Island – kaltes Land mit warmem Herzen

Anita Horn Slider, Sport & Fun

Ein lautes „Hu“ und schon sind wir in Island. Auf Island. Und zum Teil sogar unter Island. Was eine Reise auf die europäische Insel kurz vor Grönland alles zu bieten hat, durfte ich diesen Sommer eine Woche lang erfahren. Kurz aber intensiv und unvergesslich.

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Landschaft

Island ist geprägt von Gletschern und Geysiren, von Vulkanen und heißen Quellen, sprudelnden Geysire, von Fjorden, Seen und Wasserfällen. Wer in einen natürlichen „Hot Pot“ springt, sollte vorher aber vorsichtig die Temperatur testen, um sich nicht den Allerwertesten zu verbrennen und gucken, ob er den Schwefelgeruch erträgt. Einige vulkanisch aufgeheizte Gewässer stinken nämlich nach Schwefel – oder um es unverfroren auszudrücken – nach faulen Eiern.

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Das kalte Berg- und Gletscherwasser hingegen ist frisch und trinkbar. An jeder Ecke kann man seine Flaschen auffüllen und einen frischen Schluck Island genießen. Und die Frische für den ganzen Körper gibt es natürlich auch. Beim Eisschwimmen werden Besucher selbst im Sommer auf die Probe gestellt. Bei 11 Grad Wassertemperatur im Juni dauert das vollständige Eintauchen – ohne Neoprenanzug – für ein paar Kraulzüge durchaus mal zehn, fünfzehn Minuten. Das Blut zieht sich zusammen und der Körper schaltet sofort auf Notstrom.

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Das Video zum Eisschwimmen gibt´s in meinem Blog. Im Winter sollte man das Eisschwimmen nicht ohne erfahrene Begleitperson probieren – aber es ist definitiv eine Erfahrung wert.

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Kaltes Wasser in Festform gibt es an zahlreichen Gletschern zu bestaunen. Ob am Langjökull per Schlittenhundefahrt, im Jökulsárlón bei einer winterlichen Gletscherhöhlentour oder auf dem Giganten Vatnajökull, der alleine rund acht Prozent Islands mit seiner weißen Masse bedeckt.

Tiere

Island ist ein guter Spot um Wale zu beobachten. Am Hafen von Reykjavik bieten mehrere Agenturen Ausflüge per Boot an – das Motto ist „meet me, don´t eat me“.

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Bekannt für die Insel sind die Papageientaucher mit ihren bunten, breiten Schnäbeln. An einigen Stellen der Insel kann man die Vögel von ganz nah beobachten und ihrem Gurren zuhören. Einer der wohl schönsten Orte ist Latrabjarg, dem westlichsten Punkt Islands am Ende einer Fjordspitze. Die Steilklippen dort gehören zu den größten Vogelfelsen der Welt und sind besiedelt von abertausenden Möwen, Papageientauchern und anderen Seevögeln. Nach dem obligatorischen Foto stürzen sich die „Puffins“, so werden sie dort genannt, kopfüber 300 – 400 Meter an den Klippen hinunter ins Wasser, um Fische für den Nachwuchs und sich selbst zu fangen.

Wikinger und weitere Klischees

Den Isländer eilt ein kühles Image voraus. Sie wirken anfangs oft etwas rauer, reden nicht sonderlich viel, gucken gerne ernst – aber sie sind sehr hilfsbereit, tauen schnell auf und haben einen überaus weichen Kern – das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen. Familie und Freunde sind ihnen wichtig und sie pflegen ihre Bräuche.

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So gewinnt der Nationalkampfsport „Glima“ wieder zunehmend neue Bedeutung. Das keltische Wrestling ist ein klassischer Zweikampf. Die Gegner haben einen speziellen Hüftgurt aus Leder an, an dem sie ihr Gegenüber festhalten. Anfangs wird im Uhrzeigersinn getänzelt, fast wie bei einem Walzer. Sobald der Trainer dann „Glima“ ruft, beginnt der Kampf und man versucht den anderen zu Boden zu bringen. Im Winter treten die besten Kämpfer bei den nationalen Meisterschaften an und kämpfen um den Titel „Iceland Champion“.

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Alternative Sportarten gibt es auch reichlich. Vom Gletscher-Triathlon über eine Island-Umrundung mit dem Rennrad oder der Blue Lagoon Mountainbike-Challenge 60 Kilometer durch die Vulkangebiete bishin zum Axtwurf ist für jeden etwas dabei. Axtwurf war bei den Wikingern eine wichtige Selbstverteidigung. Heute ist es nur noch ein Hobby – gerne ausgeübt auf Wikingerfestivals im Sommer.

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Vorfahren und Nachfahren

In Island leben rund 330.000 Einwohner. Und weil sie alle von nur wenigen Stämmen abstammen, ist der Genpool recht klein – deshalb gibt es seit ein paar Jahren eine App namens Islendingabok. Wenn man jemanden kennenlernt, gucken die Isländer gerne darin nach, wie nah oder fern sie mit demjenigen verwandt sind. Zur Sicherheit fragen bei neuen Bekanntschaften auch gerne die Eltern nochmal nach, woher der Gast genau kommt, wer die Großeltern sind und welche Familien mit im Spiel waren.

Fortbewegung

Innerstädtisch und auch zwischen den Orten gibt es ein gutes Busnetz, noch flexibler ist man aber mit einem Mietwagen, um auch in abgelegene Ecken zu kommen. Es gibt die asphaltierte Ringstraße und viele unbefestigte Straßen zu den Gletschern und Geysiren. Je nach Wetterbedingungen und Jahreszeit sind diese gesperrt – aktuelle Infos haben die Autovermieter und Touristenbüros. Man muss aber jederzeit auf alles vorbereitet sein. So sind Flussdurchquerungen eine aufregende Überraschung für zwischendurch – ein Allradantrieb ist hier Muss. Viele Low Budget-Reisende trampen durch das Land und sparen so viel Geld. Für kürzere Strecken bieten sich auch Fahrräder mit oder ohne Motor an. Und vor der Küste kann man Kayak- und Bootstouren zum nächsten Ort machen.

Essen und Preise

Auf manchen Speisekarten findet man tatsächlich „flambierten Papageientaucher“ – die Isländer verpönen das zum Glück meist. Gleiches gilt für Walfleisch. Was durchaus gegessen wird ist „rotten shark“, das ist fermentierter Hai, den man eingelegt und gewürfelt in Dosen kaufen kann. Auf Isländisch heißen die Stücke Hakarl, sind zäh wie Gummi, stinken wie übler Käse und breiten einen unterirdischen Nachgeschmack aus – das ändert auch der dazu gereichte Schnaps nicht. Probiert habe ich dank Claude von Reykjavik Bike Tours – eine bleibende Erinnerung…

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Flüge nach Island kann man günstig haben, dafür kostet das Leben vor Ort umso mehr. Wetter und Boden in Island geben nicht soviel her, weil es zu kalt ist, deshalb werden die meisten Lebensmittel importiert. Ein einfaches Frühstück mit Sandwich und Kaffee kostet in einer Bar locker 200 Kronen/ 15 Euro. Abends im Restaurant zahlt man 20€ oder mehr für ein einfaches Gericht – ohne Getränk. Sich alternativ im Supermarkt einzudecken ist kaum günstiger. Deshalb nehmen viele Low Budget-Reisende einen Rucksack voller Lebensmittel aus der Heimat mit. Müsli, Brot und Nüsse halten sich gut.

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Ja, egal ob ein Zehnbettzimmer im Hostel, Gästiheimli oder eine Airbnb-Unterkunft: pro Person kann man mit 30-40 € pro Nacht rechnen. Wer vor Ort zeltet und statt ein Auto zu mieten lieber per Anhalter fährt, kann sehr viel sparen.

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Ob im Midsommer, wenn es nie richtig dunkel wird, oder im Winter, wenn die Polarlichter am Himmel tanzen – Island ist jederzeit eine Reise wert und hat für jeden etwas zu bieten.