Es war das Debüt am Rheinauhafen. Noch nie zuvor wurde rund um den Harry-Blum-Platz ein Triathlon ausgetragen. Und dann hat das Wetter auch noch mitgespielt. Das Hochwasser hat zwar einige spontane Änderungen der Laufstrecke an der Uferpromenade gefordert, aber ansonsten lief alles rund und sowohl wir Rookies, als auch die Dauer-Starter und Top-Athleten hatten einen grandiosen Triathlon-Tag in Köln. Und jetzt erstmal Glückwunsch und Respekt an Johann Ackermann vom Team Tivity, einziger Athlet, der bei der olympischen Distanz unter zwei Stunden. Damit wurde er Stadtmeister!
Er ist doppelt soviel geschwommen, geradelt und gelaufen wie ich und hat dafür nur rund zehn Minuten länger gebraucht als ich für die Hälfte der Strecken. So jemanden hat man gerne als Vorbild und auch sehr gerne als Trainer. Das Schöne ist, ich habe Johann eben gefragt, ob ich mich für das Köln Triathlon Wochenende im August/September doch nochmal ummelden soll, von der olympischen auf die Sprint-Distanz. Vielleicht um erstmal daran zu arbeiten besser zu werden, anstatt mir direkt noch mehr aufzuhalsen. Aber Johann sagt, wir schaffen das. Also ich schaffe das. Auch mit dem Schwimmen. Also lasse ich erstmal noch ein bisschen Zeit und Training verstreichen, bis ich mich endgültig entscheide.
Ich glaube, ich muss mein Debüt von gestern auch erstmal sacken lassen. Ich habe es geschafft. Ich bin nach einer wackeligen Erkältungswoche gestartet und ich habe gefinished. Nach 01:45:22 war ich im Ziel und habe damit Platz 12 der Frauen gemacht. Klingt toll, relativiert sich allerdings, wenn ich sage, dass nur 29 insgesamt mitgemacht haben. Aber immerhin, gutes Mittelfeld. Dabei war ich nach dem Schwimmen eh erstmal seelig. Auch wenn ich zwischendurch Brust schwimmen musste, am Anfang dank eines saftigen Tritts in die Seite auch erstmal einen großen Schluck Brackwasser genommen habe und mich nach der Wende einfach durch einseitiges rechts-atmen etwas im Kurs verkloppt habe und beim nächsten Hochgucken geradewegs auf ein parkendes Riesenboot zugesteuert bin, auch wenn ich schon nach 200 Metern dachte, dass ich das niemals schaffe, bin ich angekommen. Irgendwie. Eine der gelben Kappen bin ich.
Das Wasser hatte nur 14-komme-irgendwas Grad. Ich bin deshalb auch mit zwei Badekappen und Neo-Schuhen vom Kiten gestartet, damit mir die Füße nicht abfallen. Unter dem Neo – am Ende habe ich mich doch für den Aqua Sphere Pursuit vom Sportshop Triathlon entschieden – hatte ich einen Bikini.
Nach 750 Metern und knapp 20 Minuten war ich wieder am Steg. Danke der Helfer ging es immerhin fix wieder auf festen Boden. Oben am grünen Teppich, dem Weg zur Wechselzone, haben uns dann ein paar Cheerleader angefeuert. Das tat gut. Und dann war ich schon wieder an meinem Platz. 356. Umziehen. Ein kläglicher Versuch, es schnell zu schaffen. Zieh mal knallenge Sportunterwäsche und einen Einteiler auf nasse Haut, mit eiskalten Fingern und Zeitdruck.
Dann habe ich noch schnell Socken und Radschuhe angezogen und bin los.
Danke, Melanie, für das Bild! Irgendwie sehe ich angespannt aus, oder? Und dann ging es drei Runden á acht Kilometer am Rhein entlang. Zum Glück habe ich eine Mitfahrerin nochmal gefragt, ich wäre sonst fast nach zwei Runden wieder in die Wechselzone gedüst. Nach 00:49:11 war ich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 30 km/h wieder zurück. Dank Kirsten war es echt eine flotte Fahrt. Wir haben uns gegenseitig gezogen und geschoben, also im übertragenen Sinne. Bei einer durchschnittlichen Herzfrequenz von 164 beim Schwimmen und Radfahren kann man glaube ich durchaus von flott sprechen. War schon anstrengend und im durchgängig intensiven Bereich.
Wir waren Wechselzonen-Nachbarinnen und haben uns nach dem Wettbewerb wieder getroffen. Und waren froh, dass wir uns gegenseitig so angestachelt haben bei Radfahren. Sowas zieht. Kirsten will im August übrigens auch wieder starten. Man sieht sich halt immer wieder, in diesem Sport.
Das Umziehen zum Laufen war ganz easy, waren ja im Prinzip nur Schuhe aus, Brooks an und Jacke weg. Mittlerweile schien nämlich richtig schön die Sonne, und an der Uferpromenade war es dank der Häuserreihen richtig warm. Zwei Mal 2,5 Kilometer hieß es dann noch, am Anfang mit völlig eierigen Beinen. Nach der Radstrecke muss man echt erstmal das Tempo finden und versuchen, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Irres Gefühl. Ein bisschen wie nach dem Schlittschuhfahren, wenn man die Dinger auszieht und wieder auf normalen Schuhen gehen will. Ich dachte echt, ich komme gar nicht von der Stelle. Aber offensichtlich hat es doch ganz gut geklappt. Mit Vollgas und schon k.o. von den Vordisziplinen bin ich zwar bei 171 Schlägen pro Minute und damit im Maximalbereich gelaufen, aber das Ziel war ja in Sichtweite. Helferin Shiraz hat allen Sportlern zwischendurch noch unermüdlich Wasser gereicht – an dieser Stelle übrigens ein fettes Danke an Dich, Shiraz, und an alle Helfer am Schwimmsteg, am Streckenrand, in der Wechselzone, im Ziel und überall, danke an alle Organisatoren und Veranstalter und auch an alle Zuschauer, die Stimmung gemacht haben, ohne Euch wären solche Events undenkbar! Nach 26 Minuten und fünf Kilometern war ich dann auf der Zielgeraden. Was für ein Gefühl!
Kurz nach Beatrice bin ich ins Ziel getrabt. Meine Mitstreiterin hat Platz 10 gemacht und sogar eine Urkunde bekommen, für den zweiten Platz in ihrer Altersklasse. Glückwunsch dazu! Als Rookie und dazu noch mit einer unbemerkten Acht im Hinterrad echt eine Glanzleistung! Nach dem Wettbewerb habe ich mir übrigens noch eine Massage gegönnt. Hier deshalb auch noch ein dickes Danke an die Physios vom Event gestern, sowas ist Gold wert! Und nach einer tief durchgeschlafenen Nacht habe ich mir dann heute Morgen meine Urkunde ausgedruckt. Platz 12.
Immerhin. Aber ich muss trotzdem zugeben, ich ärgere mich ein bisschen. Hätte ich beim Wechsel vom Schwimmen auf das Radfahren nicht komplett die nasse Montur gewechselt, sondern den Einteiler schon drunter gehabt, dann hätte ich vielleicht nur drei statt acht Minuten gebraucht. Das Ausziehen der Neopren-Schuhe, das Anziehen der Klamotten auf nasse Haut und dann noch die Socken und all das, hat mich echt viel Zeit gekostet. Und könnte ich dann noch ein bisschen besser schwimmen, hätte ich gut auch Platz sechs oder fünf machen können. Und jetzt überlege ich ernsthaft, ob ich im August einfach nochmal die Sprint-Distanz mache und mich auf eine bessere Platzierung konzentriere, als mir die doppelte Distanz von gestern zu geben. Weil 1,5 Kilometer schwimmen, puh das wird echt eine Mammutaufgabe! Aber Bock hätte ich schon. Und ich kenne auch schon diverse Mädels, die auch olympisch starten wollen. Hmmm mal sehen. Habe ja noch Zeit. Aber jetzt genieße ich dann doch erstmal, dass ich mein Debüt erfolgreich absolviert habe. So wie gestern Nachmittag mit einem Sekt auf der sonnigen Dachterrasse.
Und da mein Schnupfen endlich ganz weg ist, ich keinen Muskelkater habe und schwer motiviert bin, mich zeitlich zu verbessern, geht es heute direkt weiter mit dem Training. Eine lockere Runde laufen im extensiven Bereich wird mir gut tun und bei der Regeneration helfen. Wenn ich dann wieder da hin, sind vielleicht auch schon die übrigens Fotos vom Triathlon online. Und bis dahin habe ich vielleicht auch kapiert, dass mich das Fieber nun wirklich gepackt hat. Das Triathlon-Fieber. Die schönste Krankheit, die ich mir zur Zeit vorstellen kann.