Noch 7,195 Tage

Anita Horn Mein Marathon

Berlin läuft heute. Montréal läuft heute. Ich laufe heute in einer Woche. Marathon. MARATHON! 42,195 Kilometer! Vorab aber noch ein kleiner Probelauf. Nach meiner unfreiwilligen, einwöchigen Pause wurden es gestern immerhin wieder 12 Kilometer. Meine Stammstrecke hat mich wieder.

Dieses Gefühl, wenn der Kopf sich auf die bevorstehende Arbeit vorbereitet, wenn die Gelenke langsam geschmiert sind und die Muskeln warm werden, dieses Gefühl, die Laufklamotten anzuhaben, die Pulsuhr piepen zu hören, den Wind um die Nase geweht zu bekommen und dieses Gefühl, die ersten Schritte zu machen, eins zu werden mit den fließenden Bewegungen der Arme, den Beats der Musik, dem Duft der Umgebung, dieses Gefühl ist so einmalig, ich liebe es einfach. Laufen ist Leben. Mein Leben.

Allerdings muss ich mir ja eingestehen, dass die ersten zwei Läufe nach dem Knock-Out namens Erkältung alles andere als einfach waren. Von wegen „soviel Kondition geht nicht drauf“ nach einer Woche Nicht-Training. Pustekuchen! Ich habe mich zwischendurch vorwärts geschleppt wie eine alte Dampflok. Meine Beine konnten noch, aber meine Lunge wollte noch nicht ganz so, wie ich es gerne gehabt hätte.

Bei meinen vorherigen 12-Kilometer-Läufen habe ich mich immer federleicht gefühlt. Ich bin vorwärts gekommen wie eine Elfe auf Speed, aber gestern musste ich zwischendurch einfach einsehen, dass ich nicht in knapp unter einer Stunde ankomme.

Ich glaube, selbst eine Omi voller Doppelherz wäre leichter ans Ziel gekommen. Aber mir ging es diesmal gar nicht so sehr um Zeit, sondern um´s Durchziehen. Dabei sein ist alles. Der olympische Gedanke.

Am Ende wurde es dann eine Stunde und zehn Minuten. Naja, dafür, dass ich zwischendurch stehen geblieben bin, um ein paar Fotos zu machen und vier Treppenetappen mitgenommen habe und ich echt noch nicht ganz auf der Höhe bin, war das Ergebnis glaube ich ganz ok.

Man hat mir zwar ziemlich wahrscheinlich angesehen, dass ich den Lauf nicht ganz so locker weggesteckt habe wie noch vor zwei Wochen, aber was soll´s.

Kaputt nach dem Lauf

Kaputt nach dem Lauf

Eine Woche habe ich ja noch zum Fit-Werden und Kondition zurück gewinnen. Und das unter perfekten Bedingungen. Ich bin nämlich von heute an fünf Tage an der Nordsee. Auf Juist veranstalten meine treue Trainingskumpanin Nadine und ich ein persönliches Trainingscamp – selbstverständlich inklusive Entspannung. Wir werden ausgiebige Spaziergänge machen, uns Räder ausleihen, auf der Terrasse unseres Appartments ein paar Kräftigungsübungen mit dem Tube machen, je nach Außentemperatur vielleicht auch noch ein oder zwei Barfußläufe einlegen, Bordsteinkanten und Parkbänke für Bein- und Sprungkrafttraining nutzen, ein paar hübsche Läufe mit Blick auf die Nordsee machen und es uns und davor, dazwischen und danach ordentlich gut gehen lassen. Dann steht dem Marathon in 7,195 Tagen hoffentlich nichts mehr im Wege.

Hier noch ein paar Tipps von joneli:

„Grüße aus dem Norden! Ich verfolge Deinen Blog seit einigen Tagen und drücke Dir die Daumen, daß alles so klappt, wie Du es Dir vorstellst. Aus eigener Erfahrung ein paar Ideen, die Dir vielleicht weiterhelfen:
Nimm‘ einen kleinen Zettel mit, auf dem Du Deine angestrebten Zeiten für jeden einzelnen Kilometer vermerkt hast. Am besten per Excel und hinterher mit Tesa überkleben, dann schwitzt Du den nicht durch. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß das Rechnen ab Kilometer 30-35 immer schwerer wird- und irgendwann leider ganz unmöglich…
Nutze jeden Versorgungspunkt mit Getränken. Auch, wenn Du noch keinen Durst hast. Ruhig für die Getränkeaufnahme aus dem Lauf ins Gehen kommen, dann plörrt nicht alles links und rechts an Dir vorbei. Und auf die paar Sekunden, die Du dabei verlierst, kommt es nicht an. Gibt es Cola, greif‘ ruhig zu !
Iß‘ während des Laufes nichts, was Du nicht kennst und nicht schon vor einem Lauf ausprobiert hast. Oder laß‘ das Essen ganz sein.
Setze Dir für Deinen Lauf 3 Ziele, die Du erreichen willst: 1 Minimumziel (z.B. ankommen), 1 realistisches Ziel (z.B. durchlaufen), 1 ambitioniertes Ziel (z.B. eine bestimmte Zeit). Ruhig aufschreiben und hinterher zu Hause nochmal drüber freuen, wenn Du diese erreicht hast.
Viel Spaß in Köln – genieße die Grenzerfahrung – Du bist hinterher eine von nur ca. 20.000 Marathonläuferinnen – bundesweit !
Ich laufe nächstes Wochenende parallel in Bremen – wenn auch diesmal leider nur den Halbmarathon.“
Viel Spaß! Grüße nach Berlin und Montréal! Go! Go! Go!