Unsere Langdistanz-Staffel bei der Challenge Roth: check! 3,8km Schwimmen, 180km Radfahren (mein Part) und 42,195km Laufen. Wir haben es geschafft.
Was für ein Event. Was für eine Aufregung. Dabei war ein paar Tage vorher plötzlich völlig unklar, ob wir überhaupt als Staffel starten können. Unsere Läuferin ist leider krank geworden. Die Ersatz-Läuferin musste ein paar Stunden später auch wieder absagen. Und da standen wir nun, Simone als Schwimmerin und ich als Radfahrerin. Ohne dritte Frau. Und die Suche begann. Ich habe alle potenziellen Läuferinnen und Läufer angeschrieben. Einige Interessenten gefunden. Am Ende waren drei Männer im Lostopf, wovon zwei auch wieder abgesprungen sind – so dass wir umso glücklicher waren, dass Dennis sich bereit erklärte uns auszuhelfen. Dafür unseren höchsten Respekt. Denn mal eben zu entscheiden, zwei Tage später einen Marathon zu laufen, ist nicht selbstverständlich. Weil allerdings er ja uns einen Gefallen tat, setzen wir nun noch alle Hebel in Bewegung, um seinen Staffelstartplatz auch irgendwie zu finanzieren. Wir starteten einen Aufruf bei Facebook und baten um Hilfe der Community – und obwohl wir eigentlich keine große Hoffnung hatten, dass wir rund 200 Euro zusammen bekommen würden, wussten wir knappe zwölf Stunden später, dass es klappt. Wir hatten dank der Hilfe vieler, vieler Freunde, Bekannter und Sportskollegen das Geld zusammen. Liebe Leute, wir sind immer noch sprachlos und danken euch von ganzem Challenge-Herzen!
Freitag Abend machten wir uns also auf den Weg nach Bayern. Stundenlanges Warten im Stau stellte unsere Kondition und die Kraft meines linken Fußes auf die Probe. Ewiges Kuppeln und Weiterkriechen. Aber irgendwann mitten in der Nacht waren wir dann endlich in Roth und konnten uns in der Unterkunft von Andreas Gluch auf´s Ohr hauen. Danke, Andreas, für dein Dach über unserem Kopf! Samstag war dann auch direkt Action angesagt. Ab in die Stadt, mit einem herzlichen Empfang an allen Ecken.
Wir sind auf die Messe der Challenge Roth gestapft und haben unsere Startunterlagen abgeholt.
Danach ging es dann mit dem Rad in aller Ruhe ins zehn Kilometer entfernte Hilpoltstein zum Bike-Check-In. Komplett in schwarz-rot-weiß habe ich mich ganz wohl gefühlt. An dieser Stelle nochmal ein großes Danke an Bernd für das Quintana Roo PR6 und an Nick und David von Pro Athletes für den PASuit, der wie eine zweite Haut sitzt. Schnell gefühlt habe ich mich in dieser Kombi schon mal sehr.
Mein Bike-Platz war schnell gefunden. Ich habe noch etwas Luft aus den Reifen gelassen, damit die knallende Sonne sie nicht zum Platzen bringt.
Dann haben wir uns noch den Schwimmstart angeguckt, damit Simone auch genau wusste, wo es am nächsten Morgen lang gehen würde.
Ausstieg gefunden und für gut befunden – dann konnte der Wettkampf ja kommen. Ab zum Auto, wir wollten in unsere Unterkunft, um die Beine zu schonen. Allerdings hat uns der Matsch auf dem Parkplatz noch einen kurzen Streich gespielt.
Ende vom Lied: wir wurden von einem Traktor abgeschleppt. Hauptsache, das würde am nächsten Tag nicht passieren… Um 17 Uhr stand dann nochmal ein Termin an: die Wettkampfbesprechung auf dem Messegelände. Hier wurde alen Staffeln alls nochmal piekfein erklärt. Die Strecken wurden besprochen, die Regeln und Disqualifizierungsgründe. Alle Klarheiten beseitigt…
Und dann ging es über die Messe…
… ein letztes Mal für diesen Tag in die Stadt. Endlich zum Essen (Steak und Kartoffeln) und nach Hause. Die letzten Vorbereitungen wollten ja auch noch getroffen werden: Wettkampfverpflegung. Wir haben gerechnet, kalkuliert, umgefüllt und gemixt. Zehn Gels auf zwei 0,5-l-Flaschen und eine Aeroflasche mit Wasser + Starlyte Elektrolyte. Das ist immer eine riesige Sauerei. Wirklich schmecken tut es auch nicht (zumindest nicht so gut wie Vanille-Eis), aber es hilft. Schließlich hatte ich grob sechs Stunden Radrennen vor mir.
Ich habe mich dann noch eine halbe Stunde auf der Blackroll gequält, denn irgendwie war die Tage vorher mein Oberschenkel immer total zu. Ich verfiel in leichte Panik und wusste nicht, ob ich die 180 Kilometer überhaupt durchhalten würde. Aber jetzt gab es kein zurück mehr. Um 01h ging es ins Bett, damit um 05h der Wecker uns wieder aus dem Bett brachte. Willkommen beim Triathlon. Warum mache ich das nochmal genau?!
Raceday
Mit Mühe und Not quetschte ich mir ein wenig Frühstück rein. Immerhin ging der Kaffee gut runter. Simone war voller Vorfreude, ich hatte Schiss. Unsere Supporter Manfred und Johann waren auch mit auf den Beinen. Jan Erik, der an diesem Morgen auf die volle Distanz ging, war schon aus dem Haus. Ich fragte mich wirklich, ob man bei sowas überhaupt ein Auge zudrücken kann und wie es ihm jetzt wohl ging, außer müde. Ich machte mir also klar, dass ich nur Rad fahren müsste, während andere zusätzlich noch Schwimmen und Laufen und ich wirklich keinen Grund hatte deshalb aufgeregt zu sein. Außerdem hatte ich ja einen Glücksbringer in meiner Rahmentasche. Mittlerweile echte Traditon bei meinen Wettkämpfen.
Und dann ging es runter nach Hilpoltstein. Wieder Luft auf die Reifen bringen, noch kurz Panik schieben weil die Pumpe nicht funktionieren wollte, Radschuhe und Helm bereitlegen, Nachbarn begrüßen und dann blieb sogar noch etwas Zeit, das Schwimmen der Einzelstarter und Profis zu verfolgen. Simone musste erst zwei Stunden später ins Wasser. Genug Zeit nervös zu werden.
Zum Glück war es warm. Und die Stimmung stimmte schon um 7 Uhr morgens. Das gefiel mir. Um 8.15 Uhr sind Simone und ich dann in die Wechselzone ans Rad. Dort musste sie nach dem Schwimmen hinkommen, an unseren Wechselplatz. Dort würde ich ihr den Time-Chip vom Fußgelenk nehmen, ihn mir anlegen und mich ins Rennen begeben. Aber erstmal musste Simone in den Neo. Und wir mussten unseren Läufer Dennis noch irgendwo auftreiben. Das gesamte Handy-Netz war lahm gelegt. Panik No.2.
Im letzten Moment, bevor Simone sich Richtung Kanal aufmachen wollte, lief er uns dann regelrecht in die Arme: ASICS Frontrunner Dennis – der zwar in zwei Wochen einen 100km-Ultralauf vor sich hat, aber den Marathon als nettes Training sah und deshalb mitmachte. Verrückte Leute gibt´s! Auf dem Weg zum Wasser ist Simone dann noch aufgefallen, dass sie unseren Time-Chip nicht an hatte und rannte nochmal hektisch zur Tasche. Panik-No 3. Dann konnte es losgehen.
Für mich bedeutete der Startschuss: Warten. Warten. Warten. Schwere Beine, Hunger, Übelkeit, Mückenstiche, Durst, Klo, Blick auf die Uhr, Gang in die Wechselzone. Warten.Während dessen war Uli aus Köln auch schon aus dem Wasser und verbrachte seine ab jetzt freie Zeit mit Fotos knipsen. Danke für das Bild. Hinter mir übrigens mein Radplatz-Nachbar André, den ich auf der Strecke mehrfach gesehen habe. Wir haben nette Pläuschchen gehalten und uns irgendwie über die 180km gechallenged. Das war super. André, wie geht´s Dir heute so???
Endlich war sie dann da, nach knapp 01:20 Stunde habe ich Simone gesichtet, wie sie die ewig lange Wechselzon langgelaufen kam. Ich habe ihr den Chip abgenommen, einen Knutscher auf die Wange gedrückt und dann Rad in die Hand, schieben bis zur Mount-Linie, an der man aufsteigen darf. Ein kleiner Huckel und was passiert? Die Aeroflasche fliegt von dannen. Scheiße, der Klettverschluss ist kaputt. Ich blieb also direkt wieder stehen, fummelte nervös am Klett, bin zehn Meter gefahren, nächster Huckel. Wieder fliegt die Flasche aus dem Lenkervorbau. Richtig scheiße! Also gut, dann musste ich die Flasche eben festhalten bis ein Radhelferstand kam. Erstmal los. Mein Freund Manni stand am Streckenrand und jubelte mir lautstark zu. Ein Schub Energie flog durch mein Blut und ich konnte endlich Gas geben.
Doch spätestens als ich das erste Mal umgreifen musste, um zu bremsen, war nichts mehr mit Flasche festhalten. Und verlieren durfte ich sie auf keinen Fall, dann hätte ich keine Getränke an den Versorgungspunkten umfüllen können, wäre definitiv dehydriert und hätte das Rennen knicken können. Ich fluchte. Bis km20. Dann kam die lang ersehnte Continental-Station mit Kabelbindern. Ich konnte die Flasche mit zittrigen Händen festmachen und mich endlich auf´s Fahren konzentrieren.
Bei km40 kam der erste stärkere Anstieg. Menschen am Straßenrand jubelten allen Athleten zu. Cool, dachte ich. Ich bin in Roth. Und wie wird es dann erst am Solarer Berg?! Bei km70 war es dann soweit, ich bog um die Kurve und es verdichten sich Menschen – Köpfe ragten an andere Köpfe, aus denen lautes Getose kam. Ich war im Tunnel. In jeglicher Hinsicht. Cheering Sticks prasselten aneinander, Musik schallte im Hintergrund und Kinder riefen ganz nach Vorbild ihrer Eltern laut „Super!!!“. Dann entdecke ich Manni und Simone in der Masse.
Ein weiterer Adrenalinschub schoss mir durch den Körper. Ich bin aus dem Sattel gegangen und habe mich hochgekurbelt. Es war kaum Platz den Vordermann zu überholen – also wartete ich geduldig, bis sich die Masse wieder lichtete. Es waren 02:15Std vorbei. Ich lag ganz gut in der Zeit und gab bis dato noch nicht Vollgas, weil ich mir Körner für Runde II aufsparen wollte. Noch 20 Kilometer, dann ging es von vorne los.
Dummerweise bekam ich ab km90/100 tierische Krämpfe in den Füßen. Als wäre ein Lastwagen über sie gerollt, fühlten sie sich platt, gestresst und unbrauchbar an, der Spann war völlig zu und die Schmerzen zogen durch den ganzen Fuß bis in den Wadenansatz. Wieder scheiße! Ich versuche sollen zu lassen, aber es ging immer wieder latent hoch. Also musste ich treten. Bei km120 dachte ich kurz, dass ich das Rennen schmeißen müsste. Es war kaum auszuhalten. Ich nahm also ein zusätzliches Gel und trank soviel es ging. Es folgte erneut der Anstieg bei Röckenhofen. Nur nicht dran denken, einfach fahren. Aufgeben ist keine Option. Weiterfahren. Schmerzen ignorieren. Passend dazu kam ein übergroßes Schild zum Vorschein:
Wo Schmerz ist, ist noch Leben!
So ist es wohl. Mental wurde es immer schwieriger. 180 Kilometer sind halt doch ein Stückchen. Aber zum Glück war André wieder zur Stelle. Mal überholte er mich, mal überholte ich ihn, mal fuhren wir ein paar Meter nebeneinander her und motivierten uns. Er hatte Rücken. Ich Füße. Geteiltes Leid… Ich versuchte mich bis zum Solarer Berg Klappe die II. zu kurbeln. Und Tatsache – da war er wieder – allerdings mit deutlich weniger Zuschauern – die waren nämlich alle schon im Zielbereich, im Stadion, um Jan Frodeno und die anderen Langdistanzler zu begrüßen. Wahnsinn, die sind wirklich ganz schön schnell. Aber gut, jetzt war es ja nicht mehr weit. Nur noch 40 Kilometer. Und die zogen sich teilweise wie Kaugummi. Mein Kopf ist aber zum Glück stark und schlau – ich habe mich selbst ausgetrickst mit einem ewigen „gleich bist du da“. Mittlerweile hatte ich etwas an Tempo verloren. Aber meine Zahlen auf dem Navi näherten sich langsam der 160, dann der 170 und dann zeigte das Schild auf der Radstrecke endlich nach rechts: „Wechselzone 2/ Bike-Finish“. Endlich! Gleich geschafft! Die letzten zehn Kilometer waren hart. Meine Füße habe ich fast schon nicht mehr gemerkt. Abgestorben. Dafür tat mein Hintern höllisch weh. Ich musste seit drei Stunden pinkeln und ich hatte Hunger. Ein bisschen schwindelig war mir auch – entweder weil der Kopf doch öfter im Nacken lag, als er sollte, oder weil es eben ein wenig anstrengend war. Egal. Nach 05:45 Stunden war ich endlich da. Ein Helfer nahm mir mein Rad ab und ich versuchte mit schweren Beinen und schmerzenden Füßen in den Radschuhen zum Wechselplatz zu laufen, wo Dennis auf mich wartete. Ich hörte mich selbst noch sagen: „Nimm mir den blöden Chip ab“ und dann war er auch schon weg, der Gute. Ich habe die Schuhe ausgezogen, bin raus aus dem Athletenbereich, hin zu Manni, Simone und Co und konnte mich endlich setzen – ohne Sattel. Aua.
Ich hörte mich wieder etwas sagen. Es klang wie „Sowas mache ich nie wieder!“ Ich brachte mein Rad zum QR-Stand und mich unter die Dusche, aß alles, was nicht bei drei auf den Bäumen war und dann ging es um 19 Uhr wieder versammelt an die Wettkampfstrecke. Laut Live-Tracker sollte Dennis gegen 19.30 Uhr ins Ziel laufen. Ab km24 wurden seine Split-Zeiten (also immer wenn er über eine Matte lief) allerdings nicht mehr angezeigt. Er hatte noch nicht aufgehört? Sich verletzt? Simone und ich standen kurz vor dem Zielkanal und bejubelten die Einzelstarter, die teilweise überglücklich, teilweise sehr gequält, gehend, humpelnd oder sprintend an uns vorbei kamen.
Einige sammelten den Rest ihrer Staffel ein und setzen die letzten Meter zusammen fort. Und wo war Dennis? Da! Dennis! Wir schrien vor Glück! Wir waren komplett! Wir hatten es geschafft! Gleich würden wir durch das Stadion laufen und endlich alle im Ziel sein! Mir schossen Tränen in die Augen. Ich war sprachlos.
Diese Stimmung im Stadion – unfassbar! Diese Emotionen in und um uns – unbeschreiblich! Die Challenge Roth – Mission complete! Mit einer Gesamtzeit von 10:30:20 Stunden.
Mit einer Platzierung auf Rang 12 mit meiner gar nicht mal so guten Radzeit bin ich absolut zufrieden. Jetzt weiß ich, wie sich 180 Kilometer im Wettkampf anfühlen. Außerdem waren es laut Navi 1600 statt 1200 Höhenmeter. Dafür passt die Zeit mit einem Schnitt von 31,33 km/h. Und es ist definitiv noch Luft nach oben – am besten nächstes Mal ohne Krämpfe und Klettprobleme.
Wir hatten es wirklich geschafft. Dank all unserer Helfer konnten wir als Staffel an den Start gehen und finishen, so dass jetzt eine wunderschöne Medaille mit Herz meinen Schreibtisch ziert.
Wir konnten sogar noch kurz einen Blick auf Triathlon-Tier Jan Frodeno werfen, der in Roth tatsächlich seinen Plan von der sub7:40h geschafft hat. Er kam nach 7:35:39 ins Ziel. Weltrekord!
Zum krönenden Abschluss sind wir dann noch zu dritt ins Stadion. Die Abschlussfeier und die letzten einlaufenden Athleten durften wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Was für eine Party!
Die Stimmungsmacher auf der Bühne waren der Wahnsinn, die Moderatoren heizten den völlig müden Triathleten auf den letzten Metern nochmal ein. Das Publikum feierte jeden Einzelnen als wäre der King of Pop gerade zu Besuch. Wirklich richtig stark! Ich bin heute noch heiser vom Mitjubeln. Es wurde langsam dunkel und die Cut-Off-Time rückte immer näher. Nach 15: 00 Stunden bekommen die Athleten, die noch ins Ziel kommen, keine Medaille mehr. Einige schafften es noch kurz vorher. So auch Herbert Zehnpfennig aus Köln, der mit dem Triathlon den Krebs endgültig besiegen möchte. All diese rührenden Momente, Familien, die Hand in Hand Richtung Zielbogen laufen, Tränen und Freudensprünge – ich wusste, das will ich auch. Und ich wusste, ich kann das auch schaffen. Oder?
Erstmal mussten wir aber den Weg nach Hause schaffen. Nach nur vier Stunden Schlaf und leicht geschafft saßen wir fünf Stunden im Auto – mit diversen Pausen, Fresskicks an Rasthöfen – Schokolade, Sandwiches, Kaffee und Co waren unsere Rettung. Und so langsam kam bei mir, dass wir wirklich Finisher der Challenge Roth 2016 waren. Unsere erste Langdistanz-Staffel. Und jetzt?
Hm, vielleicht ist es die logische Konsequenz aus einigen Mitteldistanzen und nun insgesamt zwei Staffeln. Vielleicht ist es auch einfach bescheuert. Aber es ist wie es ist: ich habe mich angemeldet. Für meine erste komplette Langdistanz im Alleingang. Ich werde nächsten Jahr im Juli alleine an den Start gehen und dann 3,8km schwimmen, 180km Rad fahren und 42,195km laufen. Leider liegen 2017 die Challenge Roth und der Ironman Frankfurt auf dem selben Tag. Ich habe mich ohne Wertung für Frankfurt entschieden. Weil es näher ist. Und weil ich vielleicht doch gerne den Satz der Sätze hören möchte.
You are an Iroman.
Ein spannendes Jahr steht mir also bevor. Jetzt oder nie. Oder ist es doch zu früh? Ich geh das ganz locker an. Ich möchte mich nicht stressen, nicht dreimal täglich trainieren. Ich will noch ein normales Leben führen. Freunde treffen – auch ohne Sport. Und ich habe ja auch noch einen Job. Geht das überhaupt alles? Obwohl, es gibt ja auch genug Dauer-Ironman-Teilnehmer, die Familie haben, Kinder, Hund, Katze, Frettchen. Die schaffen es schließlich auch.
Ich will keine bestimmte Zeit erreichen, ich will einfach durch- und ankommen. Aber eigentlich könnte ich es in 12 Stunden + X schaffen. Schwimmen 1:20h, Wechselzone 1, Radfahren… Ahhh und schon bin ich wieder im Strudel drin. Vielleicht sollte ich ohne Uhr starten? Aber ich will meinen ersten Ironman ja dokumentieren. Puls, Tempo, Zeit. Und eine Orientierung auf der Strecke haben. Oder doch nicht? Geht es, so einen großen Wettkampf wirklich einfach nur zu genießen? Darauf erstmal eine Portion Pasta! Ab jetzt kann ich ja essen was ich will, ich werde im kommenden Jahr soviel verbrennen wie nie zuvor.
Eigentlich hatte ich überlegt, heimlich an meiner ersten Langdistanz teilzunehmen. Dass ich das niemals durchhalten würde, war vermutlich allen klar, die mich kennen. Nur ich hab wirklich kurz geglaubt, ich könnte es. Falsch gedacht. Jetzt wissen es alle. Und ich bin im Zugzwang. Ich möchte in meinem Vorbereitungsjahr viel lernen. Viel ausprobieren. Viel perfektionieren. Viel trainieren. Ich möchte mich gesund ernähren, viel schlafen, regenerieren, Yoga und Massagen sollen genauso zum Training gehören wie die drei Disziplinen selbst. Ich möchte aber auch viel alternativ trainieren. Ich kenne Sportler, die nur Traillaufen und beim Triathlon hammer Zeiten hinlegen. Also locker bleiben. Und einfach in Bewegung sein. Ob der Plan aufgeht? Ich muss einfach wieder ein bisschen mehr laufen. Zwei Marathons habe ich ja schon gemacht. Den ersten 2011 in 04:40Std. Den zweiten im Jahr 2013, meinem Rookie-Jahr mit dem Projekt „erster Mini-Triathlon“ in 03:45 Std. Das wird weh tun, ist aber machbar. Irgendwie. Radfahren wird klappen, ich darf nur nicht zuviel Gas geben, um danach noch Körner zu haben. Und Schwimmen, tja das Schwimmen – meine wohl größte Herausforderung. Mein Motto „Schwimmen ist nur einmal im Jahr“ wird wohl nichts. Das Gute ist: ich wohne ab August nur noch wenige Kilometer vom Fühlinger See entfernt, also kann ich ganz oft dort Strecke schwimmen. Groß trainieren werde ich das Schwimmen vielleicht nicht, denn selbst wenn ich das würde, würde sich an meiner Schwimmzeit für 3,8km nicht viel tun. Ich möchte einfach nur wieder fein sein mit dem Element, eine Brille, die nicht beschlägt und nicht völlig fertig aus dem Wasser kommen. Das reicht mir. Und auch das sollte ich in einem Jahr schaffen… Ich möchte, falls ich mal krank oder verletzt bin, nicht gleich alles schwarz malen. Das gehört vermutlich dazu.
Ich möchte bevor es richtig los geht einen kompletten Gesundheits-Check-Up machen. Herz, Blut und was noch so dazu gehört. Meine Gesundheit steht an erster Stelle. Und es ist ja auch spannend in einem Jahr mal zu vergleichen, was sich so getan hat. Ich werde ab sofort also regelmäßig von Hochs und Tiefs, Erfahrungen, Ideen, Schwierigkeiten und Erfolgen, Etappenzielen und Ängsten erzählen, von Essen und Fluchen, von Trainingspartnern und Testwettkämpfen. Von Kosten und Material, von Zeitmanagement und Zeitproblemen. Und ich freue mich über eure rege Anteilnahme, Kommentare, Tipps, Begleitung und Abwechslung im Training und am Ende natürlich über zahlreichen Support an der Strecke in Frankfurt. Tragt euch schon mal den 9.Juli 2017 im Kalender ein.