Gestern war Ruhetag. Die Ruhe vor dem Sturm. Heute kommen die ersten kleinen Böen namens Krafttraining. Morgen bin ich dann fällig. Mein 30-Kilometer-Lauf steht an. Entlang des Rheins. 15 hin, 15 zurück. Und das, so wie es im Moment aussieht, bei Regen. Naja, dafür kommt Nadine mit dem Fahrrad mit, mit Wasser und Bananen im Körbchen. Und wenigstens wird mir dann nicht so ultrawarm beim Laufen. Und die Rheinpromenade ist nicht so überfüllt mit Sonntagsspaziergängern. Auch nicht allzu überfüllt dürfte heute das Fitnessstudio sein. Bei dem Wetter werden sich wohl nur die wenigstens zwischen Beinpresse und Butterfly verirren. Nur Nadine und ich werden dann alleine die Hanteln schwingen.
Niemand wird uns den Platz an einem Gerät versperren. Niemand wird uns komisch angucken, weil wir zuviel oder zu wenig Gewicht stemmen. Wir tun etwas für uns, ganz alleine. Bodyshaping. Bauch, Beine, Arme. Wie ich ja mittlerweile weiß, werden die Arme viel zu sehr unterschätzt und nicht ansatzweise ausreichend gewürdigt. Das werde ich heute ändern. Sie bekommen heute eine Extraportion Aufmerksamkeit im schönen, klimatisierten Fitnessstudio. Danach schmeckt das Malzbier im Biergarten außerdem dreifach gut. Ja, Malzbier. Ich versuche bis zum Marathon wirklich gesund zu leben. Schokolade und Alkohol gibt´s nur an meinen Schweinetagen. Die sind einmal im Monat. Eigentlich. Gestern war so ein Schweinetag. Und nächste Woche wird auch noch einer sein, da steht eine Party an, die ich mir nicht entgehen lassen kann…
Was soll´s… Schoko-Sahne-Pudding nach dem Essen, ein paar Bierchen am Abend… Es lohnt sich schließlich nur, etwas für die Linie zu tun, wenn man ab und zu auch etwas dagegen tut. Oder? Ansonsten achte ich wirklich sehr auf gesundes Essen. Obst und Gemüse.
Kraftfutter.
Und noch ein bisschen was extra. Neulich, nach meinem 23-km-Lauf, habe ich nämlich doch sehr meine Wadenmuskulatur gemerkt. Deshalb helfe ich seitdem ein bisschen mit Magnesium und Calcium nach.
Eigentlich stehe ich überhaupt nicht auf Nahrungsergänzungsmittelchen. Aber ich komme doch immer mehr an meine natürlichen Grenzen. Und Magnesium kann ja jetzt nicht schaden, denke ich. Ich finde Leute, die zum Frühstück eine Puddingschnecke essen, nachmittags Torte mit Sahne und abends eine Fertigpizza und einen Liter Cola vertilgen und dann Vitamintabletten nehmen etwas kurios. Aber ich achte schließlich auf mich und meinen Körper. Und dann ein wenig nachzuhelfen mit Tabletten, die die gesunde Ernährung ergänzen, weil der Körper wirkliche Grenzerfahrungen macht, ist wirklich nicht verwerflich. Ich habe mir meine Gedanken dazu gemacht. Fertig. Aus.
Gedanken zu mir machen sich übrigens auch einige andere. Voll gut. Vorhin ruft eine Freundin an und fragt „Na, bist du schon aufgeregt?“ Ich so: „Wovor? Ich hab doch noch einen Monat!“ Da hat sich wohl jemand mit dem Datum verkloppt. Aber ich find´s großartig, dass meine Freunde sich für mein Vorhaben interessieren, nachfragen, wie das Training läuft, erzählen, dass sie ja eigentlich auch mal einen Marathon laufen möchten und Tipps haben wollen, wie man mit dem Training anfangen und es vor allem durchziehen kann. Da helfe ich natürlich gerne – und muss regelmäßig aufpassen, dass ich nicht allzu sehr ausschweife. Denn wenn ich einmal anfange zu erzählen, von meinen ersten Gedanken überhaupt so einen Wettbewerb mitzumachen, mich anzumelden und dann von meinen ersten Trainingseinheiten, dem inneren Schweinehund, dem Nervenflattern, dem Null-Bock-mehr, den schmerzen und dann doch wieder den Erfolgen, den Glücksgefühlen und dem herrlichen Nebeneffekt, dass ich mich im Moment sauwohl in meinem Körper fühle, dann kann das schon mal ausarten. Also fragt mich, liebe Leute, aber bringt Zeit mit!
So, und jetzt geht´s erstmal Richtung Supermarkt. Nachschub für morgen kaufen, damit ich nach dem 30-Kilometer-Lauf auch ordentlich nachtanken kann. Ich freu mich schon – auch auf´s Fitnessstudio gleich. Nadine müsste jeden Moment hier sein.