Mitteldistanz 1.0 – finished in 05:22:21

Anita Horn Mein Triathlon

Was für ein Nervenkitzel. Ich glaube, ich war neben meinen Abiprüfungen noch nie so aufgeregt wie am Sonntag! In der Wechselzone am Fühlinger See haben wir alles noch hübsch vorbereitet, Radschuhe und Helm bereit gelegt, Startnummer 1645 auf den Oberarm geschrieben, Neo schon mal halb an, und nach dem Foto (auf dem wir alle so tun, als hätten wir nichts besonderes vor), ging es dann runter ans Wasser…

600x450 WZ1

Um 12.20 Uhr ist die Elite gestartet, dann kam die zweite Startgruppe und danach waren wir dran… Badekappe auf und Puls auf 3000! Ich habe richtig gezittert – und das trotz bestem Wetter und Hitzestau im Neo.

600x450 Swim vorher

Satte 1,9 km Schwimmen lagen vor uns…

600x450 Schwimmstart Jörg Birkel

… und obwohl Schwimmen immer meine Angst-Disziplin war, habe ich mir diesmal am wenigsten Sorgen davor gemacht. Schließlich haben wir kilometerweise Strecke abgerissen im Training. Bis zu vier am Stück, da waren die 1,9 kein Problem. Plus Adrenalin plus hier und da ein bisschen Schwimmschatten. Und Tatsache, im Wasser habe ich ab und zu überlegt, krass, du betreitest gerade deine erste Mitteldistanz, aber irgendwie war dann auch schon wieder der Schwimmausstieg da und Teil1 war nach weniger als 37 Minuten absolviert.

600x450 Swim1

Dann kam das, wovor ich am meisten Schiss hatte – und mich gleichzeitig am meisten gefreut habe. Sir Ridley und ich durften nun zeigen, dass wir ein gutes Team sind. Ich wusste, dass ich auf dem Rad ganz gut bin. Aber ich hatte total Angst vor einer Reifenpanne und dass ich eventuell den Schlauch wechseln muss. Oder dass sonst was passiert, man mit einem anderen zusammen rasselt oder was-auch-immer. 90 Kilometer Rennrad standen jetzt also auf dem Plan.

web-COCB0211

Also Helm auf, Schuhe an und ab dafür…

600x450 Bike1

Und ich muss sagen, es lief super! Ich bin langsam angefahren, erstmal „auftanken“, was trinken, Beine klar kriegen, einfinden. Runde1 vom Fühlinger See bis zum ersten Wendepunkt in Deutz, ganz in der Nähe des Ziels. Auf in die große Runde (58km) zurück zum Fühlinger See, ganz im Norden durch die Felder und dann Vollgas zurück in die Stadt – wo dann auch das erste Mal fleißige Anfeuerer standen: Caro und Heiko, Selma, Franzi, Boban, Maren, Till und Co, dazu zig Leute, die selbst am Vortag gestartet sind, Vereinsleute, ein Traum!

web-COCJ3989

Und auch gegenseitig haben wir uns angeheizt. Auf der Strecke wurde kollegial gegrüßt und GO GO GO gerufen. Dazu kam die Sonne raus und es ging ab wie Sahne.

web-COCI2787

In der letzten Runde wusste ich nicht genau, ob ich nochmal richtig reintreten soll, oder mir meine Kräfte lieber für den Halbmarathon aufsparen sollte. Ich hab mich für ein Mittelding entschieden. Am Ende kam ich nach gut 02:46Std in die zweite Wechselzone und war froh, dass ich doch meinen neuen Zweiteiler an hatte. Einmal habe ich nämlich doch das Dixi in Anspruch genommen. Und dann ging es weiter auf die Laufstrecke.

600x450 Lauf1

Die Streckenführung war traumhaft! Auf der Schäl Sick am Rhein entlang Richtung Zoobrücke. Zig Leute standen da und haben gejubelt, ob sie einen nun kannten oder nicht. Dann tauchten Heiko und Caro wieder auf. Und auch wenn ich mich glaube ich nicht wirklich erkenntlich zeigen konnte, war ich sehr dankbar für die Zurufe! Ich muss sagen, das Laufen fand ich echt hart. Keine Ahnung, ob es die Hitze auf der rechten Rheinseite war, oder einfach die 3,5 Stunden Wettkampf vorher. Aber ich war kaputt und wollte eigentlich gar nicht mehr so recht weitermachen. Das war aber natürlich nicht wirklich eine Option, also Zähne zusammen beißen und weiter im Tritt. Zurück Richtung Zielbereich, über die Hohenzollernbrücke mit all den Schlössern und dem Blick auf die Altstadt. Toll! Auf der linken Rheinseite runter ans Wasser, wo Jürgen und Co standen und mir Mut gemacht haben.

600x450 laufen2 Jürgen

600x450 laufen3 Jürgen

Ich sehe auf den Bildern sogar so aus, als wäre alles prima. Offensichtlich gehen Selbst- und Fremdbild da etwas auseinander. Umso cooler, ein paar Fotos zu sehen. Ich selbst habe mich wirklich sehr schwer und müde gefühlt. Egal. Wieder die Rheinuferpromenade lang bis zur Zoobrücke, wo zum Glück der Versorgungsstand von mach3 stand – mit so vielen bekannten Gesichtern. Komm Anita go, du schaffst das! Hier, Wasser! Lauf! Nur noch eine Runde! Peter und Talita sind sogar ein Stück mitgelaufen und haben mich quasi getreten. Gut so. Es ging also wieder nach Deutz, die erste Wendeltreppe rauf, Hölle! Wenden, und nochmal auf die selbe Runde. Unser alter Rookie-Trainer Henning hat mich nochmal angebrüllt und damit erreicht, dass ich nochmal Gas gegeben habe. Und obwohl hier ein Punkt erreicht war, an dem ich mich wirklich gefragt habe, wieso ich das eigentlich tue, weil meine Beine schlichtweg keinen Bock mehr hatten, konnte ich doch nochmal zahlreiche Läufer einsacken. Wieder durch die knallende Sonne zur Zoobrücke rauf, wieder wenden, wieder über die Hohenzollernbrücke, wieder auf die linke Rheinseite.

600x450 laufen1 Jürgen

Der mach3-Stand war mein kleines Zwischenziel. Wasser! Gel! Animation! Wende. Und dann der letzte Rückweg des Tages. Richtung Altstadt wurde das Publikum immer lauter, immer mehr Leute standen da und haben applaudiert. Jetzt konnte ich anfangen mir zu sagen: GLEICH GESCHAFFT. Genieße! Nur noch zwei, drei Kilometer. GLEICH GESCHAFFT! Und dann das zweite und letzte Mal die Wendeltreppe. Das erste Mal an diesem Tag bin ich gegangen. zügig, aber mehr war nicht drin. Oben angekommen das letzte Mal die Deutzer Brücke hoch und wieder runter, die letzten paar hundert Meter. Mir ist ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen – das war´s jetzt gleich? Meine erste Mitteldistanz? Links einbiegen, vorbei an der Wechselzone, Zielkanal. Wow. Die Leute am Rand waren toll – und nach der kurzen Unterführung im Schatten ging es in die letzte Kurve, ich konnte schon den grünen Teppich sehen und Uwe Jescke und Co mit ihrem Mikro, um alle Finisher anzusagen. Wirklich gehört habe ich aber nichts mehr. Ich war im Tunnel. Und dann war ich da. Rückstau im Zielbereich. Ein letztes Piepen der blauen Kontrollmatten. Blumenkette und Medaille, ein Glückwunsch von allen Seiten. Plötzlich stehenbleiben – das  sich anfühlte wie ein plötzlich eingelegter Rückwärtsgang. Das war´s. GESCHAFFT! Finish in 05:22:21 Stunden.

web-COCM0291

Meine erste Mitteldistanz. Mein erster halber Ironman.

600x450 Finish alle

So viele Trainings-Kilometer und -Stunden. So viele Kalorien. So viele Qualen. Ob ich jemals die volle Distanz machen werde? Nie und nimmer. Nicht einmal die Mitteldistanz will ich jemals wieder betreiten. Das war mein erster Impuls nach dem Wettkampf. Und auch am Tag danach. Heute sieht die Welt allerdings schon wieder etwas anders aus. So viele Trainings-Kilometer und -Stunden. So viele Kaloerien. So viel Spaß! So tolle Leute! So ein toller Sport!

600x450 Urkunde

Danke an alle, die mich in meiner Vorbereitung auf dieses große Ziel begleitet haben, mich ertragen und mir Mut gemacht haben, mich auch mal gebremst haben und den Blick auf den Rest des Lebens nicht haben verlieren lassen. Danke, Johann, für deinen Trainingsplan und dein Vertrauen. Danke Simone und Steffi für alles! Danke Mama und Papa, dass ihr mich so enbehrt habt und nicht böse seid, dass ich so viele Wochenenden trainiert habe, statt einfach mal auf Kaffee und Kuchen vorbeizukommen. Danke an alle, die mittrainiert und nachgefragt haben, danke an alle Helfer und an Uwe und das gesamte Team für die tolle Veranstaltung! Danke Beine, danke Kopf. Einfach DANKE!