Was ein Dreck – Spartan Race Köln 2014

Anita Horn Sport & Fun

Dreck unter den Fingernägeln und blaue Flecken an den Schienbeinen, Hunger für eine ganze Kleinfamilie und immer noch etwas Schlamm im Ohr – so sah es bei mir aus, am Samstag, etwa zwei Stunden nach meinem härtesten Hindernislauf eh und je. Ich habe schon bei einigen dreckigen Veranstaltungen mitgemacht, zum Beispiel beim Urbanathlon in Hamburg und beim Strongman Run am Nürburgring – aber so anstrengend, so kalt, so schmutzig und unberechenbar, so unplanbar und schmerzhaft wie das Spartan Race bei Köln war noch keiner meiner Wettbewerbe. Ein Lauf gegen die Zeit und vor allem gegen mich selbst.

Um 9.44 Uhr wurden im Startblock noch ein paar laute Schlachtrufe ausgestoßen: „Aroo!“ tönte es fast nur im Bass, Frauen waren nur recht wenige vertreten. Eine Minute später fiel der Startschuss und die Masse – ausgestattet mit Stirnbändern, guten Profilsohlen und einer Extraportion Adrenalin und Testosteron – setzte sich in Bewegung. Zum Einstieg ging es auf der Moto Cross-Strecke des MSC Bielstein in Wiehl erstmal direkt bergauf. Und das hörte gefühlt auch bis zum Ziel nicht mehr auf. So viele Höhenmeter auf der Waldstrecke, quer über Felder und Wiesen am Stück bin ich in meinem Leben noch nicht gelaufen. Vielleicht sogar nicht einmal verteilt auf mein Leben. Und soviel hätte ich auch nicht erwartet. Aber der Veranstalter hat vorher einfach nichts verraten. Clever, sonst wäre ich vermutlich gar nicht erst angetreten. So blieb es also ein Lauf ins Ungewisse. Und ins Ver… gnügen. Wobei es hin und wieder auch was von Ver…derben hatte: wir haben uns gemeinsam und doch als Einzelkämpfer in tiefe Schlammbecken geschmissen, haben Holzhürden über- oder unterwunden, haben Speere geworfen, uns durch Autoreifen geschlingelt und mit Holzbrocken bepackt, um durch das Dickicht zu rennen. Wir sind über riesige Netze hoch in die Luft und wieder runter auf den modderigen Boden balanciert und über Feuer gesprungen, unter Stacheldraht entlang gerobbt und haben Betonsteine hinter uns hergezogen, um am Ende völlig verschlammt unsere nahenden Krämpfe ins Ziel zu schleppen. Leider in der Kölner Version ohne echte Gegner wie in einigen anderen Ländern, die einen mit Schaumstoffkeulen nochmal kurz vom Weg abbringen wollen. 

DCIM100GOPRO

Ich muss sagen, im Nachhinein war es großartig. Kein Stau an den Hindernissen, kein Verlaufen wegen fehlender Beschilderungen. Zwar gab es nur etwas wenig Publikum, aber mitten im Wald hätte ich das auch genauso wenig erwartet wie die 50-Grad-Steigungen auf hunderte Meter Länge.  Im Vergleich zu anderen Hindernisläufen ging es beim Spartan Race deutlich verbissener zu. Es wurde weder viel gequatscht noch gelacht, aber immerhin an den entscheidenen Stellen geholfen und abgeklatscht. Vielleicht lag das daran, dass dieser Lauf der erste seiner Art ist, der eine internationale Rangliste hat.

Spartan Race Germany 2014

So können sich Ende des Jahres die Besten der Verrückten aus Mexiko, Kanada, Australien, Frankreich, Polen, Deutschland und Co messen.

by Attila Csákvári

by Attila Csákvári

Für mich gilt das nicht. Ich war als 362. von 1651 Superdistanzlern (13km mit 21 Hindernissen) im Ziel (Wertung für Männer und Frauen gemeinsam), aber immerhin wurde ich darunter 13.Frau von 283 Mitstreiterinnen und 4. in meiner Altersklasse. Jetzt bin ich motiviert, nächstes Jahr noch eins draufzusetzen! Bewegtbilder vom Zieleinlauf gibt es übrigens nicht, weil meine Batterien auf den letzten 500 Metern aufgegeben haben. Also die meiner Kamera. Egal. Am Ende gab es immerhin eine dicke Medaille, eine Banane und da wir ja bereits abgehärtet waren nach einer ordentichen Warteschlange eine eiskalte Dusche, die fast so weh tat wie mittlerweile meine Waden. Macht aber nichts. Schmerz geht. Stolz bleibt. Schlamm auch. Zumindest habe ich eben noch welchen gefunden.

DCIM100GOPRO

Welche Schlammschlachten es in Deutschland so gibt, habe ich hier mal zusammen gestellt. Have Schlamm!