Da denkst Du nichts böses und schon kommt es über Dich: Montezumas Rache. Ich bin halt umweltbewusst. Und hasse es Lebensmittel wegzuwerfen. Deshalb esse ich Energieriegel auch noch wenn sie längst abgelaufen sind – und Omas Johannesbeergelee war für mich bisher die reinste Vitaminbombe. Leider war das letzte Glas wohl schon etwas sehr viel zu lange auf.
Mein selbst gemachter Obst-Lassi ist damit am Wochenende leider in die Hose gegangen. Also nicht wörtlich. Aber nachdem ich noch ein Spitzen-Lauftraining hingelegt habe, mit zehn Tempoeinheiten eine Minute á 4:30m/km-Schnitt…
…und mich verdammt gut gefühlt habe, wollte ich mir was Gutes tun.
Orange, Banane, Weintrauben, Erdbeeren, Magerquark, Milch, Omas Gelee (sorry Oma, bis vor Kurzem war es wirklich ganz köstlich). Keine zwei Stunden später war ich ausgeknockt. Vier weitere Stunden später lag ich im Krankenhaus. Lebensmittelvergiftung. Ich dachte wirklich, ich muss sterben. Irgendwer muss mich an Händen und Füßen festgehalten und durchgewrungen haben. Ohne Unterbrechung. Der Tropf war eine echte Wohltat und am nächsten Morgen habe ich mich dann selbst aus dem Krankenhaus (wieso heißt das eigentlich nicht Gesundungshaus? Wahrscheinlich, weil man darin denkt, man wird noch doller krank…) entlassen.
Eine Woche lang ging das jetzt so: Essen fast unmöglich, ohne Bauchkrämpfe zu bekommen. Von Sport ganz zu schweigen. Alles, was ich mir vorher erarbeitet habe, auf Mallorca, mit meinen Trainingseinheiten im heimischen Park und im Schwimmbad meines Vertrauens, dahin. Und dabei ist in zwei Wochen schon meine erste olympische Distanz in diesem Jahr. Der Kölner Rheinauhafen Triathlon naht in großen Schritten – und ich bin gestern in kleinen Schritten das erste Mal wieder mit Laufschuhen vor die Tür gegangen. Ging sogar – diesmal im wahrsten Sinne des Wortes. Es war eher gehen als laufen, aber immerhin. Ich war einfach so motiviert, nachdem ich den Wettkampf von meinem Trainer Johann Ackermann bei der Challange Rimini verfolgt habe. Was für ein Kampf! Platz zehn nach dem Schwimmen, irgendwann Platz 1 beim Radfahren, beim Laufen dann wieder Plätze verloren, am Ende Rang neun von rund 1.000 Teilnehmern und ein Grund echt stolz zu sein. 4:13 Stunden! Davon kann ich nur träumen. Aber vom Träumen habe ich nichts. Von nichts kommt eben nichts. Manchmal kommt es zwar auch, wie es nicht soll, aber immerhin passiert dann was. Was zählt ist, dass sich was bewegt. Und dass ich mich bewege. Morgen Abend geht es also wieder zum Schwimmtraining. Ich werde mich vermutlich wie ein sterbender Schwan durch das Becken bewegen. All meine Energie von den letzten acht Scheiben Toast, zwei Bananen und vier Babybreigläschen sammeln und versuchen, elegant dabei auszusehen. Dann denkt bestimmt keiner was Böses. Und übrigens, Herr Montezuma: Wir haben noch eine Rechnung offen.
Rache ist süß!