… Geheime Botschaften aus dem Triversum?!
Irgendwas fehlt ja immer! Jetzt habe ich meinen roten Rennschlitten Sir Liz. Ich habe einen Aerolenker und ich habe sogar eine Flasche mit Strohhalm für den Aerolenker. Ich habe eine Radbrille, die sich den Wetterbedingungen anpasst und ich habe Bock zu starten! Aber ich habe keine Ahnung, was ich anziehen soll.
Bisher habe ich meine Triathlons ja immer im Einteiler gewuppt. Neo drüber, schwimmen, Neo aus, losradeln, laufen, aus die Maus. Unter drei Stunden bei den olympischen Distanzen und bei soviel Geschwitze geht das alles wunderbar. Diesmal habe ich aber ein bisschen Sorge, dass ich nicht ohne Dixi auskomme. Immerhin werde ich irgendwas zwischen sechs und zehn Stunden (will mich selbst nicht unter Druck setzen) unterwegs sein. Und wenn dann mal Not ist, kann ich mir ja schlecht den Einteiler vom Leib pellen und ihn dann wieder anziehen. Also könnte ich vermutlich schon, aber dann bin ich vermutlich eher zehn Stunden unterwegs. Deshalb überlege ich mir wirklich, jetzt, vier Tage vor dem Wettkampf, noch einen Zweiteiler zuzulegen. Aber ich habe keine Lust, dass das Oberteil hochrutscht. Oder die Hose am Bauch einschneidet. Soll ich, oder soll ich nicht?
Meine erste Mitteldistanz naht. Und ich mache mir fast in die Hose, ohne dass es überhaupt losgegangen ist. Nur mal kurz um das klarzustellen: das meine ich rein symbolisch. Laufen lassen ist keine Option. Das Rennen ja, das lasse ich laufen, soll ja auch Spaß machen. Für alles andere gilt hier ein klares NEIN. Sonntag Mittag um 12:30 Uhr fällt am Fühlinger See in Köln der Startschuss für meine ersten 1,9 km Schwimmen, 90 km Rad fahren und 21 km Laufen. Wieso tue ich das bloß?
Vermutlich weil ich Spaß daran habe. Oder weil ich bekloppt bin. Das bekomme ich zumindest oft zu hören. Aber Leute, jetzt mal im Ernst. Ich trainiere fünf bis sechs Mal die Woche – je nachdem was mein Trainer Johann Ackermann (der übrigens neulich beim Viernheimer Triathlon beim 70.3 als Dritter hinter Kienle und Frommhold ins Ziel kam) mir so in den Plan geschrieben hat. Andere Leute sitzen fünf bis sechs Mal die Woche abends vor dem Fernseher und trainieren sich eine stattliche Portion Unterbauchfett an. Dann doch lieber anders bekloppt. Außerdem war die Vorbereitung ja nicht die ganze Zeit so intensiv. Es gab auch Zeiten, da habe ich mich von einem Hobby-Fußballer mit zwei Mal Training die Woche plus ein Spiel am Wochenende nicht unterschieden. Außer dass ich andere Mitstreiter nicht weggrätsche, sondern einfach überhole(n will).
You are an Ironwoman?!
Meine erste Mitteldistanz. Ein halber Ironman. Verrückt. Letztes Jahr wusste ich noch nicht einmal, was Koppeln heißt. Das Rookie-Projekt des Köln-Triathlon-Veranstalters hat das geändert. Hat mich vielleicht sogar ein bisschen verändert? Ich habe noch nicht einmal die MD bestritten, da habe ich schon geträumt, dass ich nächstes Jahr die volle Distanz bestreite. „You are an Ironwoman“ riefen die Stimmen. Geheime Botschaften aus dem Triversum? Natürlich nicht. An sowas zu denken wäre bekloppt. Und ich habe schließlich gelernt, immer schön eins nach dem andern zu machen. Schwimmenradelnlaufen. Sprint, olympisch, mittel… Zum ersten Mal. 01. Meine Startnummer 1645. Mein großer Tag 07092014.Ich habe übrigens mal versucht zu kalkulieren, wann ich wo auf der Strecke zu finden sein werde. Wir kommen ja insgesamt fünf Mal über die Deutzer Brücke am Kölner Heumarkt… das sieht dann nach Absprache mit meinem Trainer Johann Ackermann in etwa so aus:
Er sagte, ich fahre im Schnitt etwa 34-35 km/h Rad und wenn ich 5:10min/km laufe, dann kann ich tatsächlich unter sechs Stunden ins Ziel kommen… Allerdings soll es windig werden. Ich weiß nicht, ob ich eventuell mal einen Schlauchwechsel- und Pinkelstopp einlegen muss und was sonst noch so kommt… Ich stelle mich also mal auf 06:30 Uhr mindestens ein… Ich bin ja realistisch. Aber irgendwie auch nicht. Sechs Stunden wäre schon cool. Und wenn ich eh schon von allen als bekloppt dargestellt werde, dann kann ich das auch ausnutzen und noch eins drauf setzen… Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich recht ungeniert. Aber ich kann mich ja langsam heran tasten, an diesen Ruf.
Deshalb habe ich auch schon Pläne für die Zeit nach dem Köln Triathlon. Wobei, um ehrlich zu sein, ist es gestern schon losgegangen. Ich habe mich für eine Team-Challenge angemeldet, um nach der MD nicht in ein tiefes sportloses Loch zu fallen. Meine Freunde aus dem Triversum haben mir das empfohlen. Sechs Wochen lang heißt es ab sofort immer mittwochs und sonntags Crossfit-Training. Bei der 3.Neptunbad-X-Teamchallenge darf ich mich ab sofort also outdoor und indoor quälen und schwitzen, zusammen mit meinem Team Mixed X und den anderen Teilnehmern. Das wird eine echte Herausforderung. Aber man braucht ja Abwechslung und neue Aufgaben. Sport auf der Stelle. Ohne Kilometer-Ziel. Seltsames Gefühl. Am Anfang wurden wir dafür vermessen, Fett, Muskeln, Wasser = Bioelektrische Impedanzanalyse. Mein Ergebnis war schon ganz gut. Aber da geht noch was!
Und obwohl ich zwecks Mitteldistanz in drei Tagen gestern langsam hab gehen lassen, habe ich von 160 Air-Squats (= Kniebeugen), 120 Crunches und 80 Liegestützen doch ordentlich Muskelkater. Den wollte ich mir doch für mein nächstes Rennen aufsparen – denn was wäre eine 1645 ohne neue Ideen. Ende September nehme ich nämlich am ersten Burpee-Race Deutschlands teil. 500, 1000 oder 1500 Meter mit Streck-Hoch-Liegestütz-Sprüngen zurücklegen.
DAS ist bekloppt! Und das weiß ich ganz ohne meine Stimmen aus dem Triversum…