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Anita Horn Mein Marathon

Wenn übermorgen keine zweistellige Zahl mehr vor dem Komma steht, wird´s langsam ernst. Und ich sitze immer noch hier und kann nicht trainieren. Ich springe gleich im Dreieck!

Der Schnupfen ist hartnäckig. Der Schwindel kam gestern nach vier Tagen Ruhe auch geballt zurück. Zwischendurch dachte ich schon, heute könnte ich wieder trainieren. Aber das sieht gerade nicht so aus. Gut, dann also doch Trainingsstopp bis zum Wochenende. Freunde, ich mach das hier nur noch, damit ich überhaupt irgendwie halbwegs fit an den Marathonstart komme. Ich will diesen Lauf laufen. Ich muss das packen. Ohne Schwindel, ohne Schnupfen. So viele Millionen anderer Menschen sind schon einen Marathon gelaufen. Ich will dazu gehören. Und zwar nicht irgendwann, sondern am 2.Oktober 2011. Es ist doch zum Verzweifeln. Ich dachte, ich mache alles richtig. Achte auf ein gesundes Trainingspensum. Esse gesund. Relaxe zwischendurch. Mache Alternativsport, statt nur eintönig zu laufen. Welchen Teil meines Körpers habe ich dabei ignoriert? Wieso habe ICH mich erkältet und wieso ist MIR schwindelig? Wieso ich? Wiesowiesowieso? Ich hab das echt nicht verdient und wenn das so weiter geht, weiß ich nicht, was ich tun werde. Welchen Schrank ich kurz und klein haue. Welchen Arzt ich anschnauze, weil auch er nichts findet. Darauf gibt´s dann noch ein gepflegtes Hatschi und dann verkrieche ich mich unter meine Bettdecke und komme erst wieder darunter her vor, wenn alles wieder ist wie vor ein paar Monaten. Fit, frisch, gut gelaunt und ohne jegliche Wehwechen.

Ich mache bald dicht

Ich mache bald dicht

Gut, klar. Ich nutze die Zeit. Ich lerne dazu. Zum Beispiel habe ich zufällig etwas vom sogenannten Ackerschachtelhalm gelesen. Nie zuvor gehört. Stärkt Sehen und Bänder. Ob sich das lohnt? Soll ich mir das auch noch zulegen? Aber wozu. Vielleicht klappt ja doch alles nicht. Wenn ich eh nicht starte, brauche ich auch keine starken Sehnen. Mensch, der Marathon kostet mich doch wesentlich mehr als die reine Startgebühr. Er kostet mich mittlerweile Nerven ohne Ende – wobei es nicht die Strecke ist, sondern die gerade scheiternde Vorbereitung. Dazu kommen Arbeitsausfall, verschiedenste Hausmittelchen, Praxisgebühren für zwei Quartale, um Orthopäden, Neurologen, Hausärzte und sonstige Heildoktoren zu besuchen, Nahrungsergänzungsmittel und viel gesundes Essen. Aber davon habe ich mittlerweile genug geschriebe. Ich würde gerade wieder über Trainingserfolge, lockere Läufe bei Herbstsonne, Motivationstiefs oder Blasen an den Füßen berichten. Ich hab die Schnauze gestrichen voll vom Nichts-Tun. Entweder ich brauche ganz dringend eine Portion Geduld, oder ich sage jetzt schon mal freiwillig „ich bin schuld“. Sorry, Schrank. Vorher probiere ich es aber vielleicht noch mit zwei Sachen, die ich noch nicht so richtig intensiv probiert habe – ich erhöhe meine Kaffeemenge von einer Tasse am Morgen auf mindestens drei oder vier Tassen am Tag. Und ich esse noch mehr Süßkram als im Moment eh schon.

Vielleicht sind´s ja Koffein- oder Zuckermangel? Wassermangel kann´s nicht sein. Ich esse und trinke auch überaus reichlich.Ich bin seit einer Stunde wach und habe schon über einen Liter Wasser intus. Das wird´s also nicht sein. Wieso muss ich eigentlich die Ideen dafür liefern, was es sein könnte? Liebe Herren und Frauen Doktoren? Wer ist hier der Fachmann? Ruhig Blut. Koffein. Her damit. Neuer Tag, neues Glück.

Und Herr Marathon, keine Bange, ich werde da sein. Und wenn ich krieche. Hab übrigens gerade eine Mail vom Orga-Team Köln bekommen. Es gibt tatsächlich einen SMS-Service. Ich könnte meine Zwischenzeiten von 10, 20 30 und 42 Kilometern auf ein beliebiges Handy schicken lassen. Das würde vielleicht die Treffen mit meinen Leuten erleichtern. Für 1,50 Euro finde ich das ok. Man, ich hab sooooooooo Bock auf den Marathon!!!