Noch 21,195 Tage

Anita Horn Mein Marathon

Heute in genau drei Wochen ist es soweit. Ich dachte die Zeit würde so kurz vor dem Marathon schneller vergehen, aber eigentlich hab ich mittlerweile wieder das Gefühl, ich hätte sogar noch Zeit für ein bisschen Tempotraining. Habe gestern also glatt damit angefangen.

Ich bin meine Ur-Strecke gelaufen. Vorbei an Kühen, Maisfeldern und Pferden.

Eigentlich wollte ich drei Runden machen, aber es war ja sowas von brüllend heiß am Nachmittag, dass ich mich für zwei Runden und eine halbe Stunde Treppenlaufen entschieden habe – schön im kühlen Hausflur. Witzig, was für Gespräche man dabei plötzlich mit den alten Nachbarn führt.

Irgendwie bekommt man als Läuferin immer wieder Leidens- und Lebensgeschichten von teils wildfremden Leuten zu hören. „Hach, ich wollte auch mal einen Marathon laufen, aber…“ oder „Oh, ich komme noch nicht einmal zwei Stufen in dem Tempo hoch, weil…“ Dann gibt´s meistens noch eine Runde Respekt mit stets einem Nachsatz. Sowas wie „Aber eigentlich ist so ein Marathon ja auch nicht gesund“. Stimmt vielleicht sogar, aber die Trainingszeit ist das Beste, was mir zur Zeit passieren kann. Ich bin fit wie ein Turnschuh und fühle mich echt wohl, habe immer noch keine Knieprobleme oder Kreislaufschwierigkeiten von meinen schnellen Läufen. Nein, ich denke, es ist gesünder, sich einmal auf einen Marathon vorzubereiten und einmal 42,195 Kilometer auf Asphalt zu laufen, als ein Leben lang auf der Couch zu versauern und sich mit Chips und Schoki vollzustopfen, um dann zu sagen, dass man ja eigentlich auch gerne Sport macht. Machen würde. Wenn die Zeit da wäre… Ja ja…

Das Treppenlaufen ist mir übrigens viel leichter gefallen, als ich dachte. Im Gehtempo bin ich runter, im Eiltempo wieder rauf. Tat sehr gut. Vor allem, weil ich danach bestens von meiner Mama versorgt wurde. Mit frischen Rote-Beete-Obst-Säften, einem köstlichen Essen und frischen Früchtchen als Nachspeise – selbst gepflückt beim Walking.

Selbstgemachter Rote-Beete-Obstsaft

Selbstgemachter Rote-Beete-Obstsaft

Während ich laufen war, ist meine Mama nämlich gegen den Uhrzeigersinn eine Runde Walken gegangen. Wir waren auch oft schon zusammen joggen, aber die Knie wollen ihr einen Strich durch die Rechnung machen. Und Gegenrichtung muss sein – weil sich die andere Richtung für sie falsch anfühlt. Haha. Ich laufe manchmal extra in die komische Richtung, um meinem Gehirn ein bisschen Abwechslung zu bieten. Aber es stimmt, sowas irritiert. Man hat plötzlich kein Zeit- und Raumgefühl mehr, alles sieht verkehrt herum aus. Deshalb habe ich meine erste Laufstrecke meines Lebens wie es sich gehört in ihrer ursprünglichen Form zurück gelegt. Zweimal im Uhrzeigersinn ab dafür.

Abends habe ich mir dann, quasi als Umtrunk auf den letzten Sommertag, noch drei Bier gegönnt. Ich hatte nämlich zehnjähriges Abi-Jubiläum. Rund die Hälfte der alten Stufe war da – und die Hälfte der Hälfte hat mich auf den Marathon angesprochen. Hat mich sehr gefreut und ich garantiere allen, die gerne lesen, wie ich mich quäle, ich werde berichten. So wie immer…