erstmal zurück kämpfen. Ich war dauermüde und an Sport war im September kaum zu denken. Im Oktober konnte ich endlich wieder ein paar Kilometer laufen. Dazu habe ich mir eine Extraportion Motivation organisiert – einen Laufhund. Ein- bis zweimal pro Woche fahre ich zu Husky Zippo – entweder mit dem Rad, um dann mit ihm zu laufen, oder mit dem Auto, um im Anschluss noch zu schwimmen.
Von November bis April war ich zusätzlich im Fitnessstudio angemeldet, um gezieltes Krafttraining zu machen und indoor Rad zu fahren. Ich mache regelmäßig Yoga und klassisches Pilates, um meine Dysbalancen auszumerzen, mich ausgiebig zu dehnen und entspannen. Und seit Januar geht es ans Eingemachte. Lasset die Spiele beginnen…
Mein erster Triathlon
Übermut? Bierwette? Midlife-Crisis? Es gibt viele Wege zum Triathlon. Meiner ging so: eigentlich sollte ich 2012 eine Radio-Reportage machen: einen Selbstversuch auf der olympischen Distanz. Ich habe mich also für den Köln Triathlon angemeldet und hatte zwei Wochen vor dem Wettkampf von einem Hindernislauf in Hamburg – zum Glück – einen Hexenschuss. Da ich eh weder kraulen konnte noch einen Neoprenanzug oder ein Rennrad hatte, wäre ich, wenn überhaupt, vermutlich ins Ziel gekrochen und hätte diesen Sport für immer verflucht.
Dank des Hexenschusses habe ich mich entschieden, im Folgejahr vernünftig an das Projekt heranzugehen und 2013 bei den Kölner Rookies mitzumachen. Drei Monate betreutes Training in allen Disziplinen inklusive Koppel- und Wechselzonentraining. So habe ich Kraulen gelernt, mir ein erstes eigenes Rennrad zugelegt und hatte erstmals Lauftraining in einer Gruppe. Mein erster Probe-Triathlon war noch während des Rookie-Projekts eine Sprintdistanz am Rheinauhafen in Köln. Ich erinnere mich, wie ich völlig fertig aus dem Hafenbecken kroch und mir ein Wettkampfrichter in der Wechselzone zurief „Hey, du bist 20. Frau, weiter so“. Am Ende habe ich festgestellt, dass nur 29 Frauen mitgemacht haben.
Aber es hat gewirkt, ich war nach 1:45:22 Stunden als 12. Frau im Ziel und stolz wie Oskar. Ich habe Blut geleckt und wollte mehr. Es folgte meine erste olympische Distanz beim Köln Triathlon Wochenende im September. Und auch hier lief es recht rund, obwohl ich vor dem Start ein einziges Nervenbündel war. Nach 2:25:58 Stunden habe ich die Ziellinie überquert. Damit war das Rookie-Projekt erfolgreich beendet, meine Reportage im Kasten und ich gefangen von einem neuen Hobby. Zum Saisonabschluss wollte ich mir den Köln Marathon nicht entgehen lassen und habe die Vier-Stunde-Marke unterboten.
Mein Ziel: Meine erste Langdistanz
Nun habe ich große Pläne: meine erste Langdistanz beim Triathlon, also 3,8 km schwimmen, 180 km Rennrad fahren und danach noch einen Marathon laufen, 42,195 Kilometer. Ohne Pause. Komplett am Stück.
Mein Blog
Wie es mit den Vorbereitungen klappt und ob ich noch alle Tassen im Schrank habe, das erzähle ich euch gerne – in meinem wöchentlichen Tri-Mag-Blog und hier im WDR COSMO-Podcast: