Rheinauhafen Sprint: finished in 01:26:13h

Anita Horn Mein Triathlon, Slider

Triathlon ist Gemeinschaft. Aber auch Arbeit. Und es gibt noch viel zu tun. Ein Plädoyer an die Stadt.

Jörg Schüler Fotografie www.joerg-schueler.de

Jörg Schüler Fotografie

Keiner lässt sich gerne nassmachen. Oder anschreien. Im Triathlon ist das anders. Wenn die Vereinskollegen brüllen, was das Zeug hält und die Mitstreiter die Welle machen, dann geht es uns erst richtig gut. Ausnahmesituation Wettkampf. Wir machen es zum Spaß und sind trotzdem mit dem nötigen Ernst bei der Sache.

(c) MACH3 Köln e.V.

(c) MACH3 Köln e.V.

Am Samstag haben wir bei Aufbau, Ablauf und Anfeuern der Aquathlon-EM geholfen, so gut es ging. Fotograf Jörg Schüler war auch das ganze Wochenende fleißig. Danke für die Bilder!

www.joerg-schueler.de

www.joerg-schueler.de

www.joerg-schueler.de

www.joerg-schueler.de

Ein bisschen wollten wir aber auch unsere Beine schonen, für den Tag danach. Das Wetter hat auf jeden Fall mitgemacht und uns Energie geliefert. Es war Hochsommer am Rheinauhafen und MACH3 ist warm gelaufen, bevor es Sonntag Morgen dann Gruppe für Gruppe an den Start der unterschiedlichen Distanzen ging. Um 11.35 Uhr durfte ich ins Wasser. Trillerpfeife! Ab die Post!

Ich bin bei der Sprintdistanz angetreten, das heißt 750 Meter schwimmen, 22,5 km radeln und 5 km laufen. Nach der Mitteldistanz beim Ironman 70.3 in Luxemburg das Wochenende davor dachte ich ehrlich gesagt, dass ich zu platt bin, um mehr zu machen. Aber ich hätte glaube ich sogar mehr gekonnt. Umso mehr Tempo wollte ich dann in diesen Kurz-Triathlon stecken und habe im Wasser alles gegeben. Für meine Verhältnisse. Ich habe mich aber wieder mal die ganzen 16min50sek gefragt, wieso ich mir dieses Schwimmen eigentlich immer wieder antue. Keine Ahnung, das Element Wasser an sich mag ich, den Wettkampf an sich auch. Es kann also nur daran liegen, dass ich um meine bescheidene Technik weiß und gerne schneller wäre. Egal.

(c) MACH3 Köln e.V.

(c) MACH3 Köln e.V.

(c) MACH3 Köln e.V.

(c) MACH3 Köln e.V.

Bei super Stimmung und Sonne satt ging es einmal um die Boje und dann direkten Weges zum Schwimmausstieg, wo zahlrleiche Helfer vom Sportshop-Triathlon-Team und andere Volonteers uns regelrecht aus dem Wasser gebeamt haben. Ich musste nur die Arme hochstrecken und schon stand ich auf dem Steg, bereit, die Treppen hochzuwetzen, während dessen den Neo bis zur Hüfte auszuziehen und mich mental auf die Knallgas-Radstrecke vorzubereiten…

(c) MACH3 Köln e.V.

(c) MACH3 Köln e.V.

Am Rand standen wie immer unsere MACH3´ler und viele andere Zuschauer, die uns allen zujubelten und anfeuerten.Inklusive Eltern, Nachwuchs und Unbekannte. Je lauter, desto besser!

(c) MACH3 Köln e.V.

(c) MACH3 Köln e.V.

Das gibt Extrasaft! Danke!

(c) MACH3 Köln e.V.

(c) MACH3 Köln e.V.

Dann ging es auf die Radstrecke. Der nasse Einteiler und die Haare waren ruckzuck trocken bei den Temperaturen. Und meine Trinkflaschen genauso schnell leer. Fünf Runden á 4,5 km haben wir entlang der Rheinuferstraße gemacht. Grundsätzlich eine gute Strecke, wenn auch zwei Runden á zehn Kilometer zum Austreten und Tempo-Machen schöner wären. Das einzige Problem ist hier, dass viele Bürger irgendwie nichts von dem Wettkampf mitbekommen haben und spätestens an den Stellen, wo keine Flatterbänder, Zäune oder Helfer stehen, unangekündigt quer über die Rennstrecke laufen. Die Stadt müsste den Veranstalter hier deutlich besser mit Bürgerinformation und Absperrhilfe unterstützen. Denn wir sind alle dankbar, dass Willpower Races so viele Triathlons und andere Multisport-Wettkämpfe in der Sportstadt Köln auf die Beine stellt – teilweise auf eigene Kosten. Wieso werden hier eigentlich nur der FC und eventuell noch die Kölner Haie so gepusht, und wir müssen gucken wo wir bleiben? In der Stadt, wo die international gefragte Deutsche Sporthochschule ist, müsste doch mehr drin sein, als ein hübscher Zieleinlauf für den Köln-Marathon und ein buntes Karneval rund um Dom und Heumarkt, oder? Die Akzeptanz des Triathlons ist die eine Sache. Dass wirklich Unfälle passieren die andere. Ein Fußgänger ist unserer Vereinsfreundin bei 36 km/h einfach vor ihr Rad gelaufen und sie ist gestürzt – über den Lenker geflogen, mitten auf die Straße. Das Vorderrad ist abgesprungen, die Carbongabel gebrochen. Dass nicht mehr passiert ist grenzt an ein Wunder! Das gilt sowohl für den Passanten, als auch für Simone. Und das war nicht der einzige Crash. Natürlich kann immer etwas passieren, durch fallende Flaschen, Huckel oder Schlaglöcher in der Straße oder eine kleine Unaufmerksamkeit des Fahrers. Aber alles, was sich durch äußere Umstände vermeiden lässt, sollte auch angegangen werden – und nicht der Triathlet, der sich am Ende noch von wütenden Bürgern angreifen lassen muss, was er denn so schnell dort langfahre. Auch das ist passiert. Es wäre wirklich wünschenswert und wichtig, wenn die Stadt hier etwas unternimmt und Veranstalter, Vereine, Helfer und Bürger in dieser Hinsicht unterstützt. Der nächste Wettkampf steht schließlich schon an – im September geht es für über 1000 Sportler beim Köln Triathlon Wochenende 2015 an den Start – und hoffentlich unverletzt ins Ziel!

(c) MACH3 Köln e.V.

(c) MACH3 Köln e.V.

Nach 39:56min bin ich als erste Frau aller drei Startgruppen vom Rad gestiegen und rein in die Laufschuhe, um zwei Runden am Rhein zu drehen – Durchschnittstempo 04:58min. Hätte ich da schon geahnt, was ich danach erleben würde, hätte ich auf dem Rad und der Laufstrecke sicher nochmal mehr Gas gegeben. Ich bin gut gelaunt und mit einer Zeit von 01:26:13h ins Ziel gekommen. Wirklich zufrieden, dafür dass ich einfach just for fun mitmachen wollte.

Polar V800

Polar V800

Ich lag damit auf Platz 3 in der Gesamtwertung der weiblichen Sprinterinnen – bis in der dritten Startgruppe eine andere Teilnehmerin meine Zeit unterbot und mich damit von Platz 3 auf Platz 4 verfrachtete. Die Starterin, die am Ende „meinen“ dritten Platz bekam, war nur knapp 45 Sekunden schneller als ich. Das hätte ich locker auf dem Rad rausfahren können. Ein paar Sekunden noch in der Wechselzone und beim Laufen und ich wäre auf dem Treppchen der Gesamtplatzierung gelandet. Aber es sollte so sein wie letztes Jahr in Indeland, wo ich den dritten Platz auch um nur wenige Sekunden verpasst habe. Immerhin wurde ich noch Dritte meiner Altersklasse.

Podest

Wenn ich mir die Ergebnisliste so angucke, ärgere ich mich immer noch. Jemand, der noch nie einen Wettkampf gemacht hat, wird denken, die spinnt. Aber der Ehrgeiz hat sich hier irgendwie verselbstständigt. Ich werde in Zukunft versuchen, mich selbst zu übertreffen. Schneller zu sein als ich selbst. Denn es könnte immer jemand vor mir sein, auch wenn ich ihn nicht sehe. Ich wollte zwar eigentlich einfach nur mitmachen. Aber am Ende war ich so nah dran an einer Gesamtplatzierung auf dem Podest – da darf man sich auch mal ärgern.

Einzelzeiten

Heute an Tag II nach dem Wettkampf sehe ich das Ganze aber auch schon wieder locker. Dabei geholfen haben laute Musik bei einer Extra-Cruising-Runde im Auto und das gestrige Schwimmtraining. Ich muss mich immer wieder selbst erinnern, dass ich erst vor zwei Jahren mit Triathlon angefangen habe. Damals bei den Rookies galt mein Hauptgedanke eher dem Überleben als dem Gewinnen. Mittlerweile ist Triathlon nicht mehr einfach nur ein Nebenbei-Hobby, sondern eine Lebenseinstellung, ein Elexier, ein Teil von mir. Der Triathlon hat alles verändert. Ich habe neue, einzigartige und grandiose Freunde gefunden. Ich habe ein Gemeinschaftsgefühl entdeckt, das ich mir früher immer gewünscht habe, als ich in keinem Verein von Baskelball bis zum Fechten glücklich wurde. Ich fühle mich aufgehoben, gefordert und gefördert. Ich habe ein neues Körperbewusstsein und immer neue Ziele. Ich habe Spaß und und ich habe meinen Freund über diesen wunderbaren Sport kennengelernt. Ich will das alles und Euch alle niemals wieder missen!

(c) MACH3 Köln e.V.

(c) MACH3 Köln e.V.

Ich will nicht, dass irgendwem jemand (wieder) irgendwelche Unfälle passieren oder dass ihr euch sonst wie verletzt. Ich will, dass es uns immer allen gut geht und dass wir den Spaß am Triathlon immer behalten, uns helfen, anfeuern und gut zusprechen, wenn mal etwas nicht so gut klappt. Und ich will, dass wir uns gemeinsam für mehr Sicherheit und Unterstützung in unserer Stadt einsetzen. Weil wir Triathlon sind. Und auch wir Köln sind.