22.August
Heute ist der 30.Hochzeitstag meiner Eltern. Zur Feier des Tages schlafe ich erst einmal aus und gönne mir dann ein ausgiebiges Frühstück mit Erdbeer-Bananen-Fertigtrinkjoghurt, Vollkornbaguette und Analogkäse. Was anderes war in diesem spanischen Minisupermarkt nicht zu kriegen. Jetzt muss ich aber erstmal kurz etwas erklären. Ja, ich bin so kurz vor meinem ersten Marathon im Urlaub. Aber auch nur, weil man die richtige Regeneration beim Training nicht verachten sollte. Zudem ist es kein reiner Gammeltrip. Es ist viel mehr eine Kulturreise. Und dazu ein Sporturlaub. Nicht nur, dass ich hier mehrmals die Woche laufen will. Ich werde auch so oft wie möglich surfen. Kiten, um genau zu sein. Und da fängt das Training schon beim Tragen des Equipments an. Ein 9-m²-Kite, die dazu gehörige, sogenannte Bar, mein Board, mein Neoprenanzug und mein Trapez. Dazu eine Flasche Wasser und natürlich ein großes Badetuch, Klamotten zum Umziehen und ein bisschen was zu futtern, für den kleinen Hunger zwischendurch. Alles in allem schleppen ich so gut und gerne zehn Kilogramm mit mir rum. Und je nachdem wo man einen Parkplatz findet, muss das Zeug auch erstmal zum Strand transportiert werden. Wenn die Windbedingungen es dann zulassen muss ich die Tubes des weiß-pinken Schirms dann mit viel Körpereinsatz aufpumpen. Die 25 Meter langen Leinen werden ausgelegt, angeknotet, das Trapez wird angelegt und kurz drauf steht der Kite schon am strahlend blauen Himmel. Ab aufs Wasser! Erst ein Stück bei On-Shore gegen den Wind durch das knöchelhohe Wasser waten (perfektes Warm-Up und grandioses Barfußtraining!) Und dann rauf aufs Board und ab die Post.
Beim Kiten sind Konzentration, Körperspannung und Kraft in den Beinen gefragt. Als Alternativtraining zum ständigen Laufen ist das eine willkommene Abwechslung für meine Knie und man merkt auf dem Wasser gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Training wie im Flug. Ein Traum! Und das sage ich nicht nur so. Ich spreche aus Erfahrung.
Ich habe im März diesen Jahres mit dem Kiten angefangen. Zwei Wochen Kurs in Ägypten – diverse unfreiwillige Bauchflätscher, literweise Rotes Meer und zahlreiche Muskelkater ergaben zusammen mit dem ewigen Zurücklaufen samt Kite und Board durch das in den Fall hüfthohes Wasser in der Lagune Safagas, dass ich trotz absolut keiner einzigen Laufeinheit vier Tage nach diesem Urlaub meinen ersten Halbmarathon absolvieren konnte. Und zwar mit links. Und zusammen mit meiner besten Freundin.
Ich war fit wie ein Turnschuh und fühlte mich hervorragend. Zumindest während des Laufs. Danach taten mir natürlich trotzdem alle Knochen und Knie weh. Und mein Muskelkater am nächsten Morgen hat mich fast daran gehindert, den Weg zu meiner Tube Latschenkiefer im etwa sechs Meter entfernten Badezimmer zu bannen. Aber mein Wille und der unbändige Durst nach einem großen Glas kalten Wasser mit ordentlich Blubber und den Nudelresten vom Vortag war stärker. 2h 15min.
Dafür, dass wir ohne Zeitziel in diesen ersten Wettkampf gegangen bin, war ich mehr als zufrieden und so übermotiviert, dass ich mich unverzüglich für den Köln-Marathon am 2.Oktober angemeldet habe. Ohne Rücktrittsversicherung. Wozu auch? Ich will seitdem ich in meiner Freizeit laufe einen Marathon bewältigen. Und zwar schon immer den in meiner Wahlheimat Köln und vor allem vor meinem 30.Geburtstag. Da mir dafür nur noch dieses Jahr bleibt, führt kein Weg daran vorbei. 71 Euro, One way. Ich bin bereit!