Brrrr… gar nicht mal so warm heute morgen. Zehn vor acht. Ab zur Bahn. Alle sind dick eingepackt in Jacken, laufen müde und zusammengekauert an mir vorbei. Der Herbst kündigt sich an… Mist. Naja wenigstens gibt es am Bahnhof heißen Kakao.
Den Herbst an sich mag ich sogar. Weil die Blätter dann so schön bunt sind. Ich mag bunt. Kalt ist auch ok. Wenn trotzdem die Sonne scheint. Wobei ich laufen in kurzen Klamotten angenehmer finde. Da bewegt man sich wenigstens nicht wie ne Pellwurst auf zwei Füßen. Was ich auch am Herbst mag, sind gemütliche Abende in einem schönen Kaffee. Oder mit heißem Tee auf der Couch. Großartig ist das. Nur leider immer viel zu lang. Jahreszeiten sind wirklich was feines. Aber je ein Monat Herbst und Winter würden mir vollkommen ausreichen. Das würde auch den Krankenkassen zu Gute kommen. Die Leute wären seltener erkältet. Würden weniger deftige Sachen essen und häufiger rausgehen. Na gut. Vermutlich würden sie auch mehr Bier trinken. Und Läufer müssten einen starken Willen haben, um ihr Training nicht permanent gegen Sonnetanken im Park eintauschen würden. Und einen knackigen Apfel zwischendurch gegen ein triefendes Stück Bauchfleisch. Das wäre bei mir zumindest so.
Heute bleibt es aber nicht so kalt. Also kann ich heute Abend beruhigt laufen gehen. Mir geht’s auch schon wieder 1a. Ging’s mir gestern auch. Aber ich wollt’s dann doch nicht ausreizen. Deshalb war gestern Arbeits- und Esstag. Ich will ja nicht eingebildet klingen, aber ich habe gestern wirklich sowas von gut gekocht. Wenn ich was kann, dann ist das Thai-Curry kochen. Yummi. Zartes Hühnchenfleisch, Zucchini, Lauchzwiebeln, frischer Ingwer, Knoblauch und ordentlich Chilli, Kokosmilch, rote Currypaste und weil’s so lecker ist noch eine zweite Sorte Chili. Mooaaaah. Ich dachte am Anfang, das reicht für drei Tage. Aber ich bin froh, wenn ich heute noch davon satt werde.
Apropos heute. Heute sind es noch genau 18,195 Tage bis zum Marathon. Und nach meinen zwei unfreiwilligen Ruhetagen habe ich das Gefühl, ich weiß nicht einmal mehr wie man laufen schreibt. Meine Kondition geht natürlich nicht sofort flöten. Aber man ist durchaus unsicherer, wenn man zwei Tage nicht in seinen Flitzetretern steckte. Wird es mir nach dem Marathon genauso gehen? Kann ich nicht mehr ohne? Dann muss ich mein Hobby echt zum Job machen, sonst komme ich ja gar nicht mehr zum Arbeiten. Schaffe ich den Marathon trotz Laufpause? Komme ich ohne Erkältung durch den nahenden Herbst? Kriege ich Tollpatsch es die letzten drei Wochen hin, nicht vor irgendwelche Türen zu laufen, umzuknicken oder mich sonst wie zu zerstören? Das ist fast noch eine größere Herausforderung als die 42,195 Kilometer selbst.

Meine Startnummer: F2940
Ich habe übrigens eine Mail vom Köln-Marathon bekommen. Mit meiner Startnummer – F2940 – und denn restlichen Infos. Wie aufregend! Am Vortag soll man möglichst schon Chip und „Nummernschild“ abholen, abends gibt’s dann noch kollektives Pastaessen. Mal sehen ob ich da hin will oder lieber meine Nudeln zu Hause vor dem Fernseher kredenze. Das ist bestimmt wie vor einer Klausur, damals in der Schule. Die einen machen sich (und mich) verrückt, ein paar klugscheißern, wieder andere sitzen still in der Ecke, sind alte Marathonhasen und denken sich ihren Teil. Und der Großteil ist zu Hause und hofft, nicht zuviel und nicht zu wenig zu essen und gut schlafen zu können, geht die Strecke noch einmal mental durch und prüft drölfzigtausend Mal, ob auch noch alle Laufklamotten und Schuhe da sind und die Mäuse nicht schon das wertvolle Müsli weggefressen haben. So ähnlich stelle ich mir den Abend vor dem Marathon vor.
Aber zurück zur Email. Wer ist dieser verrückte Herr Marathon eigentlich?
Die Legende geht zurück bis ins Jahr 490 v.Chr. zur Schlacht der Athener gegen die Perser. Als Athen siegte, wurde der flotte Bote Pheidippides von der Schlachthochburg Marathon nach Athen geschickt, um die freundige Botschaft zu verkünden. Etwa 40 Kilometer legte er zurück, kam an mit den Worten „Wir haben gesiegt!“ – und fiel dann tot um. Zu seinen Ehren wurden immer wieder Laufveranstaltungen über diese Distanz verrichtet. Als in späteren Jahren auch in England ein solcher Wettlauf stattfinden sollte, vom Schloss Windsor bis in das Stadion, genau bis zur Loge der Queen, wurde die Strecke spontan auf die krumme Kilometerzahl 42,195 erhöht. Na vielen Dank. Die letzten zweikommanoch Kilometer machen den Lauf sicher nicht spaßiger. Zumindest nicht für die, die mitlaufen…
Übrigens, vielen Dank für die vielen Zuschriften, das Gut-Zureden und die hilfreichen Tipps. Hier mal die Mails von zwei netten Läufern:
geschrieben von actea28, September 14, 2011
Schön, dass Du mit Deinen Schwindelproblem so relativ schnell einen kompetenten Arzt gefunden hast. Ich habe vor 4 Jahren dafür etwa 1 Jahr (und 5 Ärzte mit entsprechenden Anwendungen) gebraucht, um dann selber festzustellen, dass ich mich bei Kälte im Nacken verspanne und dann bei Fehlhaltung (Kopf in den Nacken – wie beim Fahrrad fahren oder beim Warten an der Ampel im Auto) Schwindelanfälle bekomme, bei denen ich hätte kotz.. können. Erstaunlich ist, wie viele Menschen das haben. Es ist nur nicht bis zu den Ärzten durchgedrungen.
Aber was mir schon länger im Kopf herumspukt, ist Deine Liste mit Marshmellows etc.
Wenn Du so etwas nehmen willst, unbedingt vorher bei einem LANGEN Lauf ausprobieren. Nur dann weißt Du auch, ob Du die mit so wenig Feuchtigkeit, wie Du dann im Mund haben wirst, überhaupt verträgst resp. runter bekommst. Für wichtiger halte ich aber, dass man vorher ernsthaft Kohlenhydrate bunkert. Und zwar über mehrere Tage und exzessiv! In jeder Form. Das andere Zeug wird man beim Lauf genug bekommen. Aber für den Kopf ist mitnehmen auch nicht schlecht. Zu Deinem Punkt Vaseline gehört auch der Punkt abkleben. Gerade bei Kälte und nicht ganz so weichem Stoffen, haben viele schon blutige Erfahrungen an Ihren Brustwarzen gemacht. Tut zusammen mit Wasser/Schweiß wirklich weh!
So genug geklugscheißt: der Rest ist Spaß und Laufen. Wie ich gestern erfahren habe, bekomme ich vielleicht noch eine Karte für Kleines (80€ ist mir schlicht zu teuer), mal sehen….
geschrieben von berlifan, September 12, 2011
Ich wünsche Dir viel Erfolg für Deinen ersten Marathon! Und genieße die Athmosphäre in Köln. Wird bestimmt schön. Und im Zweifelsfall lass Deine (eventuelle) Traumzeit sausen, Ankommen (nach Möglichkeit mit einem Lächeln) ist wichtiger…