Ich spring im Dreieck! Und „drei“ steht in dem Fall sogar für drei Platzierungen! Gestern war der Kölner WillPower Rheinauhafen Triathlon und viele unserer Rookies vom letzten Jahr hatben mitgemacht. Egal ob Sprint, Staffel oder Olympisch, dieses Gefühl, in der eigenen Stadt an den Start zu gehen, den Support an der Strecke zu lerben und dann mit dem Blick auf den Dom rechts vom Hafen ins Ziel zu laufen, Wahnsinn! Ich bin mit meinen Triathlon-Mädels Simone und Steffi um 13.40 Uhr ins Wasser. Am Vortag hatte ich schon näheren Kontakt mit der Hafensuppe, die in diesem Jahr angenehm lauwarm und sauber war. Samstag war ich Kanu-Helferin und bin dabei schon nass und rot geworden.
Das Wetter hat uns also super unterstützt. So wie wir uns gegenseitig im Wettkampf. Alle, die ihren Triathlon schon hinter sich hatten odr erst später an der Reihe waren, standen am Rand und haben lautstark angefeuert. Kurz vor dem Start war meine Aufregung unermesslich. Dann ging auf Kommando das Gepaddel los. Dieser große Knubbel aus wild um sich schlagenden Händen und Füßen ist etwas, das ich vermutlich nie mögen werde. Ich habe auch direkt einen Tritt ins Gesicht bekommen und meine Brille verloren. Im Eiltempo habe ich alles wieder zurecht gerückt und dann ging es im mittelguten Rhythmus Richtung erste Boje. Der Rückweg war etwas leichter, weil die Strömung in das Hafenbecken floss. Die zweite Runde war schon deutlich schwerer. Aber ich hatte schon immer eine hohe Ausdauer, vor allem darin mir positive Mantras aufzusagen: Fast die Hälfe geschafft, nur noch ein viertel der Strecke, gleich bist du da. Da darf es auch mal etwas monoton zugehen. Und dann war ich tatsächlich wieder am Steg, keinen Plan, wo im Feld ich mich bewegte. Oben sagte mir dann eine Freundin, ich sei unter den ersten Frauen. Das war mein persönlicher Startschuss. Ich fühlte mich gut, auch wenn ich nicht gerne schwimme und sich das vielleicht niemals ändern wird. Mit dem Ausziehen des Neos hatte ich ziemliche Probleme, aber im letzten Moment ließ die Gummihaut von mir ab und ich bin in Socken und Radschuhe geschlüpft, Brille und Helm auf und dann mit Klicks über´s Kopfsteinpflaster, ordnungsgemäß bis zur gelben Linie und dann rauf auf den Sattel.
Es war doch ziemlich frisch die ersten Meter, im nassen Einteiler nach 18°C kaltem Wasser. Aber ich bin so schnell in Fahrt und ins Schwitzen gekommen, dass ich die Außentemperatur kaum noch bemerkt habe. Neun Runden á 4,5 Kilometer standen mir bevor. Und schon nach der ersten Hälfte waren es in meinem Mantra nur noch achteinhalb. Die Strecke war zwar einseitig und sehr windanfällig, aber dafür kam man eben neun Mal am Harry-Blum-Platz und den johlenden Zuschauern vorbei. Jedes Mal ein neuer Energieschub! Ich bin fast nur auf dem großen Blatt gefahren. Und wirklich zufrieden bin ich mit meinem Rad wirklich nicht mehr. Es sind so viele Athleten mit Zeitfahrmaschinen locker-flockig an mir vorbei gerast. Ich will das auch! Ich will ein neues Rad, jetzt erst recht! Und ich werde mir eins holen. Komme was wolle!
Nachdem ich ab Runde fünf wirklich aufpassen musste, dass ich mich nicht verzähle, konnte ich mich nach 01:14:14h von Streckenchef Henning Richter – unserem damaligen Rookie-Trainer – verabschieden und in die zweite Wechselzone. Auf das Laufen am Rhein entlang habe ich mich vor dem Start am meisten gefreut. Und habe es am Ende am meisten verflucht. Man war das schwer. Viel Wind, viel Sonne, Kopfsteinpflaster, vier Runden á 2,5 Kilometer und so viele Läufer auf der Strecke, dass ich nicht ansatzweise einschätzen konnte, wie ich stehe. Immerhin habe ich hier Steffi, Simone und viele andere Mitstreiter zig Male wiedergetroffen, wir haben uns gegenseitig angespornt und irgendwann war dann auch die Zielgerade in Sicht. Endlich! Geschafft! Finisch No.1 in diesem Jahr! Nach 02:38:25 Stunden war ich da und echt fertig. Dass ich es mit dieser Zeit bis zur Siegerehrung bringe, hätte ich nicht erwartet. Gleich drei Mal durfte ich nach vorne, als fünfte Frau insgesamt, dritte in meiner Altersklasse und 3.Kölner Stadtmeisterin inklusive Pokal!
Damit stand ich sogar mit meinem eigenen Trainer Johann Ackermann vor versammelter Mannschaft, der seinen Titel als Kölner Stadtmeister verteidigen konnte. Ich bin überglücklich, stolz wie Oskar und unfassbar dankbar für alle, mit denen ich im letzten Jahr trainieren, leiden, philosophieren und chillen konnte. Im Ernst: der Pokal geht an alle!
Danke an alle Helfer, das Orga-Team, alle Triathleten und alle, die mir gut zugesprochen haben. Ihr seid einmalig – genau wie dieser verrückte Sport!