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Anita Horn Mein Marathon

28.August
Sonntag. Aber garantiert kein Ruhetag. Der Lauf von gestern wirkt jetzt noch nach. Sowohl was das gute Gefühl angeht, als auch den Hunger. Ich frühstücke für mindestens zwei Leute heute. Danach gönne ich mir aber erstmal Ruhe. Ein bisschen Erholung muss schließlich auch sein. Ich wende mich also vom Bauch auf den Rücken zurück auf den Bauch, schmiere mich mit Sonnenschutzfaktor 20 ein und lasse die warmen Sonnenstrahlen wie bei meiner Lieblings-Thai-Massage meine Muskeln lockern. Ich bin ziemlich k.o. Aber auch sehr zufrieden.

Dass ich heute eigentlich 24 Kilometer auf dem Plan stehen habe ignorieren ich. So gut kenne ich mich hier ja dann doch noch nicht aus. Und für so eine lange Strecke ist es dann vielleicht doch zu warm. Sowas wie nen Kiosk gibt es hier nicht, und beim Einfahren mit dem Auto ist mir bisher keine Tankstelle in unmittelbarer Nähe aufgefallen. Ein so langer Lauf wäre leichtsinnig. Was wäre, wenn noch jemand auf den einsamen Landstraßen entführt? Oder eine wildes Pferd von den Koppeln rennt mich über den Haufen? Dann wäre der Marathon für mich gestorben. Und ich hab ja nicht einmal eine Rücktrittsversicherung. Nein, nein, das lasse ich schön bleiben.

Aber nur chillen am Pool ist auch nicht so meins. Zumindest laut meines Gewissens. Also schnüre ich kurz vor Sonnenuntergang doch wieder meine Brooks und mache mich auf den Weg.

Gleiche Strecke wie gestern. Nur diesmal anders herum. Für das Quäntchen Abwechslung. Und ohne Umgebungsplan. Fünf Minuten schneller als gestern komme ich nach knapp einer Stunde wieder am Haus an. Heute war es irgendwie wärmer als gestern. Ich habe Durst für zehn. TrinkentrinkentrinkenmehrtrinjentrinkenWasserdurst. Ahhhh! Lecker. Die Dusche tut ihr übriges. Danach koche ich, esse entspannt vor dem Fernseher und bekomme fast selbst nicht mehr mit, wie ich mir die Zähne putzen und ins Bett falle. Zehn Kilometer müssten das etwa gewesen sein. Keine Glanzleistung, dieses Zeitergebnis. Aber lauft ihr mal bei 35 Grad und entlang eines Golfressorts (hab ich hier entdeckt. Die Wege für die Golfcars sind perfekt zum Laufen!) mit 18 Abschlägen und mindestens halb so vielen Steigungen im ungelogen 45-Grad-Winkel! Ich bin zufrieden. Nicht nur in meinem gerade beginnenden Traum.