Was für ein Tag!
Gestern war wirklich richtig cool. Und auch endlich wieder erfolgreich. Zum Aufwärmen gab´s aber diesmal nicht irgendwelche Durchbewegungen der Knie und sonstigen Gelenke, um fein meine Synovialflüssigkeit aus den letzten Löchern zu kitzeln (ist diese Gelenkschmiere für ein sanftes Aufeinanderprallen der Knochen eigentlich endlos vorhanden? Oder gibt´s da nur ein bestimmtes Kontingent im Körper und ich muss nach dem Marathon besser damit haushalten? Müssen Leistungssportler unter anderem deshalb mit ihrem Sport aufhören? Weil sie ihre Reserven aufgebraucht haben? Diesen Fragen muss ich noch etwas genauer nachgehen…), sondeeeeeern neue Sport-Action. Ich war gestern nämlich beim Kitelandboarden.

Kitelandboarden in Wanlo
Diese Mischung aus Kitesurfen und Mountain- oder auch Allterrainboard fahren hat´s mir angetan – soviel vorab!
Seit Ewigkeiten haben mein Trainer – unter anderem Deutscher Vizemeister im Freestyle Emmanuel Norman – und ich versucht, einen gemeinsamen Termin zu finden, an dem auch die Windbedingungen stimmen. Gar nicht so leicht. Aber gestern hat´s endlich gefunzt und ich bin mit meinen alten Schonern vom Inline-Skaten ab zum Segelflugplatz Wanlo in Mönchengladbach. Ich habe schon mit dem schlimmsten gerechnet. Schotterpiste. Gnadenloser Asphalt. Aber mich hat eine saftig grüne Wiese und super viel Platz erwartet, perfekt, um mich auf die Nase zu legen. Jetzt muss ich dazu sagen, ich bin nicht bei Null eingestiegen. Kiten gehe ich ja eh. Und ich war auch schon einmal Mountainboardfahren. Downhill den Acker runter, so ein bisschen wie Snowboarden, nur eben ohne Schnee.
Nach den ersten Lenk- und Fallübungen ging´s in Willingen direkt die Mountainbikepiste runter, eine echte Überwindung, sage ich Euch. Aber es hat geklappt. Knie und Hose waren am Ende noch heile. Der Weg zum Kitelandboarden geebnet. Gestern konnten wir also ziemlich direkt einsteigen – nur dass man beim Kitelandboarden natürlich nicht den Berg runter fährt, sondern ein bisschen wie auf Schienen, immer nach rechts und links. Und wenn man nicht aktiv lenkt und die Zehen streckt, dann fährt man durch die leicht nach hinten gelehnte Position automatisch gegen den Wind eine leichte Kurve nach hinten und bremst sich selbst aus. Also vorderes Bein: Zehen runterdrücken. Hinteres Bein leicht anwinkeln und Druck auf die Ferse. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten lief das auch, so wie es sollte. Den Kite – in dem Fall einen Flysurfer, oder eine sogenannte Matte, bin ich vorher auch noch nie geflogen, aber wir haben uns schnell angefreundet und dann ging´s Wrrrrumm nach links, wrrruuuum zurück nach rechts.

Immer die Matte im Blick
Nach den ersten gelungenen Meter wollte ich aber erstmal sehen, wie Kitelandboarden wirklich aussieht, nicht so verkrüppelt wie von mir, Hose auf halb acht und noch etwas zaghaft. Deshalb hab ich Emmanuel eine Runde zugeguckt und festgestellt, dass ich noch eine Menge üben muss.
Bei diesem Anblick hat mich der Ehrgeiz gepackt. Als ich das nächste Mal den Flysurfer in den Händen hatte, wurde ich mutiger und habe mich einfach mal getraut, ein bisschen zu springen. Die Matte war der Hammer! Super Hangtime, ich bin ein, zwei Mal gar nicht mal so niedrig geflogen, Emmanuel hat mich bei den ersten ein, zwei Hüpfern noch festgehalten, dann hab ich mich selbst getraut. Was für ein Gefühl! Wie war das mit „Nur fliegen ist schöner!“???? Fliegen ist der Oberhammer!!! Ich war high, im räumlichsten Sinne des Wortes. Wie cool! Und ich bin sogar halbwegs kontrolliert wieder gelandet. Meine Zurückhaltung hab ich in den Wind geschickt und dann bin ich noch ein paar Mal gehüpft, Tempo holen, einlenken, Bar ranziehen, hoch die Kiste! Genial!
So sah das bei mir natürlich noch nicht aus. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ich habe heute Morgen direkt einmal im Internet recherchiert und ein paar Flysurfer-Verkäufer angeschrieben. Ein Mountainboard werde ich wohl auch noch irgendwie auftreiben können und dann mache ich die Rheinwiesen oder meinen schnuckeligen Park um die Ecke unsicher.
Erst einmal laufe ich aber wie geplant meinen Marathon. Mein Knie steht mir dabei zum Glück auch nicht mehr im Weg. Ich war gestern so motiviert nach dem Kitelandboarding-Experiment, dass ich danach – kaum zur Haustür reingekommen – in meine Laufsachen gesprungen bin und mich auf gemacht habe, um meine verpassten 12 Kilometer zu laufen. Und gestern haben die anderen Läufer mich nur von hinten gesehen. Mein Knie hat nicht einen Mucks gemacht und ich war in Bestform. Nur 20 Sekunden langsamer als letzte Woche bin ich nach 1:00:08h „ins Ziel“ gekommen.
Geht doch. Warum nicht gleich so. Der Tag hat mich echt gerettet. Jetzt fiebere ich dem Marathon wieder freudig entgegen.

Happy nach dem fantastischen Lauf
Heute mache ich allerdings nochmal Laufpause und gehe endlich wirklich zur Massage.