Was soll ich nur anziehen?
Beim Sport meist eine leicht gelöste und freudige Aufgabe. Es gibt ja genug Alternativen. Lang kurz bunt uni eng weit. Je nach Sportart ist man mehr oder weniger festgelegt, mit etwas Spielraum je nach Luft- oder Wassertemperatur.
Morgen kommt nun eine neue Herausforderung auf mich zu. Ich gehe zu einer Hochzeit und muss mich schick machen. Nur wie?
Mein kleines Schwarzes ist vermutlich nicht das Richtige. Außerdem habe ich keine Flossen mit Absatz. Also ist die Möglichkeit wohl raus. Dürfte bei den angekündigten Temperaturen auch etwas zu warm werden. Also fällt die Entscheidung zwischen dem geschneiderten, dreifarbigen Kleid und dem roten Maßkleid – beide aus Vietnam. Beide noch ungetragen. Aber es ist doch wie im Wettkampf: man sollte an dem Tag, an dem es drauf ankommt, eigentlich nichts ausprobieren, wenn man es nicht wenigstens vorher mal kurz getestet hat. Neue Schuhe, neue Klamotten mit fiesen Nähten. Wobei, ich habe mir bisher immer eine Woche vor dem Köln Triathlon ein neues Rennrad geholt und es hat mir immer einen Vorteil gebracht. Dann kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen. Jetzt bin ich nur gespannt, ob die Turnschuh-Füße sich mit den Heels vertragen. Bitte nicht umknicken, ich brauche meine Gelenke in zwei Wochen unversehrt. Eigentlich wollte ich bis dahin auch keinen Alkohol trinken und keinen Kuchen mehr essen. Ob das morgen gelingt? Oder ich lege noch eine Extra-Trainingseinheit ein, ein paar Treppen-Sprints bei Athletik-Trainer Ben und Trizeps-Dips, Push-Ups und Steigerungsläufe, so wie gestern. Wobei, das geht auch nicht. Plan ist Plan, der ist nach einem Konzept aufgebaut. Also Ruhe bewahren, rein ins Kleid und ab zur Hochzeit. Sekt soll ja gut für den Kreislauf sein. Und ein stabiler Kreislauf ist schließlich wichtig für einen guten Wettkampf. Oder?
Ich glaube ich will mal im weißen Neo heiraten. Auf einem Kiteboard in der Karibik. Ach da braucht man ja gar keinen Neo. Na gut, dann am Strand. Mit Bikini, luftigem Kleid und Flipflops. Die Gäste können anziehen, was sie wollen, am besten ohne sich vorher Tage lang den Kopf zu zerbrechen, so wie ich vor morgen. Hawaiihemd, Kokosnussschalen oder Bastrock tun es doch auch. Taucherbrille, Cocktail mit Schirmchen, ein paar Unterwasserfotos der Gäste, Traum. Da spart man sich sogar die Kosten für den Frisör und kann den hohen Ellbogen mal vergessen. Darauf kommt es im Wasser dann nicht an. Aber durchaus auf die beste Zeit – nämlich wann man wieder für ein kühles Getränk sorgen sollte und wie lange man noch Zeit zum Tanzen hat. Und Tanzen ist auch Sport. Je nach Luft- und Körpertemperatur mit entsprechendem Outfit. So sehr unterscheiden sich Hochzeitsfeiern und Triathlons wohl doch nicht. Es wird geschwitzt, gelacht, geweint, gefuttert, es gibt einen Zeitplan und das Outfit spielt eine nicht ganz unwichtige Rolle. Also, welches Kleid soll ich jetzt nehmen? Ok, ich fange mal vorne an. Es wird ein Einteiler… und ich brauche einen Wechselbeutel für meine Schuhe… Kein Grund zur Panik. Alles wie immer…