(c) Manfred Puppe

Ruhrpott-Romantik auf acht Rollen

Anita Horn Mein Triathlon, Slider

Inline-Marathon in Duisburg

Rechts, links, rechts, links, Schwung holen, rollen lassen, im Windschatten fahren, vorne selbst Windschatten machen, Achtung, Schienen! Aufrichten und Rücken entspannen, wieder in Vollgas-Position, klein machen, Schwung holen, um die Kurve sliden, in voller Fahrt einen Becher Wasser abgreifen, trinken, atmen, tief gehen. Rechts, links.

(c) Manfred Puppe

Mein erster Inline-Marathon ist geschafft. Beim Rhein-Ruhr-Marathon in Duisburg bin ich mit der Startnummer F11058 an den Start gegangen – relativ weit vorne in Block C konnte ich meinen Puls ab 8.00 Uhr an diesem herrlich sonnigen Sonntag Morgen kaum beruhigen. Das Wettkampffieber hatte mich voll im Griff. Ich habe zwar schon an diversen Wettbewerben teilgenommen, aber noch nie mit acht Rollen unter den Füßen. Vor allem hatte ich in den letzten fünf Jahren genau einmal vorher meine Inliner an. Und zwar auf Mallorca im Trainingslager. Ich hatte neue Speedskates zugeschickt bekommen und am Tag vor meiner Abreise zugestellt bekommen. Auf Mallorca bin ich nach fünf Wochen Camp am letzten Tag vor der Abreise spontan 42 Kilometer damit gefahren – danach kein einziges Mal mehr. Dabei wäre es mal eine gute Idee, denn schließlich starte ich Ende Juli beim Megathlon am Bodensee. Dazu aber gleich mehr. Jetzt erstmal zum Inline-Marathon in Duisburg und an die Startlinie.

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Um kurz nach acht mit wenigen Minuten Verzögerung – weil verbotener Weise noch Autos auf der Strecke waren – starteten erst die Handbiker und dann die Inline-Profis zur Deutschen Meisterschaft und die Frauen mit Lizenz. Um 8.20 Uhr ging es dann für uns in Block C an den Start. Im Pulk anzulaufen ist gar nicht mal so leicht, überall sind Füße und Rollen, die Platz brauchen. Nach knapp 100 Metern vorbei am Publikum wollte ich dann richtig loslegen, hatte mich ein wenig freigekämpft – und bekam prompt einen Inliner von hinten an die Rollen. Und wen legt es? Nicht den Verursacher, sondern mich. Ich bin direkt hingefallen und auf dem hinteren Oberschenkel über den Asphalt gerutscht, um dann mit vollem Schwung eine Rolle seitwärts hinzulegen. Und ich stand so schnell wieder, wie ich selbst kaum gucken konnte – weil ich Angst hatte, dass alle Starter hinter mir sonst über mich fallen und eine Massenkarambolage verursachen. Also Hose Zurecht zuppel und weiter im Wettbewerb. Die Schmerzen waren schon ordentlich, aber direkt nach ein paar Sekunden wieder aufzugeben kam gar nicht in die Tüte.

Auf den ersten Kilometern konnte ich einige Mitstreiter wieder einholen, die mich während meiner ungewollten Pause auf der Straße überholt hatten. Ich habe bestimmt 20 oder 30 Plätze verschenkt. Aber Hauptsache, es ging weiter. Nach dem ersten kleinen Schock konnte ich dann auch die Strecke genießen. Die Straße war größten Teils wirklich gut fahrbar – trotz einiger Schienen, Brücken und später sogar Kopfsteinpflaster in der Fußgängerzone. Mitten im Ruhrpott ging es für uns durch Industrie- und Hafengebiete, über Rhein und Ruhr – für mich als Waltroperin ein geniales Gefühl von Zuhause. Ruhrpott-Romantik deluxe – hier ein paar Eindrücke im Flow-Film:

https://flow.polar.com/training/relive/105244540

Auf Kilometer 20 konnte ich mich einer Gruppe anschließen, die ich bei km30 auch eine Weile führen konnte. Der Kampf mit dem Gegenwind war hart, hat aber viel Spaß gemacht. Auspowern hoch zehn! Nach ein paar Kilometern habe ich die Führung wieder abgegeben und mich eingereiht. Dieses Gefühl in der Gruppe zu fahren, oft synchron und fast meditativ, ist genial! Obwohl kaum Publikum am Streckenrand stand, lief es super, eben total im Flow.

Inline-Marathon Duisburg Teil II

Und die paar Leute, die am Rand standen – vor allem die Trommler – haben zwischendurch für die nötigen Energieschübe gesorgt. So auch mein Freund – Unterstützung ist in jedem Wettkampf von der Zeit vor dem Start bis zur Regeneration danach einfach Gold wert. Danke, Manni! Alleine um 05 Uhr morgens an einem Sonntag freiwillig aufzustehen und zwischen den Anfeuer-Punkten hin- und herzurennen ist eine Glanzleistung. Ein Hoch auf alle, die sich diese Mühe machen.

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Bei Kilometer 40 musste ich dann erstmal einen Blick auf meine Uhr werfen – ich hatte irgendwie gar nicht das Gefühl, schon fast im Ziel zu sein. Da war noch Saft drin und irgendwie war ich auch deutlich schneller als gedacht. Ich hatte mit etwa zwei Stunden gerechnet, aber nach 01:38:11 std konnte ich schon auf das Stop-Knöpfchen drücken.

Polar Flow

Polar V800 Inline-Marathon

 

 

 

 

 

 

Der Zieleinlauf war in der Arena – eine tolle Atmosphäre, wenn auch ohne 28.000 Gäste: einmal über die Bahn rollen und sich ein letztes Mal in die Kurven legen. Zielsprint. Geschafft.

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Nach dem Ziel habe ich dann auch mal einen Blick auf mein lediertes Bein geworfen. Davon habe ich vermutlich noch länger was. Aber wie sagt man so schön – Schmerz geht, Stolz bleibt.

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Ich hatte trotz meiner ersten Sturzerfahrung in einem Wettkampf überhaupt wirklich richtig viel Spaß und bin in meiner Altersklasse trotz Freiflug immerhin auf Platz 6 gelandet (Platz 29.in der Gesamtwertung) – für´s erste Mal ok, aber da geht noch was. Ich bin 2016 auf jeden Fall wieder gerne mit von der Partie – bei einem gut organisierten Wettkampf von Start bis Ziel, toller Streckenversorgung und einer echten Pott-Strecke bei hoffentlich wieder genauso gutem Wetter.

Sockenpolizei

Übrigens habe ich im Karton meiner Inliner noch einen dezenten modischen Hinweis bekommen…

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Beim Marathon habe ich aber viele Starter mit Kompressionsstrümpfen oder Dreiviertelhosen gesehen, ich denke, das ist auch sehr okay. Aber das nur am Rande. Und nun noch kurz zum Megathlon am Bodensee.

Megathlon am Bodensee

Am 26.Juli starte ich da mit auf der vollen Distanz – sprich 1,5 Kilometer schwimmen, 40 Kilometer Rennrad, 25 Kilometer Inliner, 35 Kilometer Mountainbike und 10 Kilometer laufen. Mit am Start meine Freundin und Begleitperson Maren – die mich vermutlich jetzt schon für all die Fisimatenten verflucht. Aber nachdem ich gestern nach dem Inline-Marathon noch 30 Kilometer Mountainbike gefahren bin und Maren schon einige Trails gefahren ist, bin ich guter Dinge, dass wir auch diesen Wettbewerb schaffen werden. Gerne ohne Schrammen und Schürfwunden, aber mit umso mehr Spaß und Erfolg! Das Training geht weiter. Auf Rollen und Rädern und Sohlen und in Seen. Rechts, links, trinken, atmen. Und von vorne…