Ich war aufgeregt. Und gleichzeitig irgendwie ganz entspannt. Ich hatte noch nie einen reinen Schwimmwettkampf. Und ich bin glaube ich insgesamt erst zweimal über 3km am Stück geschwommen. Aber mein Plan ist es ja mich langsam an die 3,8km für meinen ersten Ironman nächstes Jahr in Frankfurt anzunähern, ohne Druck, einfach um ein Gefühl für die Strecke zu bekommen. Es ging um nichts. Einfach nur schwimmen. Und dafür war heute der perfekte Tag.
Das USee-Schwimmen ist für viele Sportler in der Region ein bekanntes Event. 600 Teilnehmer haben sich heute auf verschiedene Strecken begeben und sind um die Wette gekrault. Ich wollte einfach nur starten und gut ankommen. Und ich bin angekommen – besser als erwartet. Am Ende habe ich sogar gedacht: Wie? Schon zu Ende?
Meine Kraulanfänge
Ich habe erst für den Triathlon 2013 kraulen gelernt (wobei ich noch sowas von nicht ansatzweise ausgelernt habe). Die Lernkurve war im ersten Jahr enorm, schließlich konnte ich keine fünf Züge ohne halb zu ertrinken. Als unser Trainer im Rookie-Projekt damals sagte: so und jetzt schwimmen wir alle mal zehn Minuten am Stück, wollte ich erst weglaufen. Eine Bahn war schon fast zuviel des Guten. Hätte mir damals jemand erzählt, dass ich mal 60 Minuten am Stück schwimmen würde und in dieser Zeit auch noch 3,3km schaffe, hätte ich lauthals gelacht.
Meine Lernkurve stagniert zwar ziemlich ausgiebig, aber wenn man irgendwann ein gewisses Level erreicht hat (nicht untergehen) und so wie ich auch konsequent das Training meidet, dann kann auch nicht viel Positives mehr passieren. Aber ja, heute habe ich es geschafft und bin stolz wie Oskar, überglücklich und habe jetzt Lust auf mehr davon!
Warum machen wir das überhaupt?
Eine Triathlonfreundin schwärmt mir schon seit meinen Anfängen in dieserm Sport vom USee-Schwimmen vor. Vor zwei Monaten habe ich dann gedacht, früh übt sich. Mein Freund und ich haben uns für die 3,3km entschieden. 2km haben wir ja schon diverse Male gemacht. Da darf es ruhig auch mal was Neues sein. Als heute Früh dann um sechs Uhr der Wecker klingelte, kam die berühmt-berüchtigte Frage: warum machen wir das überhaupt? Sonntag Morgen, alle schlafen. Und wir schälen uns aus den Federn um uns anzustrengen.
Wassertemperatur 21 Grad
Egal, Augen auf und durch. Zu dritt haben wir uns aus dem Kölner Norden auf den Weg gemacht, die Startunterlagen abgeholt und den Chip am Handgelenk befestigt. Alleine das war mir neu. Kein Chip am Fuß – hat sich viel sicherer angefühlt. Beim ein oder anderen Tritt geht die Zeitmessung ja auch gerne mal flöten. Um 9 Uhr ist die erste Gruppe auf die Langstrecke gestartet, direkt danach sind wir ins 21 Grad warme, glasklare Unterbacher Seewasser und haben auf den Startschuss gewartet. Der war zwar kaum zu hören, aber wir sind alle rechtzeitig losgekommen und ich habe mein Lieblingsmantra direkt eingesetzt: konstant und entspannt.
Konstant und entspannt
Die Masse an Leuten hat sich bis auf ein paar Querschläger wunderbar im See verteilt, so dass man die meiste Zeit genügend Platz hatte. Ich habe direkt eine gute Linie gefunden und gefühlt kaum hochgeschaut. Hin und wieder konnte ich auch den Schwimmschatten meines Vordermanns nutzen, der sich bei der Wendeboje als mein Freund heraus gestellt hat. Und dann ging es auch schon auf den Rückweg. Die erste Hälfte verging wie im Flug. Wenn man damit beschäftigt ist an jemandem dran zu bleiben, sind die Gedanken abgelenkt. Nach der Wende habe ich gemerkt, dass ich mal wieder an meiner Technik feilen sollte, ich wurde unsauberer, aber war immer noch in einem guten Tempo unterwegs, konstant und entspannt. Bis ich von einem Biotop an Gemüseeinlage gebremst wurde.
Algenteppich
Ich habe mich volle Kanone ich einem Algenteppich verfangen, mit Füßen und Armen, inklusive Salat vor der Schwimmbrille. Bis ich befreit war, habe ich den Anschluss an meinen Freund verloren und musste mich von da an selbst durchkämpfen, aber auch das ging erstaulich gut. Ich habe noch kurz einen ordentlichen Schlag auf den Hinterkopf abbekommen, meine Kopfschmerzen kamen aber glaube ich eher von der viel zun eng sitzenden Brille… Egal, beim nächsten Hochgucken habe ich schon wieder einen Blick auf den Strand und die Zuschauer erhaschen können und laut dem Piepsen meiner Uhr – die alle 500m ein Vibrationssignal abgibt – lag ich schon bei 2500 Metern. Verrückt, wie lange ich wohl schon unterwegs war?
Forerunner935 zeigt sub1h
Keine Ahnung, spiele aber ja auch keine Rolle. Noch ein paar feste Züge, und dann hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen. Kein Wanken, kein Pumpen, ich war total entspannt und hätte mich gefühlt direkt für 180km auf´s Rennrad setzen können. Und 500m mehr hätte ich davor definitiv auch noch geschafft.
Richtung erste Langdistanz
Bei den Temperaturen, dem Sonnenschein, der Stimmung und all dem Drum Herum, der tollen Orga und der Verpflegung danach muss ich sagen: ich hätte keinen besseren Einstieg in die sachte Vorbereitung für meine erste Langdistanz haben können. Und als ich dann noch die Zeit auf meiner Forerunner935 sah, war ich selbst erstaunt. 00:59:43! Da war sofort klar: darum machen wir das. Weil es genial ist! Weil diese Endorphine sich toll anfühlen! Weil der Teamgedanke toll ist, auch wenn wir eigentlich alle Individualsport betreiben! Weil unverhoffte Dinge passieren (bessere Zeit als erwartet) und weil das Frühstück danach doppelt und dreifach gut schmeckt. Und was trifft es besser als dieser Spruch von den Early Bird Swimmers:
Danke
Danke, Düsseldorf Triathlon e.V., danke, USee, danke, alle! Es war mir ein Vergnügen. Ich komme bestimmt wieder.
Gibt es eigentlich auch 5km?