GEFINISHED! Ich habe meine erste olympische Distanz geschafft – und das auch noch mit richtig viel Spaß dabei und in einer Zeit, die meine eigenen Erwartungen übertroffen hat! Platz 13 von 170 Frauen! Ich freu mich!
Bei der Anmeldung habe ich 03:30:00 h angegeben. Ich war mir halt doch recht unsicher. Gehofft hatte ich auf irgendwas um die 3h – und bei unter 3h habe ich allein Champagner versprochen… Als ich das Ziel auf dem letzten Kilometer sehen konnte, habe ich mich erstmal nur gefreut, dass ich es schaffe, ohne Pannen, Schmerzen oder sonstige unerwünschte Zwischenfälle. Als ich dann die Uhr immer besser erkennen konnte, dachte ich erst, das wäre die Zeit von der zweiten Startgruppe um 14.30 Uhr. Aber dann wurde mir klar, dass die 02:25:58 h meine Zielzeit war…
Das war alles ganz verrückt! Schon als ich aus dem Wasser kam und meine Polar stoppte, dachte ich, irgendwas stimmt da nicht. Da stand 29min auf dem Display – und dabei hatte ich schon eine Minute vor dem Startschuss gedrückt, so dass die Zeit schon längst lief. Ich bin auf den 1,5km noch nicht unter 32 Minuten aus dem Wasser gekommen – und jetzt waren es plötzlich 27 Minuten?!!? Dabei habe ich mich gar nicht schnell gefühlt. Im Gegenteil, ich musste zwei drei Mal meinen schnurrgeraden Kurs verlassen, weil mich andere Athleten behindert haben. Die Tritte und Fäuste lasse ich mal unerwähnt, die sind ja normal bei so einer Masse an Startern. Um die Boje rum hatte ich auch null Gefühl, wo im Feld ich mich bewege. Also einfach weiter gemacht und dann am grünen Teppich habe ich gecheckt, dass das meine beste Schwimmzeit ever war. Dass meine Anfeuerer auch nicht mit mir gerechnet hatten, zeigte sich dadurch, dass alle mit ihrem Handy, mit Essen oder Quatschen beschäftigt waren. Ich habe sie aber am Streckenrand zur Wechselzone entdeckt und die bejubelt – auch schön…
Dann raus aus dem Neo und rauf auf das Rennrad. Bei diesem Wechsel hatte ich mit den höchsten Puls des Tages. Auf der Radstrecke fing es dann zwei, drei Mal richtig heftig an zu regnen. Ich hätte Scheibenwischer an meiner Brille brauchen können, ich hab fast nichts mehr gesehen zwischenzeitlich. Aber es ging ja eh fast nur geradeaus. Und deshalb konnte ich auch so richtig schön pesen. Das neue Rad ging ab wie ein neues Messer durch eine Sahneschnitte. Traumhaft! Ich bin total oft locker 40 km/h gefahren. Mit der alten Möhre taten mir bei 30kkm/h schon die Beine weh. Als ich dann zum ersten Mal am Wendepunkt war, war ich deshalb auch ein zweites Mal verdammt überrascht. Ich hatte mich auf 30 Minuten pro Radrunde eingestellt. Nach 22 Minuten bin ich dann aber schon die erste Wende gefahren. Diesmal haben meine Leute mich aber eher entdeckt als ich sie! Dank des Schilds „Bitte nicht umfallen“ waren sie wunderbar zu erkennen! An dieser Stelle ein dickes DANKE an alle, die da waren! Danke Thomas und Eltern, danke Antje, Sarah, Simone, Anja, Caro, Holger, Oli, danke an alle, die an mich geglaubt haben und mich vorher ertragen mussten…
Ich hatte wirklich Spaß auf der Strecke! Trotz Regen. Ich habe jeden Tritt genossen! Nach der dritten Runde bin ich zurück in die Wechselzone geflitzt und habe mich in die völlig nass geregneten Laufschuhe geschmissen. Ich hatte nichts abgedeckt, weil ich den angesagten Schauer völlig ignoriert habe. Egal. Also auf die Laufstrecke und weiter lächeln.
Ich konnte sogar noch ein paar Plätze auf Männer und Frauen gut machen. Nach 8 km kam dann der Turn-Around und ich war auf der Zielgeraden. Was für ein Gefühl! Mittlerweile schien auch wieder die Sonne und ich war nur happy! Für das Treppchen reichte es zwar am Ende nicht, aber es war sogar halbwegs knapp. In der ersten olympischen Startgruppe war ich tatsächlich auf Platz 3 in meiner Altersklasse und wäre auf dem Podest gelandet. In der zweiten Startgruppe haben mich noch zwei andere Frauen ü30 eingesackt und damit auf Platz 5 verwiesen. Aber als Rookie bin ich mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Wie heißt es so schön: nach dem Triathlon ist vor dem Triathlon…
Und nach dem Wettkampf war es ja auch noch längst nicht vorbei! Erstmal haben wir natürlich die Finisher der zweiten Startgruppe im Ziel bejubelt! Herzlichen Glückwunsch auch hier allen Rookies – ebenso für die Smart-Distanzler, wir haben uns dieses Wochenende irgendwie alle ein bisschen selbst übertroffen! Was sicher nicht unwesentlich an unseren tollen Trainern liegt, denen ich hier nochmal danken möchte. Ihr seid großartig!! Einer von ihnen, nämlich Johann, ist gestern dann ja auch noch selbst gestartet. Auf der Mitteldistanz 1,9-90-21 hat er den zweiten Platz gemacht – und Simone, Stefanie und ich haben ihm die Medaille, die Blümchenkette und sein Finishershirt überreicht. Denn wir hatten den wohl begehrtesten Volonteer-Job, den es gibt.
Und wir hatten nach der Vorbereitung (Ketten entfuddeln, Medaillen bereit legen, T-Shirts sortieren) auch noch ein bisschen Zeit, bevor die ersten Spitzenathleten ankamen. Zeit für Quatscht. Die berühmte Blazemanrolle durch das Ziel fühlt sich gut an. Auch wenn uns dabei etwas schwindelig wurde. Schließlich haben wir am Vorabend ein bisschen gefeiert…
Und natürlich haben wir auch Blut geleckt… Die Mittel- und Ironman-Langdistanz reizt ja schon irgendwie. Alleine das T-Shirt fühlt sich gleich ganz anders an…
Und die Medaillen sind irgendwie noch schöner…
Aber die muss man sich erstmal verdienen. Die Topathleten haben gestern wirklich irre gute Leistungen abgelegt. Die Männer auf der Langdistanz kamen mit Spitzenzeiten ins Ziel: Christian Nitschke vom Team TBB konnte seinen Titel in einer Zeit von 08:17:23 Stunden verteidigen. Er hat seine persönliche Bestzeit sogar um mehr als zehn Minuten getoppt. Den zweiten Platz belegte Jens Kaiser vom DBL-Team RSG Montabauer. Stefan Eichheimer von Equipe Red komplettierte das Podium.
Und auch die Frauen auf der Langdistanz glänzten. Beate Görtz vom ASV Köln konnte einen genialen Heimsieg feiern. 09:07:22 Stunden brauchte sie für die volle Strecke und erreichte damit ebenfalls ihre persönliche Bestzeit. Und sie sah hinterher noch so frisch aus, als hätte ich sie eben kleines Ründchen trainiert.
Für uns ist Beate ja mittlerweile ein echtes Vorbild geworden. Von Rookies wurden wir kurzfristig zu Groupies.
Diese Frau hat den Triathlon als Hobby für sich entdeckt. Sie macht das als Amateurin und neben ihrem Job und lässt soviel Platz zu ihren Verfolgerinnen, dass das schon fast unmöglich ist. Mit 38 Jahren ist sie zum ersten Mal bei einem Triathlon gestartet und hat durch einen Sieg beim Ironman Austria einen Platz für Hawaii ergattert – wo sie 2010 Weltmeistern in der Altersklasse 40-44 wurde. 2011 konnte sie diesen Erfolg wiederholen und wurde Amateur-Weltmeisterin. Sie beendete das Rennen als zweitbeste Deutsche mit neuem Streckenrekord bei den Amateuren. Was für eine Vorzeige-Laufbahn! Auf den Plätzen 2 und 3 folgten gestern dann nach Beate die Tschechin Lenka Kralova und Sandra Wullenkord. Wahnsinn. Für uns alle völlig utopisch, aber schon ein Anreiz…
Heute ist es also soweit. Es ist vorbei. Der große Tag, auf den wir uns alle fast ein halbes Jahr vorbereitet haben. Aber Zeit für ein tiefes Loch ist nicht. Regeneration ja (ich habe heute fast zwölf Stunden geschlafen), aber wir haben alle auch schon neue Pläne. Es wird also höchstens ein paar Tage ein bisschen ruhiger, hier im Blog. Bevor ich im Oktober meinen zweiten Köln Marathon bestreiten will. Im September steht zudem das XCover-Trainingscamp an und natürlich mahlen die Mühlen auch schon in Sachen Triathlon weiter. In diesem Sinne bis ganz bald und DANKE für alles!