26.August
Kiten, laufen, kiten, laufen, kiten, laufen. Ruhetag. Das wäre eine perfekte Mischung. Auf dem Wasser merkt man gar nicht so doll, wie sehr man sich wirklich verausgabt.
Beim Laufen spürt man seinen Körper von Anfang an sehr intensiv. Selbst wenn der Lauf gerade gut läuft, wie von selbst, fast als würde man schweben. Man spürt sich. Ist eins mit seinem Körper, merkt die Lunge atmen, das Herz schlagen, die Beine wie ein Rad fließende Bewegungen machen. Die Arme bewegen sich ganz selbstverständlich mit, schwingen im 90-Grad-Winkel vor und zurück, als würden sie hauptberuftlich Geometrie betreiben. Ich finde, die Arme werden beim Laufen oft unterschätzt und nicht genügend gewürdigt. Sie können einem soviel Arbeit abnehmen. Wer mal versucht hat, die Arme beim Laufen mehr zu strecken, dürfte direkt eine andere Dynamik verspürt haben. Man läuft dann aufrechter, vielleicht sogar ein bisschen schneller. Nur dass es etwas blöd aussieht. Spaziergänger gucken dann schon mal schräg. Marathonis hingegen erkennen sich daran gegenseitig. Spaß macht dieser Laufstil übrigens besonders mit einem kleinen Hilfsmittel, den XCo’s. Sehen aus wie Hanteln, sind abet mit speziellem Granulat gefüllt und wiegen gerade mal 800 Gramm. Sie dienen also nicht als Gewichte, die das Laufen angeblich positiv verstärken sollen. Sonder helfen, gleichzeitig Rumpf und Schultergürtel zu stabilisieren und zu mobilisieren. Tolle Erfindung. Ich habe mit diesen kleinen Wunderwaffen mal eine dreitägige Fortbildung für meinen Trainerschein gemacht, seitdem bin ich Fan! Damit kann man zu Hause auch gut mal ein paar Übungen machen und fühlt sich nach 30 Minuten kaputt, aber wie neu zusammengesetzt. Die Gelenke sind quasi frisch geschmiert und der nächste Lauf ohne XCo’s scheint garantiert noch fluffiger.
Wo ich übrigens mein Switch-Training angesprochen habe – heute ist also wieder kiten an der Reihe. Leider muss man selbst in Spanien und Portugal dem Wind hinterher fahren. Es ist uns offensichtlich nicht gegönnt, am Strand direkt vor der Nase Kitebedingungen vorzufinden. Also ab ins Mietauto. Eineinhalb Stunden Weg. Der Spot: eine vollgelaufene Bucht, umschlossen von Dünen und Bergen, mit vielen kleinen und größeren Sandbänken darin und einer schmalen Wasserzunge, die direkt ins offene Meer führt. Die Bedingungen hier: viele Böen, viele Windlöcher.
Nach einer halben Stunde verliere ich den Spaß und verbringe den restlichen Nachmittag damit, das Kiten zu verfluchen, mich über mein schnelles Aufgeben zu ärgern und den anderen Kitern beim Starten und Landen ihrer Schirme zu helfen. Ich von unausgelastet, sauer darüber, dass ich meine Laufsachen nicht dabei habe und ich habe Hunger. Eine explosive Kombination, die ich auf dem Rückweg auf der Autobahn auslasse. Ich will wieder laufen. Und das mehr als nur 30 Minuten und ohne 35 Grad Außentemperatur. Einfach Schuhe an und vor der Haustür los.