Noch 10,195 Tage

Anita Horn Mein Marathon

Heute ist es soweit! Ich gehe wieder laufen! Ja, das tue ich!

Wärmbär gegen Laufschuhe

Wärmbär gegen Laufschuhe

Ich liege jetzt seit einer Woche rum. Bewege mich höchstens vom Bett zum Kühlschrank zum Klo zum Bett zum TV. Das war´s. Ich hab schon das Gefühl, diese Strecke kaum zu schaffen. Das sollen meine Beine gar nicht erst hören. Wie soll ich denn sonst 42,195 Kilometer packen? Nichts da, heute geht´s eine kleine lockere Minirunde raus. Und wenn ich nur trabe. Ja, traben ist ok. Ich verspreche langsam anzufangen. Werde schön auf meinen Puls achten. Und wenn ich merke, es geht nicht, drehe ich um. Das dürfte dann aber höchstens an meiner verkommenen Kondition liegen. Mein Schnupfen ist nämlich weg. Verbannt, kaputtgesprayt, weginhaliert, auskuriert. Eine ganze Woche hat er mich rausgehauen. Das kriegt er heimgezahlt. Ich werde den ganzen Herbst und Winter so dermaßen viel Vitamin C und heiße Bäder zu mir nehmen, dass er gucken kann, wo er bleibt. So krank werde ich so schnell nicht noch einmal. Ich bin froh, dass ich mich geduldet habe und vernünftig war (dank euch allen! Gute Zusprüche und eure lesende Kontrolle haben mir geholfen!!), aber jetzt habe ich die Nase voll. Also nein. Quasi leer. Nase gut, alles gut. Brooks, macht euch schon mal warm. Der Wärmbär kommt an den kalten Tagen bald ja trotzdem wieder zum Einsatz.

Ich hasse frieren. Morgens aufstehen und die warme Bettdecke bei Seite scheiben müssen – jedes Mal eine echte Überwindung. Oder heiß duschen und sobald das Wasser aus ist wieder eine Gänsehaut zu haben – fürchterlich. Heißen Kakao (mit Schuss) trinken, Tee, Kerzen, einmummeln in Wolldecken, es sich gemütlich machen, das ist alles fein. Aber frieren? Bah! Deshalb laufe ich auch so gerne. Da wird einem ganz ohne Schuss und Kratzwolle warm. Danach gibt´s dann am liebsten noch was Gutes zu essen und trinken (ich bin eine echte Genießerin, ich liebe gutes, frisches Essen, am liebsten saisonal, wenn´s geht sogar noch aus der Region). Nach der Dusche, gemütlich positioniert vor „Two and a half Men“, mit dicken Socken an den Füßen und dann geht´s wohlig kaputt in die Federn. Ein Traumabend. Wobei ich mich auch langsam wieder darauf freue, abends mal wieder ein Bierchen trinken zu gehen. Ich bin da sehr streng im Moment. Außer meinem Schweinetag einmal im Monat, neulich mal einem Kräuterschnaps (Kräuter sind ja gut bei Erkältungen…) und einem kleinen Glas Rotwein (hmmm, war der lecker) habe ich wirklich auf Alkohol verzichtet. Oh, Moment, ich will den Asti aus dem Gefrierfach nicht unterschlagen. Naja gut, ich habe weitestgehend auf Alkohol verzichtet. Aber ich will ja auch keine Bestzeit laufen. Da darf ich doch auch wieder Bock auf drei, vier Kölsch, statt nur auf ein Reagenzglas haben, oder?

Wobei, eigentlich habe ich gestern erfahren, dass Alkohol und Genussmittel generell doch nicht so ganz das Richtige für mich sind. Meine Idee, den Kaffeekonsum zu erhöhen, ist also auch wieder dahin. Denn ich war gestern beim Neurologen und siehe da, mein Schwindel wurde endlich mal richtig ernst genommen und das Kind hat einen Namen bekommen. Der Dok hat mich untersucht, hat sich richtig viel Zeit genommen, ich war total begeistert. Am Ende hat er mir dann ein Buch vor die Nase gelegt und meinte, lesen Sie mal, was sie beschreiben ist wie frisch gedruckt aus dem Lehrbuch. Ich lese, und tatsächlich, als hätte ich es selbst geschrieben, Drehschwindel, Pfropfgefühl, Druck auf dem Ohr für mehrere Minuten bis Stunden, Hörveränderung, allgemeine Unsicherheit. All das zusammen gefasst kommt man dann zu folgendem Ergebnis: Ich habe vermutlich „einen Menière“. Morbus Menière. Eine Erkrankung des Innenohrs, bei der sich Wasser einlagert und dadurch ein Überdruck in der Gehörschnecke entsteht. Die Ursachen dieser Krankheit sind bis heute großteils ungeklärt. Recht klar ist nur, was dabei im Ohr passiert:

„Ein zu hoher Druck auf die Reißner-Membran führt zum Einreißen oder einer erhöhten Durchlässigkeit des Endolymphschlauches. Dadurch kann sich die kaliumreiche Endolymphe mit der natriumreichen Perilymphe mischen. Die Trennung der Ionen ist jedoch für die elektrischen Prozesse auf Zell-/Nervenebene im Innenohr wichtig, da sie eine elektrische Potentialdifferenz aufrechterhält. Durch die Mischung beider Flüssigkeiten kommt es daher zu einer falschen Signalübertragung ins Gehirn. Wahrgenommen wird dies vom Patienten als lang anhaltender Drehschwindel.“ (Wikipedia).

Grünes Licht vom Arzt

Grünes Licht vom Arzt

Die Behandlungsmethoden sind vielfältig, aber versprechen nicht zwingend eine Heilung, wie eine Menière-Infoseite im Netz ziemlich genau erklärt. Jetzt heißt es also die weiteren Untersuchungen abzuwarten und zu hoffen, dass wir das Ganze schnell in den Griff bekommen. Ich habe übrigens extra gefragt, ob die Beschwerden mit Wassersport zu tun haben könnten. Schließlich habe ich im März mit dem Kiten angefangen und zwei Monate später die ersten Schwindelanfälle bekommen. Aber der Arzt schließt einen Zusammenhang aus. Wasser in den Beinen während der Schwangerschaft kommt ja auch nicht vom Baden. Wenigstens das. Naja, in zwei Wochen habe ich einen Gehörnervtest und ein paar andere Sachen vor der Brust. Bis dahin kann ich nur weiter Betahistin nehmen und hoffen, dass ich möglichst verschont bleibe. Laufen darf ich übrigens trotzdem, aus medizinischer Sicht steht dem Marathon nichts im Wege. Die Frage ist nur, ob ich bei einem Schwindelanfall kurz stehenbleibe und dann weiter laufen kann oder ob´s mich gänzlich umhaut. Ich muss mir da noch einen Trick überlegen. Und damit nichts passiert, gehe ich gleich brav mit Handy in der Hand laufen. Und ihr wisst ja jetzt auch, dass ich unterwegs bin. Liebe Kölner Spaziergänger, bitte habt Acht auf ein pink gekleidetes Mädel mit langen, blonden Haaren. Und liebe Leser, wenn ich morgen nicht blogge, kommt mich bitte suchen.

Ach was, Blödsinn bei Seite. Es wird nichts passieren. Ich bin gesund gesund gesund. Eine positive Einstellung hat doch angeblich auch Einfluss auf die körperliche Verfassung, oder? Ich bin Optimistin. Ich habe noch ganze zehn Tage Zeit und ich bin nicht mehr erkältet. Meine Ärzte wissen endlich woher mein Schwindel kommt und alles wird gut!