1. Radrennen geschafft!

Anita Horn Mein Triathlon

Im Nachgang stelle ich fest: das war ganz schön bekloppt, was wir da gemacht haben. Seit nicht einmal drei Monaten Rennrad-Erfahrung und direkt bei einem Rennen starten. Und das bei dem Wetter…

13mai vorher

Ok, das „Jedermann“ im Titel macht natürlich den Eindruck, als könnte jeder Radfahrer mitmachen. Aber ganz so jedermann war es dann doch nicht. Denn wer unter durchschnittlich 25 km/h gefahren ist, wurde nicht gewertet. Mein Tacho ist direkt am Anfang ausgefallen, so dass wir quasi keine Kontrolle hatten – nur ab und zu einen Mitfahrer fragen konnten, was unsere aktuelle Geschwindigkeit ist – und obwohl wir streckenweise wirklich am Limit gefahren sind, hatten wir am Ende einen Schnitt von 26,7 km/h. Also sogar ganz schön knapp.

13mai polar

Viel langsamer hätten wir nicht sein dürfen, sonst wäre das nichts mehr geworden mit der Wertung. Aber viel schneller wäre auf die Dauer auch nicht gegangen. Gut, war auch schwer, sich die Kräfte richtig einzuteilen. Immerhin sind wir noch nie zuvor fast 70 Kilometer Rennrad am Stück gefahren. Und die Steigungen, die die Strecke für uns bereit hielt, hatten es wirklich ganz schön in sich. Vor allem der Teil mit dem Kopfsteinpflaster hatte gefühlt eine 45-Grad-Steigung. Vielleicht sogar auch real. Einige sind dort abgestiegen und haben geschoben. Denn wenn man einmal zu langsam wird oder den runden Tritt verliert, rollt man eher rückwärts als vorwärts. Aber auch das haben wir geschafft. Und wir mussten – wie einige andere Fahrer – weder Schläuche wechseln noch wegen Krämpfen absteigen oder auf Grund von Stürzen ganz ausscheiden. Allerdings waren die Muskeln am Ende ziemlich müde. Auf den letzten 15 Kilometern hatte ich knallharte Oberschenkel und mein Rücken hat auch gegrüßt. Hab mich vielleicht etwas zu sehr am Lenker festgekrallt und die fehlende Kraft am Ende aus dem Rumpf geholt. Richtig fies waren übrigens die eiskalten Füße am Anfang. Denn gestartet sind wir mit einem guten Guss Regen, der uns danach zum Glück verschont hat, obwohl eine Regenwahrscheinlichkeit von 85% angesagt war. Wir kamen das restliche Rennen also bis auf ein paar Schauer trocken durch, bis auf das Spritzwasser von den noch nassen Straßen und den Vordermännern.

 

Und noch fieser war der Gegenwind am Ende auf der Severinsbrücke. Wir haben mit aller Kraft getreten und sind wirklich kaum von der Stelle gekommen. Dann ging´s die Brücke runter und direkt auf die Zielgerade. Was für ein Gefühl! Zwar war nur mäßig viel Publikum da, aber das sei bei den Temperaturen und dem Regen vorher mal verziehen, aber eigentlich was das am Ende auch egal. Mit letzter Kraft haben Charly und ich nochmal das Tempo angezogen und sind dann Hand an Hand über unseren Köpfen durch das Ziel gerollt! Und haben einen Urschrei von uns gegeben, der die gesamte Anspannung löste! Wir waren vorher wirklich unfassbar nervös. Alle haben uns gewarnt: passt gut auf, stürzt nicht, fahrt vorsichtig, nicht hinfallen bitte. Wir hatten echt keine Ahnung, was uns da wirklich erwartete. Aber da wir so gut wie nie in einem großen Fahrerfeld unterwegs waren (weil uns alle mit einem Affenzahn überholt haben – wir hörten von hinten immer nur ein nahendes Surren und dann ging´s wumm-wumm-wumm mit ordentlich Windstoß an uns vorbei), hatten wir Platz für uns und konnten angst- und sturzfrei unsere fast 70 Kilometer absolvieren.

13mai happy

Happy und Birthday gleichzeitig. Charly hatte definitiv einen Geburtstag der anderen Art. Und wir waren schwer zufrieden. Und natürlich haben wir beides am Abend noch gefeiert, mit lecker Grillwürstchen und Nudelsalat in Massen. Weil Hunger hatten wir beide für zehn. Und damit wir weiterhin bei verrückten Rennen starten können und auch sonst einfach weiter gemeinsam Rennrad fahren können, gab´s für Charly zum Geburtstag ein symbolisches Rennrad und ein Sparschwein mit Startkapital für das eigene Gefährt – denn gestern ging es für sie mit dem Rad von Maren an den Start. Danke dafür, liebe Maren! Dann können wir ja nächstes Jahr zu dritt antreten?!

Tja und jetzt war das Rennen schon gestern, wo wir am Samstag noch gehofft haben, 24 Stunden später wohl auf im Ziel zu sein. So schnell kann´s gehen. Ergebnisse gibt´s allerdings noch nicht, würde ja gerne die Wertung sehen. Aber die Seite des Rennens hat gerade einen „Hungerast“.

Macht nichts, Hauptsache angekommen. Und das ohne Muskelkater! Mir geht´s sogar richtig blendend. Nur nächstes Mal würde ich gerne auch ein paar Leute überholen. Nach dem Rennen ist also vor dem Rennen!