Diese Ruhetage sind ja ganz nett. Aber eigentlich würde ich viel lieber laufen. Oder sonstigen Sport machen. Mich bewegen. Ausruhen ist langweilig. Aber es wird schon Sinn machen, was mein Trainingsplan da vorsieht.
Ich bin ganz überrascht. Der gestrige Morgen nach meinem bisher längsten Lauf des Lebens war gar nicht so schlimm. Außer, dass ich nicht ausgeschlafen war, weil ich ersten alle zwei Stunden pieseln musste, vom ganzen Trinken vor, während und nach dem Lauf. Und zweitens, weil meine Beine nachtsüber doch etwas Kasperletheater gespielt haben. Irgendwie gab es keine richtige Position, um entspannt einzuschlafen. Und das obwohl ich sie von Zehenspitzen bis Oberschenkel ordentlich mit Latschenkiefer eingeschmiert habe. Zur Durchblutungsförderung und Erholung. Naja, mit Erholung war nicht soviel. Ich schätze mal, mein Nervensystem war etwas überfordert. So plötzlich so lange am Stück liegen? Unverschämtheit. Aber naja, dafür hat es heute Nacht doppelt gut funktioniert. Abgesehen von meinen komischen Träumen (Insektenplage in meiner Wohnung, eingesperrt in einem Auto in Spanien und danach noch Wellenreiten in Afrika). Ich weiß aber auch, warum ich heute Nacht so tief geschlummert habe. Ruhetage sind nämlich nicht nur zum Ruhe tanken, sondern auch zum Energie tanken gut. Das habe ich gemacht. In Form von zwei riesen Portionen übrig gebliebenen Tortellini mit Hähnchenbruststücken, angebratenem Gemüse, Feta und Peperoni. Davor ein halbes Kilo Weintrauben, danach drei Schokoriegel, dazwischen Pfirsichsaft (dieser leckere, dickflüssige Sattmacher), nebenbei ein Schnittchen, ach so ja mittags noch Kartoffelrösti mit Gemüse und Käsekrümeln mit meinem Mitbewohner, zum Frühstück gab´s eineinhalb Brötchen und ein gekochtes Ei… und nicht zu vergessen literweise Wasser, Apfelschorle und ein Glas Cola. Man, ich hatte den ganzen Tag lang Brand wie eine chinesische Bergziege! Und so sitt und satt wie ich nach all dem Zeug war, war es kein Wunder, dass ich wie ein Baby schlafen würde.
Aber vor der wohl verdienten Nachtruhe stand erst noch ein bisschen Krimskrams an. Ich hab im Moment das Gefühl, dass mein ganzer Körper komplett auf den Marathon ausgerichtet ist. Ich kann mich auf fast nichts anderes konzentrieren. Dazu gehört auch die Arbeit. Es fällt mir total schwer bei der Sache zu bleiben. Zudem hat mir gestern ein Schnittprogramm wirklich Stress gemacht, ich musste ein Projekt viermal neu anfangen, ich bin fast geplatzt vor Wut. Ist doch klar, dass ich da lieber früher aufhöre, und dafür die Streckenabschnitte für den Marathon planen will. Naja, wollte. Letztendlich habe ich selbst das nicht gemacht, sondern eineinhalb Stunden telefonieren, dabei noch ein bisschen was gegessen und die Beine hoch gelegt. Aber heute plane ich meine hoffentlich anwesende Jubelgemeinde für die kritischen Kilometer ein. Das ist sogar ein bisschen mentales Jogging. Ich habe mir sogar überlegt, die Marathonstrecke heute mal mit dem Fahrrad abzufahren. Ich bin mir nur noch nicht sicher, ob das gut oder völlig kontraproduktiv ist. Ich glaube, wenn man so Ecken hat, an denen man absehen kann, wie weit es noch nicht, und sich nicht nur auf die Kilometerangaben am Straßenrand verlassen muss, ist das gar nicht mal so schlecht. Mal sehen. Eigentlich stehen 15 Kilometer und Stretching auf meinem Trainingsplan. Vielleicht gehe ich aber auch einfach Bouldern. Mit einer Freundin, die übrigens bei Kilometer 30 am Versorgungsstand steht. Ich freu mich jetzt schon auf sie. Aber bevor ich mir überlege, was ich heute so sportliches treibe, trinke ich erstmal einen Kaffee zum Klarkommen.
Ach und was ich heute eigentlich echt noch irgendwie unterbringen könnte, wäre eine ausgiebige Thai-Massage. Das ist eine ausgezeichnete Idee von mir. Hab´s mir schließlich auch verdient…