21,1 Kilometer Trail über Stock und Stein, rund 500 Höhenmeter, Wadenkrämpfe zwei Kilometer vor dem Ziel und dabei eine Aussicht wie im Bilderbuch. Verrückter hätte die Herausforderung für meinen ersten Wettbewerb der Saison nicht sein können: der Adventure Trail-Halbmarathon K21 in Paguera auf Mallorca.
Entstanden ist die Idee genau einen Nachmittag vorher. Denn da habe ich mit zwei anderen Leuten vom Triahtlon-Einsteiger-Camp hier in Paguera einen langen GA1-Lauf gemacht. Nachdem der Wanderweg, auf dem wir unterwegs waren, zu Ende war und wir aber noch weiter wollten, sind wir zufällig in den Galatzó-Park gekommen, wo uns ein paar Läufer mit Medaillen entgegen kamen. Und als wir dann noch am Start vorbeikamen und erfahren haben, dass sonntags noch ein Wettbewerb stattfindet, war für uns schnell klar: da wollen wir mitmachen! Also haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt und noch zwei Startplätze ergattert.
Nach unserem spontanen Trainings-Halbmarathon stand uns also ein weiterer Halbmarathon mit deutlich mehr Höhenmetern und auf Zeit bevor.
Der Startschuss für die Marathonis fiel um 9.oo Uhr, wir sind 30 Minuten später an der Finca de Galatzó los. Und schon nach den ersten wenigen hundert Metern ging es in die vollen, den Puig de Galatzó Richtung Spitze hinauf, über kleine und große Steine, Geröll, Felsbrocken und das alles bei einer Steigung von bis zu 40 Prozent. Ich wollte auf gar keinen Fall einfach nur den Berg hoch gehen, aber schon nach ein paar Minuten war klar, dass dieser Plan nicht aufgeht. Ich hätte zuviel Kraft verschwendet, also bin ich marschiert und marschiert und marschiert. Über eine halbe Stunde lang einfach nur marschiert. Und schon auf dem halben Weg nach oben kamen uns die ersten Trailrunner wieder entgegegen geflogen – in einem Affenzahn und Schrittlängen, die ich nicht einmal auf einer ebenen Piste bergab schaffen würde. Die Konzentration war hier jedem Einzelnen ins Gesicht geschrieben. Jeder Tritt musste sitzen. Auch bei mir als Trail-Neuling.
Als die Wende geschafft war und der Chip registriert wurde, ging es also die selbe Strecke hinunter. Ich dachte, das würde wesentlich schneller funktionieren. Aber schneller herunter rennen ist eine enorme Herausfoderung für die Beinmuskulatur und die Füße. Jede Bewegung war geknüpft an ausgleichen, balancieren, leichtes umknicken inklusive. Am besten flog man wirklich, denn je länger die Abdruckphase desto höher die Unfallgefahr, so wirkte es auf mich. Bis ich den Trick erkannt und die Angst vor der Geschwindigkeit verloren hatte, waren wir aber schon wieder auf der Ebene und an der ersten Versorgungsstation angekommen. Eine halbe Banane, ein paar Nüsse, ein Gel, weiter. Durch Matschlöcher vom nächtlichen Regen, durch ein etwa fünf Kilometer langes FLussbett mit nochmals abermillionen Steinen und Felsbrocken, die man irgendwie überwinden musste, dann wieder eine Erhebung, ein Stück Straße und zurück auf den Trail. Bis wir bei Kilometer 19 ankamen. Nur noch ein bisschen, dachte ich. Und dann kam der schwerste und gleichzeitig schönste Abschnitt. Kurz vor der Bucht und dem Playa de Tora mussten wir nochmal alles geben, was eigentlich schon längst nicht mehr vorhanden war. Der Weg durch den Wald war so steil, dass ich ohne Sauerstoffzelt und Hilfe der Hände kaum voran kam. Ich hatte eigentlich gehofft, nicht mehr gehen zu müssen, aber keine Chance. Die Füße und Waden fingen an zu krampfen und ich wollte wenigstens nicht ganz pausieren, aber es ging nicht anders. Also, durchatmen, ein kurzes Video drehen und dann mit Blick auf die letzten 2000 Meter und das tiefblaue Wasser die letzte Kraft zusammen nehmen, um Richtung Ziel zu laufen.
Durch den abschüssigen Boden fühlten sich Knie und Zehen an wie maltretierte Außenseiter.
Nur noch über den Strandboulevard – wo endlich auch ein wenig Publikum war und uns auf den letzten paar hundert Metern anfeuerte. Anda, animo, das schaffst du! Und Tatsache, der Wille zählt und es hat gereicht. Ich habe nach 02:33:42 Stunden das Ziel erreicht. Die genaue Trainingskurve und mehr Infos zum Lauf gibt es hier. Und hier ist meine erste Medaille 2015.
Und Camp-Teilnehmer Christian hat auch eine. So kann es weitergehen. Ich hätte da eventuell auch schon ein paar weitere Ideen für den ein oder anderen Wettbewerb auf der Insel. Zum Beispiel den 42er im nächsten Jahr:
Was die letzten Tage noch so los war im Camp? Das könnt ihr in meinem triathlon-Blog nachlesen. Und jetzt: ab in den Regen. Eine Runde locker laufen.