Ich glaube, es gibt doch Motivationstiefs. Und ich hänge mitten drin. Ich will zwar nur für eine Mitteldistanz trainieren. Aber irgendwie erscheint mir diese Aufgabe schier unmöglich. Während ich täglich überlege, „bewegen oder bleiben?“, brüllen mir Engelchen und Teufelchen ins Gewissen.
Der Engel ruft: Los, auf zum Training, rein ins Wasser, ab in die Laufschuhe, rauf auf das Rad, das tut dir doch immer so gut. Außerdem wirst du dein Training von heute im Wettkampf positiv spüren.
Gleichzeitig kommt mir eine Nachricht von gestern in den Sinn. Eine Freundin, die erst zehn Kilometer laufen und dann 66 Kilometer Rad fahren war und danach schrieb: Leute, die Mitteldistanz wird echt kein Spaziergang. Ich bin im Arsch! Aua! Schnell mischt sich der Teufel ein und ruft: Quatsch, bleib mit der Furt zu Hause, oder geh spazieren. Es gibt noch andere Sachen außer Sport. Trink dir ein kühles Bier oder einen guten Rotwein, du bist eh fit genug, und es reicht, wenn du in ein paar Wochen durchstartest. Du willst doch eh nur ankommen, und nicht eine neue Bestzeit aufstellen. Und dann denke ich an all die Arbeit, die noch auf dem Schreibtisch liegt. Daran, dass ich gerne auch einfach mal spazieren gehen will und die Füße hochlegen könnte. Ich habe mal irgendwann gelesen, dass Menschen nur ein bestimmtes Kontingent an Energie zur Verfügung haben. 100 Prozent sind im Pott. Für ein Leben. Wenn ich die jetzt schon aufbrauche, was ist dann mal im Alter?
Vermutlich bin ich einfach eine Memme. Immerhin gibt es Leute mit Familie und Fulltimejob, die mal ganz nebenbei für eine Langdistanz trainieren. Wie machen die das bitte? Und haben die noch Freunde? Auch welche, die keinen Sport machen? Haben die eine Zeitmaschine, die ihnen jeden Tag zusätzlich 24 Stunden auspustet? Oder haben die einfach den Teufel verbannt und einen so tiefen Schlaf, dass sechs Stunden pro Nacht reichen?
Versteht das nicht falsch. Ich habe höchsten und noch mehr Respekt vor so einer Leistung. Wer dann noch weniger als zwölf Stunden braucht, ist für mich ein Gott. Kein Wunder, dass der Teufel sich da verzogen hat. Aber meine Motivation ist wohl die Unterforderung. Ich sammle erst eine Menge Faulheitspunkte, bis ich dann so sehr mit den Hufen schare, dass ich sprinte wie ein Rennpferd (für meine Verhältnisse). Wenn ich jetzt schon zuviel mache, habe ich im Frühling keinen Bock mehr. Wenn ich mir meine Energie jetzt geschickt aufbewahre, dann gibt es bald kein Halten mehr. Ich gehe heute zwar wieder schwimmen (habe letzte Woche beide Einheiten ausfallen lassen und war nur zwei Mal locker laufen), aber ich mache ganz entspannt. Dann platziere ich Engel und Teufel vor dem Fernseher. Zwangspause. Mit Schokolade. Wobei, vielleicht geselle ich mich doch einfach dazu. Energie sammeln. Unterforderung anhäufen. Das funktioniert. Ganz bestimmt.
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