25.August
Was für ein Tag! Der Wind gestern war perfekt! 13-14 Knoten, total konstant. Dazu ein riesen Stehrevier und kaum Kiter auf dem Wasser! Gut drei Stunden waren wir ununterbrochen draußen!
Als der Wind weniger wurde und die Beinmuskulatur langsam eine Pause wollte, war auch gut. So lange und noch ein halbes Mal mehr soll ich joggen? Ohne erfrischendes Meerwasser um mich herum, in das ich mal fallen kann? Oder diese geniale Geschwindigkeit, die für etwas Fahrtwind auf der besonnten Haut sorgt? Na prima, das war ja ein toller Einfall von mir. Naja, wenigsten kann ich auf einigen Streckenabschnitten auf den Rhein gucken. Besser als der trockene Asphalt in Nippes. Ich hoffe, dass viele Leute mich anfeuern. Familie, Freund, Freunde, Unbekannte. Bei meinem bisher längsten Trainingslauf von 23 km vor rund vier Wochen habe ich bei Halbmarathondistanz gemerkt, wie wichtig wohl das Publikum sein wird. Alleine, ohne Applaus, ausreichende Versorgungsstände und animierender Musik stehe ich den Marathon nie im Leben durch. Ich hoffe, die guten Zurufen und das Adrenalin werden mich tragen. Gibt es eigentlich wirklich Leute, die Schummeln? Oder aufgeben? Oh je, ich hoffe, ich knicke nicht um, laufe mir eine mörderische Blase oder klappe zusammen. Ich will durch das Ziel! Verdient, erkämpft, k.o. Die Zeit ist mir eigentlich egal. Hauptsache ankommen…
Apropos ankommen – bei mir kommt gerade der Gedanke an, dass es in rund fünf Wochen soweit ist. Fünf Wochen, vier Monate Training. Jahrelanges Vorhaben. Verrückt! Ich hab gerade Bewegungsdrang! Will meine Vorfreude ablaufen! Schuhe an, aufwärmen bei 35 Grad, in einer Stunde geht die Sonne unter. Die beste Zeit zu laufen. Brustgurt um, Pulsuhr auch – Batterie tot. Na super. Dann halt ohne. Ich höre einfach auf meinen Körper. Nicht die ganze Zeit, denn ein Teil von mir würde jetzt viel lieber in den Pool springen, der seit drei Tagen zu unserer Unterkunft zählt.
Aber nix da, erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Hätte ich nur mal daran gedacht, dass der Süden der Iberischen Halbinsel eher hügellastig ist und die Brise vom Meer meist in der ersten noch so kleinen Bergkette hängen bleibt. Nach wieder nur langen 30 Minuten und gefühlten drei ausgeschwitzten Litern kann ich der Verlockung des Pools nicht mehr standhalten. Ich hüpfe schnell unter die warme Dusche und dann direkt ins kalte Wasser. So wie im übertragenen Sinne auch beim Marathon. Nur noch fünf Wochen…