World Martial Arts Open Championships am 14. und 15.Oktober in Köln
Kampfsport – Das klingt oftmals martialisch und umstritten. Auch wird das Feld der Kampfsportarten und Kampfkünste oft mystifiziert. Kampfkunst versteht sich in Deutschland und in Europa aber als Feld für ambitionierte Breitensportler, die mehr suchen als ein „Höher, Weiter, Besser“.
Die Kampfkünste und ihre oft alten Tugenden spiegeln Werte wider, die in der schnelllebigen Zeit und der Hast des nächsten Eventerlebnisses an Relevanz verlieren: Konzentrationsfähigkeit, Durchhaltevermögen, Verantwortung und Courage über die Trainings-Stunde hinaus auch im Alltag zu zeigen. Der Mangel gerade an diesen Werten wird häufig in Schule, Ausbildung und Beruf beklagt. Um sowohl den hochengagierten TrainerInnen dieser „Randsportart“ und ihren begeisterten SchülerInnen ein Podium zu bieten und der Freude an dieser Form der Bewegungskultur Ausdruck zu verleihen, wurde in Süd-Korea die Idee ins Leben gerufen, weltweit ein Festival der Kampfkünste veranstalten.
Die MULIMPIA
Mulimpia ist ein Festival der Kampfkünste für alle Breiten- und Spitzensporttreibenden. Das Kunstwort setzt sich aus den Silben „Mu-lim“ und „pia“ zusammen. Das koreanische Mu-lim bezeichnet die Stätte, an der die Kampfkunst gefeiert wird. Pia ist ein Verweis auf das griechische Wort Utopia, den idealen Ort. Dieser Ort konnte in diesem Jahr für Europa in Köln an der Deutschen Sporthochschule gefunden werden. Am 14. Und 15. Oktober werden fünf asiatische Kampfsportarten an dieser ersten europäischen Mulimpia teilnehmen: Der koreanisches Schwertkampf Haidong Gumdo, das japanische Karate, die olympische Disziplin Taekwondo, die Selbstverteidigungsform Hapkido und das chinesische Kung Fu/ Wushu (Gong Fu). Besonders erhoffen sich die Veranstalter hiermit zum Ausdruck zu bringen, dass bei aller Vielfalt der Kampfkünste die gemeinsame Freude an ihrer Ausübung im Vordergrund steht. Die Verbände und die Diversität der Kampfkünste sollen keine Grenzen setzen.
In den geraden Jahren findet Mulimpia in Amerika (PanAm), Europa (Euro Mulimpia), Ozeanien (Neuseeland, Australien) und Asien (Japan, China und Süd Korea) statt, in den ungeraden Jahren soll Korea als Heimatland Gastgeber sein – so wie kommendes Jahr in Yeonpeon. In Las Vegas ist das Fest bereits vorbei, nun ist Köln an der Reihe – die erste Euro Mulimpia 2016 wird vom Organizing Commitee der Euro Mulimpia und dem Vorstand des Haidong Gumdo Kreis Köln e.V. ausgerichtet. „Geladen sind etwa 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 22 Nationen“, berichtet Christoph Albrecht, Mitglied des Organizing Committee. „Ziel der Veranstaltung ist es, verschiedene Kampfsportarten über die üblichen Verbandsgrenzen hinweg zusammenzubringen. Damit steht sie auch für einen gesunden Lebensstil und eine Kultur des Respekts und der Toleranz, die keine Ländergrenzen kennt.“ Zur Mulimpia können sich alle Kampfkünstler anmelden und mitmachen, ihr Können präsentieren, an Wettbewerben teilnehmen oder einfach nur den geladenen Demo-Teams aus Korea und den deutschen Karate-Vizemeistern und vielen anderen Teams aus Europa bei Ihrer Leistungs-Show zusehen.
Was ist Haidong Gumdo?
Haidong Gumdo (gesprochen Hädong Gomdo) ist eine koreanische Kampfkunst mit sehr alten Wurzeln, die den Schwertkampf auf den Schlachtfeldern nachstellt. Jeong-Ho Kim hat diese Kampfkunst 1982 etabliert. Trainiert wird anfangs mit einem Holzschwert, dem Mokgum. Ab dem blauen Gürtel ist das Schwert aus Aluminium. In Europa gibt es den Verband der European Haidong Gumdo Association, der schon drei Europameisterschaften in Zürich und in Bad Kreuznach und Paris ausgerichtet hat. In Deutschland wird Haidong Gumdo seit 1999 verbreitet und seit 2005 gibt es Haidong Gumdo in Köln und dem Rheinland.
Graduierungen und Gürtel
Anfänger tragen auf ihrem Dobok, dem Anzug, den weißen Gürtel, der für das Neue und den Beginn auf dem Dô, dem Weg durch die eigene Entwicklung in den Kampfkünsten steht. Mit jeder abgelegten Prüfung verändern sich die Farben des Gürtels in Weiß-Gelb, Gelb (als Symbol für einen Keimling). Grün steht für den heran wachsenden Sprössling, Blau symbolisiert den Himmel, Rot steht für die Sonne und als Zeichen dafür, dass bald Größeres folgt: die Schwarzgurtprüfung. Der schwarze Gürtel vereint alle Farben und spiegelt somit Wissen und Erfahrung des Lernenden wider und kann mit der Gesellenprüfung im Handwerk verglichen werden.
Übungen
Geübt wird zunächst der Gumbop (Formenlauf), bei dem festgelegte Bewegungsabläufe einstudiert werden und der Schüler gegen einen imaginären Gegner kämpft. Kyok Gum sind festgelegte Zweikämpfe, bei denen Schnitt- und Ausweichtechniken geübt werden. Es gibt Disziplinen wie das Kerzen-Löschen und das Papier-Schneiden und Ballschlagen, das für das Treffen eines bewegten Zieles steht. Ab dem 1. Dan lernt man Bambus-Schneiden. Es geht also nicht nur um Kraft, sondern auch mentale Stärke, Konzentration und Fokussierung.
Neben der Förderung der körperlichen Leistungsfähigkeit steht die Einübung von Höflichkeit gegenüber den Mittrainierenden und einem respektvollen Umgang mit sich selbst und seiner Umwelt im Ausbildungsprogramm.
http://www.hdgd.koeln/haidong-gumdo/worterbuch/
Was ist Karate?
Kara-te (Leere Hand) ist die Kampfkunst ohne Waffen. Das heutige Karate kommt aus Japan, allerdings kommen einige ursprüngliche Einflüsse auch aus dem Chinesischen (Kara kann auch mit „chinesisch“ übersetzt werden). Damals veränderten Shaolin-Mönche ihre gymnastischen Übungen zu Selbstverteidigungszwecken. Gefördert werden Kraft, Gleichgewicht, Technik, Schnelligkeit, Fokus und Balance. Wert gelegt wird, wie in allen Kampfkünsten, auf die Achtung vor dem Gegner und die Entfaltung eigener Fähigkeiten. Auch Meditation und Körperwahrnehmung sind ein wichtiger Teil auf der Entwicklung des eigenen Weges.
Graduierungen und Gürtel
Der Karate-Ka trägt ein Karate-Gi, eine Baumwollhose, und eine Jacke („Uwagi“), die durch einen Gürtel („Obi“) gebunden wird. Im 9. Schülergrad („Kyu“) ist man Träger des weißen Gürtels und erarbeitet sich nach und nach über gelb, orange, grün, blau, braun zum 1.Dan mit dem schwarzen Gürtel. Der weiß-rote Gürtel ist der zehnte und damit höchste Dan.
Übungen
Karate basiert auf drei großen Säulen: dem Kihon als Grundladentraining, dem Kumite als Training mit einem Gegner und der Kata, bei der der Kämpfer alleine oder in einer Gruppe eine eingeübte Choreographie gegen imaginäre Gegner aufführen. Oft werden laute Rufe mit den kräftigen Arm- und Beinbewegungen kombiniert. Tritte und Stöße werden vor dem eigentlichen Treffen gestoppt – denn die erste Regel des Sports lautet „Karate beginnt mit Respekt und endet mit Respekt“. Bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio wird Karate erstmalig olympische Sportart sein. Bei der Mulimpia in Köln unterliegen alle Teilnehmer den Regeln der World Karate Federation und dem Deutschen Karate Verband.
Was ist Taekwondo?
Taekwondo ist eine koreanische Kampfkunst, die zwischen den 1876er und den 1936er Jahren aus verschiedenen ursprünglichen Kampfstilen Koreas und anderen asiatischen Ländern entwickelt wurde. Als Vollkontaktsportart ist Taekwondo seit 1992 olympisch und beinhaltet die drei Elemente Fußtechnik (Tae), Fausttechnik (Kwon) und die philosophische Lehre des I Ging (Philosophie der Wandlung). Ähnlich wie bei anderen Kampfsportarten gibt es hier die Lehre der Grundtechniken, der Formläufe mit festgelegten Abläufen und den Freikampf. Das Training verbessert die körperliche Konstitution. Die Vermittlung von Grundwerten wie Höflichkeit, Integrität, Geduld und Selbstdisziplin sind ebenfalls ein fester Bestandteil. Im Wettkampf geht es um Punkte – hierbei schützen sich die Gegner u.a. mit Helm, Schutzweste, Zahn- und Tiefschutz.
Graduierungen und Gürtel
Die Farbgestaltung der Gürtel ähnelt der Symbolik der anderen Kampfsportarten. Weißgürtelträger sind Anfänger, die dem Sport wissbegierig begegnen und lernen möchten. Grün steht für Heranreifung, Braun stellt einen Baumstamm dar, der zeigt, dass sich die Techniken bereits gefestigt haben. Der Schwarze Gürtel ist der Meistergürtel und steht für Autorität, Wissen und Erfahrung.
Übungen
Beim Taekwondo werden unterschiedliche Formen definiert. Die Poomsae ist die olympische Wettkampfform mit Vollkontakt. Teul ist die Leichtkontaktform mit Hand- und Fußschutz und die traditionelle Form namens Hyeong zeichnet sich durch fehlenden Kontakt bzw. nur leichtem Kontakt ohne Körperschutz aus.
Aufgrund verbandspolitischer Konflikte haben sich jedoch unterschiedliche Weltverbände (die olympische WTF/ ITF) und damit auch Stilrichtungen entwickelt. Auch deutschlandweit gibt es zahlreiche Vereine und Verbände. Die Deutsche Taekwondo Union e. V. (DTU) ist der größte und offizielle Taekwondo-Verband in Deutschland. Seit 2003 findet in Deutschland innerhalb der DTU auch Taekwondo-Bundesliga statt. Bei Mulimpia wird nach einem international gültigen Punkte- und KO-System gekämpft.
Was ist Hapkido?
Hapkido ist eine koreanische Selbstverteidigungsform. Der Name bedeutet „Der Weg der gesammelte Energie“ – es geht um die Lehre von innerer und äußerer Kraft, von Körper, Geist und Seele. Die Bewegungen sind fließend, kreisend und kontrolliert. Hapkido-Trainierende verwenden Waffen wie Kurzstöcken, lange Stäbe, Seile und Wurfmaterial und nutzen sie für Hebel- und Wurftechniken. Zudem lernen sie spezielle Schlagtechniken auf vitale Punkte ohne Waffen zu manipulieren, so dass die Kampfkunst ganz nach koreanischer Bedeutung der Silbe „hap“ (allumfassend) unterschiedliche Ideen miteinander verbindet.
Graduierungen und Gürtel
Je nach Stilrichtung gilt meist eine Unterteilung in zehn Schüler- und zehn Meister-Grade. Der Deutsche Hapkido Bund e.V. (Der DHB versucht als größter deutscher Verband alle Stile zu betreuen. Nach dessen Regelwerk wird bei Mulimpia gekämpft.
Übungen
Es gibt Grundtechniken, die dem Training von Abläufen und der Verbesserung der Kondition dienen. Dazu gehören Atemtechniken, um die Kräfte zu fokussieren, sowie die Fallschule, um Stürze richtig abzufangen. Faust- und allgemeine Handtechniken, Tritte und Hebel sind ebenfalls wichtige Elemente. Hinzu kommen Würfe und Waffeneinsatz. In einigen Stilrichtungen gibt es Formläufe. Der Freikampf ist meist ein Teil von Training und auch Wettkampf – allerdings ohne einheitliches Regelwerk. Eine weitere Hapkido Disziplin ist der Bruchtest, z.B. das Zertreten/ Zerschlagen von Dachziegeln oder Holzbrettern. Der Bruchtest ist ein spezieller Teil der Ausbildung: Er ist der körperliche Ausdruck von geistiger Konzentration und der Überwindung Hürden.
Was ist Kung Fu/ Wushu?
Kung Fu (alte Ausspracheform: Gong Fu) ist eine chinesische Kampfkunst, die nur mit harter Arbeit und Geduld erlernt werden kann. „Kung“ steht dabei für die Leistung, „Fu“ für „reifer Mensch“. Entwickelt hat sich dieser heute sehr populäre Sport aus der Notwendigkeit des Versteckens und Verteidigens. In der chinesischen Ming Dynastie erreichte Kung Fu seinen ersten Höhepunkt und ist heute sowohl eine Fertigkeit als auch eine Form der Filmunterhaltung – nicht zuletzt dank des Schauspielers Bruce Lee. Das traditionelle Kung Fu hat jedoch nichts mit Selbstdarstellung, sondern ausschließlich mit Geduld, Ausdauer und Disziplin zu tun. Bei Mulimpia wird Kung Fu als chinesische Kampfkunst neben japanischen und koreanischen Kampfkünsten vertreten sein. Ausrichter und Vertreter ist die Internationale Chinesische Kung-Fu Federation.
Am 15.10. ab 10 Uhr ist die Mulimpia für Zuschauer geöffnet – Eintritt 7€ (Kinder)/ 10€ (Erw.)
Crowdfunding-Projekt Mulimpia #euromulimpiafund
Und hier noch mein Artikel auf sportschau.de.