Die Stadt ist sein Spielplatz: Philipp Raasch, 32 Jahre alt, von ParkourONE Köln, liebt die Hindernisse, die ihm seine Stadt bietet. Egal ob Parkbänke, Hauswände, Mauern und Geländer, Treppen oder Bäume – er umgeht die Hindernisse nicht, er überwindet sie, kriecht hindurch, klettert drüber, springt oder hangelt. Und ich habe mich ihm mal angehängt und mitgemacht.
ParkourONE hat ein Trainings-Programm entwickelt, das sich TRUST nennt: Training und Standard. Dafür gibt es eine Fünf-Finger-Regel.
Fünf-Finger-Regel
- Kleiner Finger: steht im Parkour für Bescheidenheit. Du bist nie am Ziel, es gibt immer höhere Mauern und größere Hindernisse, es geht immer weiter. es geht um Bescheidenheit.
- Zeigefinger: Muttis Zeigefinger, Achtung, pass auf dich auf. Wir haben nur einen Körper, beschütze ihn.
- Daumen: kein Daumen hoch, kein Daumen runter, es gibt im Parkour kein Richtig oder Falsch. Im Parkour wird Individualität gefördert, es gibt keinen Wettkampf, nur das gute Gefühl.
- Mittelfinger: Den Stinkefinger umkehren, keinen Groll sondern Respekt zeigen. Mitmenschen und Umgebung werden geachtet, die Stadt wird genutzt, aber sie gehört niemandem.
- Ringfinger: Da kommt der Ehering dran und auch der steht für Vertrauen – zu sich selbst und zu anderen. Man wird verletzlich, denn man zeigt Grenze und Ängste. Damit geht man respektvoll um.
https://soundcloud.com/ahornzeit/wdr-cosmo-bei-parkourone-koln
Mein Muskelkater
Ich habe erst am zweiten Tag nach dem Training so richtig Muskelkater bekommen – das ist ja bekanntlich der besonders fiese. Allem voran: meine Brustmuskulatur bis tief in die Achseln und meine Oberarme in jeder einzelnen Faser, dazu der obere Rücken und alles rund um die Rippen. Dieses ganze Abstützen mit den Armen und das Hangeln ist man als Büromensch und auch als Triathlet einfach nicht mehr gewohnt. Umso mehr möchte ich genau solche Sachen jetzt wieder trainieren. Ich hatte mega viel Spaß, Philipp ist ein toller Coach, der motiviert, die Angst nimmt und untersützt, aber auch weiß, dass man sich an manchen Stellen bremsen darf.
Mein Oberarm leuchtet auf der Innenseite heute noch in allen erdenklichen Farben und in einem sehr spannenden Punktemuster – das dürfte von der rauen Mauer sein. Aber was soll´s. Ein paar blaue Flecken und Schürfwunden gehören eben auch zum Parkour dazu. Die Straße ist kein Museum. Und manchmal auch etwas dreckig. Aber was gibt es Schöneres, als sich mal wieder die Hände schmutzig zu machen?
Bei dem Regen diese Woche ist mir persönlich alles zu glatt und rutschig, aber sobald es wieder halbwegs trocken ist, würde ich gerne nochmal losziehen. Die Trainingszeiten von ParkourONE Köln sind dienstags und donnerstags abends. Wer kommt mit?