Hellblau auf der Cote d´Azur

Olympischer Test – Teil IV Radrennen

Anita Horn Sport & Fun

Bei den olympischen Spielen in London wurden vier Disziplinen im Radsport ausgetragen: das BMX Race, Mountainbike, Straßenrennen und Bahnradrennen. Die sind übrigens schon seit 1896 – also seit Beginn der olympischen Spiele der Neuzeit – im Programm, bis auf eine Ausnahme 1912 in Stockholm. Gefahren wurde im Velodrom, einer ovalen Bahn mit zwei Geraden und zwei 180-Grad-Kurven.

Werner Schleicher erklärt mir das Rennrad

Ich wollte wissen, was das Rennradfahren auf der Bahn vom normalen Radeln auf der Straße unterscheidet und war für ein kleines Training auf der Albert-Richter-Bahn in Köln. 250 Meter pro Runde geht´s da gegen den Uhrzeigersinn im „Kreis“. Und um loszulegen hat Werner Schleicher vom Sportamt Köln mir dafür erstmal das spezielle Rad erklärt:

“Das Rad ist aerodynamisch, weil es einen speziellen Bügellenker hat, mit dem man gut im Sattel liegt und wenig Wind aufnimmt, das Rad hat keine Bremsen, einen starren Gang, das heißt ich muss immer weiter treten, sonst flieg ich aus dem Sattel. Undi die Bahn hat eine Überhöhung von 43 Grad.“

43 Grad sind olympisch. Das ist ganz schön steil, wenn man da durchfährt. Und damit man in den Kurven nicht rutscht, sondern mit der Fliehkraft schön im Winkel liegt braucht man Tempo. Profis rasen da mit 80 km/h durch. Ich bin gerade mal auf 35 km/h gekommen.

Der Untergrund 

Der Bahnboden besteht aus Afzeliaholz, afrikanisches Tropenholz aus der Familie der Hülsenfrüchtler. Sehr beständig gegen Verwittetrung, Pilze und Insekten. Die Kölner Bahn wurde in den 90ern gebaut, von Ralf Schürmann, einem Architekten aus Münster. Der hat auch die Olympiabahn in Peking u.v.m. konstruiert, allerdings sind die heute aus sibirischer Fichte. Generell ist man auf glattem Holz durch geringe Reibung schneller.

Hellblau auf der Cote d´Azur

Dann ging´s los. Erstmal bin ich ein paar Runden auf der Ebene gefahren, auf der Tartanbahn ganz innen, quasi entlang der Bande. Es ist schon sehr unbegwohnt, dass die Pedale endlos weiterdrehen und dass man daran festgeklickt ist, man mussalso mittreten. Ich habe mich aber recht schnell an die dünnen Reifen gewöhnt. Also hat Werner eine Übung mit mir gemacht, um Höhe zu gewinnen. Er hat sich auf der Geraden mitten auf die Strecke gestellt, da ist die Bahn nur 12 Grad überhöht, und ich musste hinter ihm entlang fahren und bei jeder Runde ist er ein Stück weiter nach oben gegangen. So dass ich immer höher musste. Und hinter ihm hab ich mich dann wieder abfallen lassen. Das war richtig anstrengend! Der eine Gang des Rads hat vorne 52 und hinten 17 Zähne. Das ist gut für´s Flachlandund schon mit ordentlichem Tritt. Im Vergleich zu einer 5-Gang-Schaltung war das in den Kurven gefühlt locker schon der 4. Gang. Bremsen geht da nur durch Ausrollen.

Die olympischen Bahnrad-Wettbewerbe

Es gibt zehn Wettbewerbe. Als „Königsdisziplinen“ gelten der Sprint und die 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung. Außerdem gibt´s das Keirin, das ist ein japanischer „Kampfsprint“ über 2000 Meter und im Prinzip geht´s immer um Tempo und Taktik, da zählt jedes Überholmanöver, jeder Windschatten – durch den man bis zu 40 Prozent Energie sparen kann. Ich war aber alleine auf der Bahn, ohne Windschatten. Aber so auch ohne Kollisionsgefahr, das passiert in einem größeren Fahrerfeld schon mal.

Nach einer Stunde war ich dann aber so sicher, dass ich mich in die volle Neigung getraut habe, also mich richtig in die olympischen 43 Grad gehängt habe:

Wahnsinn, ich hab Puddingbeine, geschafft. Das macht echt Spaß – jetzt wo ich dich gesehen habe, denke ich schon, dass du eine Chance hast an Frauenwettbewerben teilzunehmen. Um im Leistungssport was zu erreichen muss man schon vier mal die Woche trainieren, dann kommt man weiter.

Für die olympischen Spiele in Rio 2016 wird´s also nicht mehr klappen, aber vielleicht ja mal für einige Frauenwettbewerbe auf regionaler Ebene. Eine Tour de France wäre auch nicht übel.

K.O. aber glücklich

Und sonst bring ich halt demnächst einfach das Essen auf Rädern.