Wenn Dirk Braun die Hot Saw hoch hebt, schwillen seine Arme und der Nacken an. Dann legt Dirk Braun den bösen Blick auf. Dabei ist er ein netter, bodenständiger Typ, 43 Jahre alt, gelernter Forstwirt, verheiratet, drei Töchter. Nur dass das Kraftpaket halt fünffacher Deutscher Meister und zweifacher Europameister im Sportholzfällen ist. Und selbst ein Baum von Mann. Der ehemalige Bodybuilder bringt bei 1,78m satte 100 Kilo auf die Waage.
Sein Bizeps hat den Durchschnitt meines Oberschenkels. Genau richtig für den Sport, den er seit 2003 zufällig ausübt:
„Man suchte hier in Winterberg einen Local Hero, weil die WM hier ausgetragen wurde und dann haben meine Frau und ich gesagt, ok lass es uns versuchen. Ich musste alles von Anfang an lernen, ich hatte ja keine Ahnung, so als Novize. Und ich bin auf Anhieb sechster geworden. Solche Werkzeuge nutzen wir im Wald ja gar nicht mehr, Handsäge, Äxte, und mein Vater und Großvater haben auch so gearbeitet. Im Wald. Ich mache auch viel Holz, weil wir eine Holzheizung haben. Und wir bauen jetzt mal was auf hier.“
Im Garten in seinem Haus hat Dirk Braun eine große Holz-Tribüne. Daneben liegen kiloweise Holzblöcke. Und die nehme ich mir heute mal vor. Aber mit einer Axt umzugehen, will gelernt sein. Deshalb bekomme ich einen Crashkurs Holzhacken vom Meister. Dirk spannt mir einen Pappelholzblock von 30 cm Durchmessern in den sogenannten Stand ein, dann zeichnet er mir mit blauer Kreide vor, wo ich das Holz treffen soll, gibt mir Alu-Schutzschuhe und Knieschoner und los geht es:
„Du musst dich auf den Block jetzt drauf stellen, und das sind die Striche./ Das geht schon in den Rücken oder?/ Ja. So den Winkel, den ich dir vorgegeben habe, den haust du jetzt da rein. Nein, nein, mehr ausholen. – Ich hab Angst – Ja sehr gut, Wechsel, die andere Seite musst du ja auch noch. Ja da fällt schon was. Oh da war der Fuß fast im Weg.“
Ich hacke, was das Zeug hält. Allerdings treffe ich wenn dann nur zufällig mal die vorgegebenen Stellen. Ich produziere mit viel Mühe kleine, dünne Streichhölzer, statt schnell zwei Keile in den Block zu hauen.
Aber nach gefühlt zehn Minuten wird es:
„Das ist echt anstrengend! – Ja noch ein bisschen, so langsam fängt er an zu brechen der Block und da ist der Block durch! – Hui, mir ist warm! Ich brauche kein Holz mehr im Kamin, das reicht wenn man draußen steht und haut.“
Ich habe nach diesem kleien Holzblock schon Atemnot. Dirk Braun ist gerade mal warm. Er hat es mit der 2,5-kg-schweren Axt aber auch deutlich leichter als ich, weil er deutlich mehr Kraft hinter die zu beschleunigenden Masse bringt. Das wusste schon Newton. Ich mit meinen 57 Kilo mühe mich also ab – und wechsel dann fix zu nächsten Disziplin, der Single-Buck, also der Zugsäge. Die ist mit Griff zwei Meter lang und damit deutlich größer als ich. Wir spannen einen Block Weimutskiefer in den Stand ein und dann soll ich die rund 40 cm durchgesägen:
„Was muss ich beachten? – Stabil stehen, Ausfallschritt machen! Hände zusammen. – Ich stemme mich einfach mit dem Brustkorb dagegen. Oder ich mache einfach kleine Sägebewegungen. Bin ich schon vorwärts gekommen? Liebe Zuhörer, das hat mit sägen nichts zu tun hier. Doch jetzt! – Das ist wie eine Scheibe Brot abschneiden, nur mühseliger. Achtung, ja! Ich hab ein neues Frühstücksbrettchen.“
Und das ist daumendick, heißt im Sportholzfällen „Cookie“, hat den Durchmesser eines Autoreifens und duftet herrlich nach frischem Holz.
Aber für solche Nebensächlichkeiten hat Dirk Braun – zumindest im Wettkampf – keine Zeit. Dann muss er sechs Disziplinen bestreiten. Drei mit der Axt und drei mit der Säge. Das dauert meist nur wenige Sekunden und fordert gut trainierte Schnellkraft, Konzentration und Lockerheit:
„Wenn man optimal trifft, geht die Axt leicht ins Holz und löst sich auch wieder und man ist nicht so verausgabt. Anders herum ist es so, dass man sich sehr anstrengt. Wenn man merkt, die Axt schneidet nicht gut, dann verkrampft man auch und dann geht´s gar nicht mehr. Es ist also auch hier wichtig, eine große Lockerheit zu haben, damit die Axt einen guten Flug hat.“
Dabei zählt nicht nur der richtige Aufschlagmoment der Axt ins Holz, sondern auch gutes Material. Deshalb pflegt Dirk seine Äxte und Sägen mit ganz viel Liebe:
„Wenn du das Werkzeug nicht pflegst, hast du nicht lange was davon, deshalb muss man die Holzrückstände wegmachen und die Feuchtigkeiten und das Ganze einölen, damit alles geschmeidig bleibt und nicht rostet.“
In einem Jahr zerstückelt Dirk Braun gut 15 Festmeter Holz. Das ist das Raummaß für Rundholz, wobei ein fm einem Kubikmeter Holzmasse ohne die Zwischenräume entspricht. Er zerkleinert also etwa eine halbe LKW-Ladung pro Jahr. Und wenn nach dem Training alles kurz und klein gehackt und wieder aufgeräumt ist, dann ist Zeit für Vergnügen. Dann isst Dirk Braun am liebsten ein großes Stück Pflaumenkuchen mit Sahne und spielt mit seinen drei Mädchen Hochwerfen. Irgendwo muss er seine übriges Kraft schließlich noch lassen…
Hier geht es zum Selbstversuch zum Mithören:
Ab morgen findet in Stuttgart die Weltmeisterschaft im Sportholzfällen statt. Dirk Braun ist auch vor Ort. Mehr Infos zum Event gibt es auf Stihl Timbersports – dem Veranstalter im Sportholzfällen. Und wer mag, kann am 2.November 2013 oder im Jahr 2014 übrigens einen Schnupperkurs im Sägen und Hacken machen. Und wer mehr über Dirk Braun erfahren will, kann das auf seiner Homepage! Hacke, Hacke, Kuchen!