Muskelkaaaater! So fühlt sich das also an. Hatte ich schon fast vergessen. Aber ich habe nur ganz leichten Muskelkater. Ein bisschen rund um die Knöchel. Ein bisschen in den Waden. Und ein bisschen im Bauch. Irgendwie ein schönes Gefühl. Auch wenn´s Mikrorisse in den Muskeln sind, ich weiß. Aber irgendwie trotzdem ein schönes Gefühl.
Vermutlich kommt der Spaß von einem durchaus körperlich aktiven Tag gestern. Nadine und ich waren den ganzen Tag am Strand. Es war hochsommerlich und superschön, wirklich total warm und kein bisschen windig (schade eigentlich, Wind und kiten wäre mir glatt noch eine Runde lieber gewesen, aber passt schon).
Wir sind nach einem ausgiebigen Frühstück also einfach rüber zur Kitemobil und haben uns da in die Sonne gehauen. Zusammen mit den zwei Jungs von der Station, Moritz und Lars, und Charlotte, die hier eine Saison als Rettungsschwimmerin arbeitet und übrigens auch aus Köln kommt. Wir haben uns gestern mal direkt verabredet, auf den Rheinwiesen zusammen Kitelandboarden zu gehen.
Wir waren allerdings nicht nur fünf Zweibeiner, sondern hatten auch gleich noch drei Vierbeiner dabei. Sir – ein riesenwuscheliger Bernhadiner. Lia – eine schwarze Schäferhündin, von der ich mir noch eine Scheibe abschneiden könnte. So einen aktiven Hund habe ich selten gesehen. Sie hat die ganze Zeit metertiefe Löcher in den Sand gebuddelt, ihrem Herrchen damit eine dauerhafte Aufgabe verschafft, nämlich die Löcher immer mit der Schippe wieder zuzuschaufeln. Und Findus – ein kleiner, verschmuster Jack Russell, den man perfekt als Kissen und Nierenwärmer benutzen konnte.

Kuschelkissen Findus
Irgendwann hatte ich aber auch genug vom Rumliegen und bin Richtung Wasser gegangen. Da habe ich mit Lia erstmal eine Runde Ball gespielt. Wobei sie glaube ich eher mit mir gespielt hat. Denn irgendwie musste ich den Ball ja erstmal kriegen. Ich bin ihr im Zickzack hinterher gewetzt, hab ihr den Ball weggeschnappt und ihn auf´s Meer geworfen. Das Spielchen haben wir bestimmt eine gute halbe Stunde gespielt, während Findus immer jaulend am Strand stand und sich nicht ins Wasser getraut hat.

Ein bisschen wasserscheu
War ja auch kalt, die Nordsee. Aber nicht kalt genug. Wassersportler müssen auf´s Wasser, egal wie. Und wenn kiten nicht geht, muss eben ein anderer Sport herhalten. Also haben wir uns kurzerhand die Stand-Up-Paddles geschnappt und sind bei spiegelglattem Wasser rausgeschippert.

Erst schleppen, dann schippern
Ehrlich gesagt bin ich vorher noch nie SUP gefahren, aber ich hatte den Dreh schnell raus und bin fröhlich ganz weit raus. Und wumm, lag ich im Wasser – weil fünf Meter vor mir plötzlich ein Seehund aufgetaucht ist und ich mich so gefreut habe, dass ich quieken musste, er direkt wieder abgetaucht ist und in dem Moment eine leichte Welle von hinten kam, die mich aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Tauchstation. Auch gut. Wieder rauf auf´s Board. Weiterpaddeln. SUP ist zwar übrigens nicht besonders actionreich, aber ein guter Ausgleichssport. Man muss die ganze Zeit mit den Beinen das Gleichgewicht halten und immer die Wasserbewegungen austarieren. Zusätzlich geht man immer ein wenig in den Rücken, um das Paddel rechts und links von sich ins Wasser zu drücken, eine super Übung für den Lendenbereich. Und das wieder-auf-das-Board-krabbeln geht mega in den Bauch. Ohne dass man sich bei Sit-Ups quält und dabei völligst ins Schwitzen kommt. Praktisch.
Nach dem SUP und einer kleinen Kollision mit einer miesen Muschel am Strand, einer kleinen Desinfektion meines Schnitts an der Ferse und einer kleinen Pause haben wir uns dann noch in der Sonne trocknen lassen und dann ging´s für Nadine und mich zurück zum Appartment, um in die Laufsachen zu schlüpfen und diesen wunderschönen Tag mit einem ausgiebigen Strandlauf ausklingen zu lassen. Eine Stunde lang bin ich – diesmal extra durch den nicht festgetretenen, sondern den eher lockeren Sand – gemütlich 30 Minuten Richtung Insel-Osten und 30 Minuten wieder zurück gelaufen.
Vorbei an den Prielen, an zig Möwen und sogar einem Seehund auf der Sandbank. Herrlich. Wirklich herrlich.
Wieso lebe ich eigentlich nicht an der Küste? Hier kann man soviel machen.

Durch den weichen Sand
Wassersport, laufen, klettern, Radfahren. Vor allem hat man dabei soviel Ruhe und man schöpft irgendwie Energie. Ich bin mittlerweile wieder positiv gestimmt. Ich bin mir sicher – trotz einer Woche Trainingsausfall und ab und zu (aber gerade recht seltenem) Schwindel – dass ich den Marathon packe!

42,195 km

In vier Tagen ist es soweit

Der große Tag naht

Ich freu mich soooo sehr
Was für ein Ziel habe ich eigentlich nach dem Marathon? Ich glaube, ich muss mir danach irgendwas Neues vornehmen. Ein neues, sportliches Ziel. Und damit meine ich nicht einen zweiten Marathon in verbesserter Zeit. Nein, irgendwas ganz Neues. Profi-Kiterin oder sowas zum Beispiel. Haha…

Marathon. Und dann?
Wie es sich übrigens gehört an der Nordsee, gab es nach dem Lauf noch ein fischiges Abendessen. Lachs, Riesengarnelen und Scholle mit Gemüse und Chili-Spaghetti. Und danach noch ein kleines Bier auf den tollen Tag.
Man was freue ich mich wieder auf ein paar Gläser Bier ohne den erhobenen, mentalen Zeigefinger in meinem Kopf. „Nein, du darfst keinen Alkohol trinken.“ Doch, ich will aber. Aber in vier Tagen kann ich ja endlich wieder machen, was ich will. Ach Blödsinn, ich mache ja was ich will. Keiner schreibt mir vor, wie ich mich zu benehmen, was ich zu trainieren und wann ich zu relaxen habe. Ich mache das alles für mich, weil ich Spaß daran habe und einfach mal an meine Grenzen gehen will. Eine tolle Erfahrung, die ich in dieser Form vermutlich niemals wieder machen werde. Ich werde mein Leben lang von diesem Marathon zehren, und das freut mich jetzt schon total. Noch 4,195 Tage. Langsam schießt mir wirklich das Adrenalin durch den Körper, wenn ich an Sonntag denke. Die Menschenmassen, das Getummel, die Stimmung, den Startpfiff, das Ziel!
Wow, Herzklopfen! Noch 4,195 Tage!