Meine erste Mitteldistanz ist jetzt drei Wochen her. Mein letzter Muskelkater genau einen Tag. Und drei Tage. Und fünf Tage… Nach dem Triathlon in Köln hatte ich zwar erstmal keinen Bock mehr auf Schwimmen, Radfahren und Laufen, aber auf was Neues schon. Deshalb habe ich mich – schon vor Monaten, um nach dem Wettkampf nicht in ein Sportloch zu fallen – bei der Neptunbad Cross-X-Team-Challenge angemeldet. Natürlich ohne zu wissen, was da genau auf mich zukommt. Einfach mal machen.
Das X habe ich interpretiert als das große ungewisse Etwas, aber auch als Finger-Crossing. Um mir selbst Glück zu wünschen, dass das Training gut klappt. Dass es um einen Teamwettbewerb geht, war meine persönliche, größte Herausforderung, nach soviel Einzelwettkampf und alleine-Training. Und Challenge klingt eh immer gut. Lustig eigentlich. Damals war ich nie ein Wettkampf-Typ. Ich hatte immer Schiss, mich zu batteln und zu vergleichen. Angst peinlichst zu versagen. In der Schule war ich zumindest nie die Erste, die in die Mannschaft gewählt wurde – egal ob beim Völkerball oder in der Laufstaffel. Selbst nach der Schule habe ich mir fast in die Hose gemacht, als ich zur Kölner Sporthochschule wollte. Berechtigter Weise. Die Aufnahmeprüfung 2001 habe ich nicht geschafft. Die Prüfungs-Disziplinen im Schwimmen haben mir das Genick gebrochen und ich war raus. Naja, wäre spätestens beim Turnen am Reck eh passiert. Aber ich schweife ab… Ich hatte also Bock auf ein bisschen Abwechslung nach all dem Geradeaus-Sport. Bis vor einem Jahr war ich ja auch noch im Fitnessstudio angemeldet und habe gerne auf der Freifläche Stabi und Functional Fitness-Übungen mit Medizinbällen und Co gemacht. Und draußen im Park war mir eine Freelatics-Einheit im Gras immer recht. Ist. Das liebe ich. Nicht selten habe ich mir auch selbst Übungen ausgedacht. Und jetzt kann ich einfach all das kombinieren, bei der Cross-X-Challenge. Und natürlich ist Muskelkater unser täglich Brot. Ich habe so ewig lange nicht mehr auf Kraft trainiert, egal ob mit Eigengewicht oder Langhantel und Scheibe. Es bestand also kein Zweifel, dass der Wettbewerb wehtun würde – im positiven Sinne. Also durchatmen und rein ins Vergnügen…
Schon nach dem ersten Outdoor-Training und unzähligen Squats, Crunches und Spiderwalks (auf allen Vieren möglichst nah am Boden fortbewegen, ohne dass die Knie den Boden berühren) wusste ich, wie die kommenden sechs Wochen bei mir werden würden. Ich habe am nächsten Morgen wirklich überlegt, meinen Kaffee mit Strohhalm zu trinken. Hintern, Bauch und Beine waren also schon mal angetriggert. Beim nächsten Training haben wir uns dann auf Schultern, Arme und Rücken konzentriert. Liegestützen als Push-Up-Hand-Release (also den Körper ganz ablegen, Hände vom Boden lösen und wieder hochdrücken), Burpees (Streck-Hocksprünge auf der Stelle) und Unterarmstütz sind dabei fast nur zum Aufwärmen da. Drei Tage später ging es weiter mit Ausfallschritten auf Strecke, Kettlebell und Medizinball. Das Ganze ist dann quasi immer eine bunte Tüte voll mit Zirkeltraining, also drei Runden á zwölf Minuten zum Beispiel. Und während Person A aus dem Dreier-Team seine 20 Burpees absolviert, müssen B und C zwei andere Übungen machen – so lange, bis A fertig ist. Der Schweiß läuft jede Trainingseinheit in Strömen an uns herunter. Am Ende zittern Beine, Arme und alles, was sonst noch so zu einem gehört. Aber nach einem kurzen Gang in die Neptunbad-Sauna hat man faszinierender Weise direkt wieder Bock auf das nächste Mal. Denn: ich merke nach vier Wochen Challenge schon eine echte Veränderung. Ich gehe aufrechter, ich habe tatsächlich ein paar Muckis bekommen und fühle mich bombastisch gut. Und seitdem ich wieder Bock auf Laufen habe, kombiniere ich die zweimal Crossfit pro Woche mit zweimal pro Woche Laufen und bei Lust und Laune noch mit Mountainbiken, Bodyweight-Training zu Hause und zwischendurch dem ein oder anderen Mini-Wettbewerb. Wie zum Beispiel neulich dem Burpee-Race.
Streck-Hocksprünge mit Frog Jumps zur Fortbewegung. 500 Meter ganz alleine, das sind eineinviertel Runden um einen Sportplatz. Nur mit Burpees. Eine Freundin von mir hat dieses verrückte Rennen veranstaltet und ich konnte einfach nicht anders, als mitzumachen. An einem Sonntag Morgen im strömenden Regen hieß es also, ran an den Speck. Und die Kastanien. Der Parkweg war gepflastert mit den braunen Kugeln und deren Schalen – die sich beim Ablegen feinsäuberlich in die Beine gebohrt haben. Aber ein bisschen Schwund ist halt immer. Nach 32 Minuten war ich dann im Ziel – und habe meine Arme und Beine kaum noch gespürt vor Anstrengung. Ich habe die Anzahl der Burpees zwar nicht mitgezählt, aber wenn ich davon ausgehe, dass ich jedes Mal weniger als einen Meter gesprungen bin, waren es schon mal über 500 an der Zahl… Aber es hat sich gelohnt: ich wurde erste Frau (ok, als einzige Frau in dieser Disziplin kein Kunststück) und dritter Mann (wäre ich in der Männerwertung mitgezählt worden, der Schnellste brauchte 28 Minuten bis ins Ziel. Aber dass ich verrückt bin, lasse ich mir nicht unterjubeln. Neben der Staffel über 1000 Meter Burpees gab es nämlich noch die 1500 Meter Einzelwettkampf. Der Gewinner braucht nur 01:19:00. Das ist verrückt.
Ich bin auf jeden Fall froh, dass die Burpees und ich mittlerweile gut miteinander auskommen. Vor vier Wochen konnte ich keine zwanzig am Stück, ohne Schnappatmung zu bekommen. Mittlerweile gehören sie zu jedem Cross-X-Training dazu und sind mir tausend Mal lieber als Unterarmstütz. Eine Position halten fällt mir schwerer als aktiv bewegen. Bin ich vielleicht doch komisch? Oder fehlt mir schlichtweg die Stabilität? Sonntag war auf jeden Fall Tag der Wahrheit für einen kleinen Zwischenstand.
Und in zwei Wochen ist dann Cross-X-Challenge-Day. Dann werden wir gucken, welches Team am fittesten geworden ist. Ich bin zuversichtlich, dass Biggi, Oli und ich gut abschneiden. Wir sind ein super Team, und Teamwork macht mir tatsächlich richtig Spaß! Und in der Off-Season werde ich dann etwas gegen meinen durchhängenden Rücken unternehmen. Und zwar im Athletik-Training mit meinem neuen Team. Ich habe den Verein gewechselt und bin jetzt bei mach3, um gemeinsam mit vielen Rookies vom letzten Jahr Kilometer und Kraft zu sammeln. Damit es 2015 wieder weiter gehen kann mit Triathlon. Ein bisschen Bock habe ich ja langsam doch wieder. Auf Schwimmen, Radfahren und Laufen…